Weird Al in Wien: Wenig Quetschn, viele Schmankerln

Bekannt ist er für seine Parodien, egal ob „Eat It“, „Smells Like Nirvana“ oder „Amish Paradise“, und seine irren Polkamedleys wie die „Angry White Boy Polka“, in der er eine ganze Ära zwischen Nu Metal und Rap in fünf knackigen Minuten auf dem Akkordeon zusammenfasst. Seit 40 Jahren steht Multitalent Weird Al Yankovic auf der Bühne, gestern war er zum allerersten Mal in Wien zu Gast.

Und auch wenn seine Ziehharmonika freilich dabei war, war es ein Abend abseits seiner großen Hits, wie er bei dem Konzert im Gasometer gleich selbst vorausschickte. Keine Parodien, keine Polkas – funktioniert das bei einem Publikum, das den Nischen-Pop-Parodie-Star zum Großteil wohl noch nie davor live gesehen hat?

Eigene Songs, eigene Instrumente

Dass er primär seine Originalsongs im Gepäck hatte, störte letztlich aber gar nicht, im Gegenteil – es war eine intime Runde, trotz der über 1.000 Fans im Saal. Und lustig sind seine Originale mindestens genauso – bejubelt wurde „Your Horoscope for Today“, eine bissige Abrechnung mit Sternzeichen, ebenso wie „Don’t Download This Song“, das gut 15 Jahre nach Veröffentlichung schon fast nostalgisch an die Zeit der illegalen Downloadplattformen Napster und Co. erinnerte.

„Weird Al“ Yankovic
ORF/Florian Bock

Mit dabei war neben seiner Band auch ein Vibraslap, ein speziell geformtes Schlaginstrument – das Publikum in Wien würde das toll finden, habe er sich im Vorfeld im Internet informiert. Und tatsächlich wurde jeder Schlag mit großem Jubel quittiert – es war nur einer der schrägen Höhepunkte des Abends.

Der Sog von „Albuquerque“

Musikalisch bewegte man sich meist irgendwo zwischen Rock und Blues, spätestens als er für seinen letzten Song vor der Zugabe, „Albuquerque“, gefühlt 25 Minuten lang verschiedene Donut-Sorten aufzählte, entwickelte das alles einen gewissen Sog und wurde auch spürbar lauter. Es war eine vielleicht nicht ganz erwartete Wendung des Konzerts – dennoch blieb das Wiener Publikum durchgehend brav auf den Sitzplätzen sitzen.

Zugabe für alle, die sich anderes erhofft hätten

Mit seiner zweiten Zugabe schickte er dann auch all jene zufrieden heim, die sich von diesem Abend etwas ganz anderes erwartet hatten, und bewegte sich in einem Medley von Elton John angefangen durch die Popgeschichte, seine Coolio-Parodie „Amish Paradise“ inklusive.

In seiner Filmbiografie „Weird: The Al Yankovic Story“ – die freilich auch eine Parodie ist – heißt es an einer Stelle: „Eines Tages werde ich der beste … nun ja, vielleicht nicht der beste, aber wohl der berühmteste Akkordeonspieler in einem sehr speziellen Musikgenre sein!“ Das hat Weird Al bei seiner Wien-Premiere eindrucksvoll bewiesen. Auch ohne „Eat It“ zu spielen.