Tschechien: Polizei fahndet nach Rennpferd von Kadyrow

In Tschechien fahndet die Polizei intensiv nach einem gestohlenen Pferd, das dem tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow gehören soll. Unbekannte Täter hätten den Hengst vermutlich in der Nacht auf Samstag aus seinem Stall in Krabcice entwendet, teilten die Behörden mit. Der Wert des Zuchttieres werde auf mindestens 17.000 Euro geschätzt.

Das 16 Jahre alte ehemalige Rennpferd, ein Brauner, trage auf der Stirn einen unregelmäßigen weißen Fleck in Sternform. Eine Sprecherin des Finanzministeriums in Prag bestätigte dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dass sich der Hengst Zazou tatsächlich im Besitz Kadyrows befunden habe. Es gehöre zu den Vermögenswerten, die aufgrund von EU-Sanktionen eingefroren worden seien – in dem Fall schon 2014.

Foto eines gestohlenen Pferdes in Tschechien
Policie ČR

Kadyrow wütet auf Telegram

Die EU wirft dem Machthaber der russischen Teilrepublik Tschetschenien schwere Menschenrechtsverstöße vor. Kadyrow gilt als enger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der seit mehr als einem Jahr einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt.

Medien in Prag mutmaßten nun, Kadyrow könnte selbst hinter der Entführung von Zazou stehen. Der tschetschenische Machthaber reagierte auf die Nachricht über den Diebstahl entrüstet: „Wo ist die ruhmreiche Polizei mit den demokratisch effizienten und fortschrittlichen Aufklärungsmethoden?“, schrieb er auf seinem Telegram-Kanal.

In Tschetschenien könne man unbeschadet sein Auto offen auf der Straße stehen lassen, in Tschechien hingegen werde ein sanktioniertes Pferd aus dem Stall gestohlen, echauffierte er sich.

Abtransport schon im Jänner 2022 fehlgeschlagen

Seinen Angaben nach kostet das Tier zehn Millionen US-Dollar (rund 9,5 Mio. Euro). Das dürfte stark überzeichnet sein, auch wenn der in Deutschland aufgezogene Hengst 2010 den zweiten Platz im deutschen Galopperderby belegt hatte und insgesamt ein beeindruckendes Preisgeld von 1,2 Millionen Euro anhäufen konnte.

Der tschechische Rundfunk berichtete, dass bereits im Jänner vergangenen Jahres, wenige Wochen vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, versucht wurde, zwei Pferde Kadyrows, Zazou und ein zweites Vollblut, wegzubringen.

Zwei russischsprachige Männer kamen auf dem Gestüt an und behaupteten, sie hätten die Anweisung, die Pferde nach Polen zu bringen, und argumentierten, dass sanktionierte Tiere über die Grenzen gebracht werden könnten, solange sie die EU nicht verlassen. Der Besitzer des Gestüts ließ sich davon nicht beeindrucken und schloss die Ställe ab, um die Mitnahme der Pferde zu verhindern.

Der Pferderennsport gilt als Leidenschaft Kadyrows, er soll unterschiedlichen Schätzungen zufolge 40 bis 100 Pferde in seinem Rennstall haben. 2007 ließ er in seiner Heimat Grosny eine moderne Rennbahn errichten.