Drei russische Raketen schlagen bei Karkiw ein
AP/Vadim Belikov
AKW notversorgt

Neue schwere Raketenangriffe auf Ukraine

Die russische Armee hat in der Nacht auf Donnerstag die Ukraine erneut großflächig mit Raketen angegriffen. Ersten Berichten zufolge starben dabei mindestens sechs Menschen. Das Atomkraftwerk Saporischschja musste infolge des Beschusses von der regulären Stromversorgung genommen und mit Dieselgeneratoren notversorgt werden, teilte der ukrainische Betreiber mit.

Die von russischen Truppen besetzte Anlage in der südlichen Stadt Enerhodar werde derzeit über Dieselgeneratoren notversorgt, teilte Enerhoatom Donnerstagfrüh auf Telegram mit. Der Kraftstoff reiche für zehn Tage. Es handle sich bereits um das sechste Mal seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor mehr als einem Jahr, dass das AKW in den Notbetrieb gehen müsse, hieß es.

Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko sprach auf Facebook von einem „barbarischen, massiven Angriff“ des russischen Militärs. Ein Sprecher des russischen Atomkraftwerksbetreibers Rosenergoatom bestätigte der russischen Agentur Interfax die Abtrennung vom regulären Stromnetz. Die von Russland eingesetzten Statthalter bezeichneten den Stromausfall als eine „ukrainische Provokation“.

Ukraine: Neue russische Angriffe

Nach neuem russischem Raketenbeschuss meldet die Ukraine mehrere Todesopfer. Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Angaben des Betreibers vom Stromnetz abgeschnitten.

Region Lwiw: Rakete schlug in Wohngebiet ein

Neben Saporischschja wurden auch andere Landesteile mit Raketen überzogen. Es war die schwerste Angriffswelle seit drei Wochen. Einschläge wurden aus Kiew, der Region Odessa und Charkiw gemeldet, ebenso aus Lwiw, Schytomyr, Winnyzja und Riwne im Westen sowie aus Dnipro und Poltawa in der Landesmitte.

Raketenangriff auf Wohngebiet nahe Lwiw

Bei einer neuerlichen russischen Angriffswelle in der Ukraine sind im Westen des Landes mehrere Menschen getötet worden. In der Region Lwiw schlug im Ort Solotschiw eine Rakete in einem Wohngebiet ein. Mindestens fünf Menschen kamen dabei ums Leben.

In der Ortschaft Solotschiw in der Region Lwiw schlug eine Rakete nach Angaben der Behörden in einem Wohngebiet ein. Fünf Menschen seien getötet worden. In drei Gebäuden sei Feuer ausgebrochen. Aus Dnipro wurde ebenfalls ein Todesopfer gemeldet. Angaben lokaler Behörden zufolge griffen die russischen Streitkräfte die Energieinfrastruktur und Industrieanlagen in der Stadt an.

Klitschko: Alle Angriffe bis auf einen auf Kiew abgewehrt

In Kiew gab es laut Bürgermeister Witali Klitschko im Südwesten der Stadt Explosionen. Es sei eine der längsten Attacken seit Beginn des russischen Angriffskrieges gewesen, sagte Klitschko der deutschen „Bild“-Zeitung (Onlineausgabe). Nach Angaben des Bürgermeisters kamen Kamikazedrohnen und verschiedene Raketen zum Einsatz.

Zerstörte Autos nach russischem Rakentenangriff in Kiew
Reuters/Gleb Garanich
Aufnahme aus Kiew: Die russische Armee überzog die Ukraine mit der schwersten Angriffswelle seit drei Wochen

Dank des deutschen IRIS-T-Raketenabwehrsystems „konnten alle Angriffe bis auf einen abgewehrt werden, durch den kritische Infrastruktur beschädigt wurde. Drei Menschen wurden verletzt“, so Klitschko zur „Bild“. 40 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher in Kiew seien aufgrund der Angriffe aufgrund von Notabschaltungen der Stromversorgung ohne Heizung, teilte die Militärverwaltung Donnerstagfrüh mit.

Stromabschaltungen in Odessa

Der Gouverneur der Region Odessa, Maxym Martschenko, teilte auf Telegram mit, dass ein heftiger Raketenangriff eine Energieanlage in der Hafenstadt getroffen und die Stromversorgung unterbrochen habe. Auch Wohngebiete seien getroffen worden. Der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Synjehubow, sagte, die Stadt und die Region seien von 15 Angriffen betroffen gewesen, auch die Infrastruktur.

IAEA wegen AKW alarmiert

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zeigte sich indes wegen des erneuten Ausfalls der regulären Stromversorgung im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja alarmiert. „Jedes Mal würfeln wir. Und wenn wir das immer wieder tun, dann wird uns eines Tages das Glück verlassen“, warnte IAEA-Chef Rafael Grossi. So dürfe es nicht weitergehen. Es sei höchste Zeit, eine Sicherheitszone um das Kraftwerk einzurichten. Er werde seine entsprechenden Bemühungen fortsetzen.

In einer gemeinsamen Erklärung forderten zahlreiche Staaten des IAEA-Gouverneursrats Russland auf, das AKW zu verlassen. „Die Risiken am Kraftwerk bleiben gefährlich hoch, solange sich russisches militärisches Personal und Rosatom-Personal dort aufhält“, heißt es in der unter Federführung Kanadas entstandenen Erklärung.

Ukraine plant weitere Verteidigung des Donbas

Die Ukraine plant indes ihre nächsten Schritte bei der Verteidigung des Donbas und der Stadt Bachmut. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner abendlichen Videoansprache am Mittwoch, darüber habe er mit Militär und Geheimdienst gesprochen. „Die Front, unsere Verteidigung, der Kampf um Bachmut und den gesamten Donbas. Das ist die oberste Priorität.“ Details nannte er nicht.

Der Präsident appellierte an den Gemeinschaftsgeist der Ukrainerinnen und Ukrainer im Kampf. „Es ist sehr wichtig, dass die Front keine Linie auf der Landkarte ist. Es sind Menschen, es ist Widerstandsfähigkeit, es ist Kampfbereitschaft, es ist gegenseitige Unterstützung, es ist gegenseitige Hilfe“, sagte Selenskyj.