Griechischer Premier bittet nach Zugsunglück um Verzeihung

Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hat die Angehörigen der 57 Opfer des schweren Zugsunglücks in Griechenland um Verzeihung gebeten. Als Ministerpräsident sei er es „insbesondere den Angehörigen der Opfer schuldig, um Vergebung“ zu bitten, erklärte Mitsotakis heute in einer Botschaft an die Nation auf Facebook.

Zugsunglück bei Larissa
Reuters/Giannis Floulis

„Es kann nicht sein, dass 2023 in Griechenland zwei Züge auf derselben Strecke aufeinander zufahren und das von niemandem bemerkt wird“, fügte er hinzu.

Auf der Strecke zwischen Athen und der Hafenstadt Thessaloniki waren am Dienstagabend kurz vor Mitternacht ein Personenzug und ein auf demselben Gleis entgegenkommender Güterzug frontal zusammengestoßen. Es war das schwerste Zugsunglück in der Geschichte des Landes.

Details werfen Fragen auf

Immer mehr Details zu dem Frontalzusammenstoß kommen nun ans Licht – und offenbaren Versagen auf ganzer Linie. Allein schon der Werdegang des Bahnhofsvorstehers, der den entscheidenden Fehler machte und den Personenzug auf die falschen Gleise schickte, wirft unzählige Fragen auf.

Der Mann, der im Laufe des heutigen Tages erneut befragt werden soll, ist 59 Jahre alt – und hatte erst im vergangenen Jahr seine Ausbildung als Bahnhofsvorsteher begonnen, obwohl die Altersgrenze für die Ausbildung bei 42 Jahren liegt, wie griechische Medien berichten. Zuvor arbeitete er als Gepäckträger sowie als Bote im Kulturministerium.

Der Mann hätte also gar nicht erst ausgebildet werden dürfen und war Berichten zufolge völlig überfordert. Auch saß er tagelang ohne einen erfahreneren Kollegen auf dem wichtigen Posten am Bahnhof der Stadt Larisa. Nachdem er den Zug auf die falschen Gleise geschickt hatte, soll er elektronische Hinweise und auch Nachfragen sowohl von einem der betroffenen Lokführer als auch einem Bahnhofsvorsteher an einem der nächsten Bahnhöfe ignoriert haben, berichtet die „Kathimerini“. Minutenlang seien die Züge deshalb ungehindert aufeinander zugerast, bevor es zu dem fatalen Frontalzusammenstoß kam.