Russische Angriffswelle: Auch Hyperschallraketen im Einsatz

Die russische Armee hat die Ukraine erneut mit Raketen und Drohnen angegriffen. Es gab mehrere Tote, Schäden und Stromausfälle. Angaben aus Kiew zufolge wurden in der Nacht auf Donnerstag 81 Raketen abgefeuert, darunter auch sechs Hyperschallraketen vom Typ Kinschal (dt.: Dolch). Laut einem Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums könne man solche Raketen nicht abwehren.

Moskau nannte als Motiv für die neuen Angriffe Rache für einen ungeklärten Zwischenfall im russischen Grenzgebiet Brjansk vor einer Woche, für den es die Ukraine verantwortlich macht. „Als Antwort auf die am 2. März vom Kiewer Regime organisierten Terrorakte im Gebiet Brjansk haben die russischen Streitkräfte einen massiven Racheschlag geführt“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in Moskau.

Am 2. März hatten die russischen Behörden behauptet, eine ukrainische Sabotagegruppe sei auf russisches Gebiet eingedrungen und habe dort zwei Zivilisten getötet. Präsident Wladimir Putin sprach von einem „Terroranschlag“.

Wieder Sorge um AKW

Das von russischen Truppen besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja wurde wegen der Angriffe erneut von der Stromversorgung abgetrennt und war auf Notstromaggregate angewiesen. Nach wenigen Stunden wurde die externe Stromversorgung wieder hergestellt. Unter anderem in Kiew und Charkiw gab es Ausfälle bei der Strom- und Wärmeversorgung.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zeigte sich alarmiert. Es sei bereits das sechste Mal, dass Europas größtes Atomkraftwerk wegen des Krieges auf Notversorgung umstellen müsse, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi. „Jedes Mal würfeln wir. Und wenn wir das immer wieder tun, dann wird uns eines Tages das Glück verlassen.“ So dürfe es nicht weitergehen. Es sei höchste Zeit, eine Sicherheitszone rund um das Kraftwerk einzurichten.

Slowakei will Ukraine MiG-29 liefern

Die Slowakei will der Ukraine zusammen mit Polen Kampfflugzeuge des sowjetischen Typs MiG-29 zur Verfügung stellen. Das teilte Verteidigungsminister Jaroslav Nad auf Facebook mit. „Ich bestätige, dass Polen offiziell zugestimmt hat, dass wir die MiGs gemeinsam an die Ukraine liefern“, schrieb Nad. Einen konkreten Zeitplan nannte er nicht. Zuvor hatte bereits Polens Präsident Andrej Duda die grundsätzliche Bereitschaft seines Landes erklärt.

Litauen: Russland bereit für zwei weitere Kriegsjahre

Russland ist nach Einschätzung der litauischen Geheimdienste in der Lage, seinen Angriffskrieg in der Ukraine weitere zwei Jahre fortzusetzen. „Wir schätzen, dass die Ressourcen, die Russland heute zur Verfügung stehen, ausreichen würden, um noch zwei Jahre einen Krieg mit der gleichen Intensität wie heute zu führen“, sagte Oberst Elegijus Paulavicius vom litauischen Militärgeheimdienst bei der Vorstellung des Jahresberichts seiner Behörde. Russland werde unter Putin „zunehmend totalitär“ und könne instabil werden, heißt es in dem Bericht. „Im aktuellen sozialen und politischen Umfeld ist die wahrscheinlichste Alternative zu Putins Regime ein anderes autoritäres Regime“, warnen die litauischen Geheimdienste.

Anschlag in Transnistrien: Moldawien dementiert

In der prorussischen Region Transnistrien in Moldawien soll es der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti zufolge einen Anschlagsversuch auf den Anführer der Separatisten gegeben haben. Lokale Sicherheitsdienste in dem von Moskau unterstützten Separatistengebiet hätten das Vorhaben vereitelt. Der moldawische Ministerpräsident Dorin Recean bestätigte die Angaben jedoch nicht. „Wir haben keine Bestätigung für diese Dinge“, erklärte Recean auf einer Pressekonferenz in Chisinau. Auch der ukrainische Militärgeheimdienst SBU wies die russischen Angaben zurück und sprach von „Lügen und Provokationen“ Moskaus.

Die russische Agentur dagegen zitierte Sicherheitsbeamte mit der Aussage, das Attentat auf den Präsidenten der international nicht anerkannten „Republik“, Wadim Krasnoselsky, sei von ukrainischen Geheimdiensten in Auftrag gegeben worden. Die Verdächtigen seien festgenommen worden, sie hätten Geständnisse abgelegt. Demzufolge handle es sich teilweise um ukrainische Staatsbürger. Beim EU-Beitrittskandidaten Moldawien gibt es seit Wochen Spannungen und Sorgen, dass Russland für eine Eskalation in Transnistrien sorgen könnte, wo auch russische Soldaten stationiert sind.

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