Frauen bei einem Protest in Kabul
APA/AFP
Weltfrauentag

Kundgebungen von Kabul bis Wien

Frauen in aller Welt gehen am Mittwoch zum Internationalen Frauentag auf die Straße, um gegen Unterdrückung und Ungleichbehandlung zu protestieren. Selbst in der afghanischen Hauptstadt Kabul versammelten sich rund 20 Frauen, um für ihre Rechte zu demonstrieren. In Istanbul wurde Pfefferspray gegen die Demonstrantinnen eingesetzt.

Seit der Machtübernahme der radikalislamistischen Taliban im August 2021 sind die Rechte der Frauen und Mädchen in keinem Land der Welt so eingeschränkt wie in Afghanistan, heißt es in diesem Zusammenhang am Mittwoch in einem Bericht der Vereinten Nationen zum Internationalen Frauentag.

Am Montag öffneten dort die Universitäten nach der Winterpause wieder – aber nur für Männer. Die EU verhängte am Dienstag erstmals gezielt Sanktionen wegen Gewalt gegen Frauen, die sich unter anderem gegen die Taliban richten.

Demos am Weltfrauentag

Im Rahmen des Weltfrauentages wird am Mittwoch vielerorts demonstriert. In Ländern, in denen die Unterdrückung von Frauen im System verankert ist, sind die Herausforderungen besonders groß.

Außenministerinnen und -minister aus mehr als 20 Staaten riefen die Taliban auf, alle Entscheidungen und Praktiken rückgängig zu machen, die Frauen und Mädchen in der Ausübung ihrer Menschenrechte und Grundfreiheiten einschränken. Die Erklärung wurde unter anderen von zahlreichen EU-Ländern, der Schweiz und der Türkei, dem Vereinigten Königreich und den USA sowie Australien, Japan, Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet. Österreich wird auf der Website des EEAS (Europäischer Auswärtiger Dienst) nicht unter den Unterstützerländern angeführt.

Ausschreitungen in Pakistan

In Pakistan mussten Frauen in mehreren Städten gerichtlich erkämpfen, am Mittwoch auf die Straße gehen zu dürfen. In Lahore versammelten sich trotz eines Verbots rund 2.000 Frauen. „Wir werden nicht mehr schweigend dasitzen“, sagte die Lehrerin Rabail Achtar. „Das ist unser Tag, das ist unsere Stunde.“

In der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, wo sich am Mittwoch Hunderte Menschen ebenfalls den weltweiten Demonstrationen zum Frauentag angeschlossen haben, blockierte die Polizei den Protestzug. Von einem Handgemenge mit der Polizei überschattet war auch eine Kundgebung in Manila, wo ebenfalls etliche Frauen für gleiche Rechte und bessere Löhne auf die Straße gingen.

Frauen protestieren in Manila
IMAGO/ZUMA Wire
Kundgebung in Manila

Pfefferspray in Istanbul

Trotz eines enormen Polizeiaufgebots haben sich auch in Istanbul Tausende Demonstrantinnen anlässlich des Weltfrauentags versammelt. „Wir schweigen nicht, wir fürchten uns nicht, wir gehorchen nicht“, skandierten die Frauen in der Istanbuler Innenstadt. Auch regierungskritische Slogans waren zu hören. Demonstrantinnen forderten den Rücktritt der Regierung. Auch Versäumnisse beim Krisenmanagement waren Thema bei dem Protest: Die Organisatorinnen hielten ein Plakat mit der Aufschrift: „Wir sind wütend, wir sind in Trauer – feministischer Widerstand.“ Die Behörden hatten Märsche, Proteste oder Presseerklärungen verboten. Am Abend setzten Bereitschaftspolizisten Pfefferspray gegen Teilnehmerinnen ein.

Auftakt in Thailand und Indonesien

Die ersten Demonstrationen fanden in der Früh in Thailand und Indonesien statt. Auch im australischen Melbourne forderten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Kundgebung zum Weltfrauentag gleichen Lohn und mehr Sicherheit für Frauen. „Sicher, respektiert, gleichberechtigt“, stand auf einem Transparent bei der Demonstration. Die Demonstrantinnen forderten unter anderem Solidarität mit den Frauen in Afghanistan und dem Iran, wo ihre Freiheiten im vergangenen Jahr besonders hart getroffen wurden.

Protestmärsche und Aktionen gab es im Laufe des Nachmittags und Abends auch in zahlreichen europäischen Ländern. Wien war am späten Nachmittag unter anderem Schauplatz für eine Demonstration für Frauenrechte auf der ganzen Welt. Tausende Menschen nahmen daran teil – mehr dazu in wien.ORF.at.

In Salzburg wurde auf dem Mozartplatz für alle Frauen der Welt getanzt – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Emmeline Pankhurst bei Madame Tussauds

In London enthüllte Madame Tussauds eine Wachsfigur der britischen Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst, die vor 120 Jahren ihren Kampf für das Frauenwahlrecht gestartet hatte.

In den USA waren vor allem Kundgebungen zur Verteidigung des Rechts auf Abtreibungen geplant. In anderen Staaten Nord- und Südamerikas richten sich die Demonstrationen gegen die grassierende Gewalt gegen Frauen und die zunehmende Zahl von Femiziden. Aktivistinnen in Kuba riefen zu einer „virtuellen Kundgebung“ in den Onlinenetzwerken auf, um auf das Phänomen der Frauenmorde aufmerksam zu machen.

Demonstration in Mailand
Reuters/Claudia Greco
Kundgebung zum Weltfrauentag in Mailand

In Israel heben Tausende Frauen mit Menschenketten gegen die geplante Justizreform protestiert. Zum Internationalen Frauentag versammelten sie sich in roter Kleidung an mehr als 50 Orten vom Norden bis zum Süden des Landes, wie die Veranstalterinnen mitteilten.

Gleichstellung „noch 300 Jahre entfernt“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nahm den 8. März zum Anlass, die Frauen zu ehren, „die für die Ukraine arbeiten, lehren, studieren, retten, pflegen und kämpfen“. Er erinnerte auch an diejenigen, die seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor rund einem Jahr „ihr Leben geopfert haben“. Kreml-Chef Wladimir Putin würdigte seinerseits die Frauen, die „ihre Pflicht erfüllen“, insbesondere im militärischen Bereich.

Die Vereinten Nationen befassen sich mit Frauenrechtsverletzungen in Afghanistan, dem Iran und vielen anderen Ländern in einer zweiwöchigen Sitzung der UNO-Frauenrechtskommission. Zum Auftakt hatte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres am Montag beklagt, eine echte Gleichstellung von Frauen und Männern sei „noch 300 Jahre entfernt“.