Afghanistan: Universitäten öffnen ohne Frauen

Die afghanischen Universitäten haben nach der Winterpause wieder geöffnet – allerdings nur für Männer. Das neue Semester sei für junge Frauen eine schmerzhafte Erinnerung daran, wie sehr ihre Welt seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 geschrumpft sei, schreibt die BBC.

Seit Monaten werden die Rechte von Frauen in Afghanistan drastisch eingeschränkt, so ist etwa der Besuch von öffentlichen Parks und Fitnessstudios untersagt. Vor allem im Bildungsbereich gab es zuletzt in mehreren Etappen gravierende Einschnitte.

Zuerst wurde Mädchen der Schulbesuch über die sechste Klasse hinaus untersagt, im Dezember wurden Frauen in einem weiteren drastischen Schritt von den Universitäten verbannt.

Protest afghanischer Frauen
APA/AFP/Atif Aryan

Kleine Proteste und Aufforderung zum Boykott

Anlässlich des Frauentages gingen heute auch in der Hauptstadt Kabul Frauen auf die Straße, um für ihre Rechte auf Bildung einzustehen – die Demonstrationen seien aber schnell aufgelöst worden, schreibt die BBC. Auf Social Media machten Videos die Runde, in denen Studentinnen auf der Straße vor der Universität Kabul saßen und Bücher lasen.

Einige von ihnen hätten eine Erklärung veröffentlicht, in der sie die männlichen Studenten aufforderten, den Unterricht zu boykottieren, bis die Universitäten für alle geöffnet werden, berichtet die BBC. Laut einem Gerücht könnte das Ausbildungsverbot am 23. März, dem offiziellen Beginn des akademischen Jahres, aufgehoben werden – das ist Medienberichten zufolge aber unwahrscheinlich.

Protest afghanischer Frauen
APA/AFP

In einem Interview mit der BBC sagte der Außenminister der Taliban, Amir Khan Muttaqi, dass es „einige Mängel“ bei der Beschäftigung und Ausbildung von Frauen gebe. Es sei aber nicht so, „dass alles geschlossen ist“. Immer noch würden Frauen in den Ministerien arbeiten. Man wolle „die Probleme“ lösen, die Welt müsse Geduld haben.

UNO: Ausschluss kolossaler Akt der Selbstbeschädigung

Die Behandlung von Frauen und Mädchen durch die Taliban hat die internationale Gemeinschaft empört und Afghanistans Isolation zu einer Zeit verstärkt, in der die Wirtschaft des Landes zusammenbricht. Die Hälfte der Bevölkerung zu Hause einzusperren, während in dem Land eine der größten humanitären Krisen weltweit herrsche, sei ein „kolossaler Akt nationaler Selbstschädigung“, schrieb die UNO heute in einem Bericht.

Frauen von der Bildung auszuschließen erhöhe die Gefahr von früher Verheiratung, Armut und häuslicher Gewalt. „Die Rechte von Frauen und Mädchen müssen wiederhergestellt werden, um ein inklusives, friedliches und hoffnungsvolles Afghanistan zu erreichen“, so die UNO.