„Er tut, was er will“: Kritik an Johnsons Nichtpolitik

Der frühere britische Premierminister Boris Johnson hält gerne Reden – allerdings nicht in seiner Rolle als Abgeordneter im Unterhaus. Denn dort taucht er selten auf, wie der „Guardian“ heute berichtete. Dass Johnson mit seinen Reden bei privaten Veranstaltungen gleichzeitig Millionen Pfund verdient, stößt auf scharfe Kritik.

„Er ist ein gewählter Abgeordneter, und vielleicht sollte er diese Reden im Unterhaus halten. Boris Johnson macht einfach, was er will. Er macht immer, was er will“, wurde Labour-Politikerin Bridget Phillipson zitiert.

Der frühere Abgeordnete der Konservativen und Gesundheitsminister, Stephen Dorrell, betonte, dass Johnson sich selbst fragen sollte: „Ist er noch in der Politik oder schon im Showgeschäft?“ Sollte er die politischen Debatten noch ernst nehmen, müsse Johnson sie im Unterhaus führen, sagte Dorell, der nun Mitglied der Liberalen ist.

Viel Geld für Reden außerhalb des Unterhauses

Seit jeher unterstützt Johnson einen Plan zur Einführung einer „vernünftigen Grenze“ für Nebeneinkünfte von Abgeordneten. In einem Brief an den Sprecher des Unterhauses, Lindsay Hoyle, erklärte er, dass die Hauptaufgabe eines Abgeordneten darin bestehen sollte, „seinen Wählern zu dienen und ihre Interessen im Parlament zu vertreten“.

Der frühere Premier nahm mit Nebeneinkünften bereits 4,8 Millionen Pfund (5,4 Millionen Euro) ein, seit er Anfang September gezwungenermaßen die Downing Street verließ. Laut Sky News waren es allein im Jahr 2023 rund 3,7 Millionen Pfund.

Nach Angaben des „Guardian“ gibt es keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten des Abgeordneten. Johnson soll alle seine Nebeneinkünfte vorschriftsmäßig angegeben haben. Als Abgeordneter erhält er ein Gehalt von 84.000 Pfund, als ehemaliger Premier eine sechsstelligen Jahresvergütung.