Der Öltanker FSO Safer
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Vor Jemen

Rettung für maroden Öltanker rückt näher

Die Vereinten Nationen warnen seit Jahren, dass der völlig marode Öltanker „Safer“ vor der Küste des Jemen auseinanderbrechen und eine Umweltkatastrophe verursachen könnte. Nun ist offenbar eine Lösung in greifbarer Nähe. Die UNO, die sich seit Langem um eine Lösung bemüht, hat nun ein Schiff gekauft, um das Öl abzupumpen.

Die rund eine Million Barrel Rohöl, die vor der Küste des von einem schweren Bürgerkrieg erschütterten Landes in dem rostigen Tanker lagern, sollen so auf das andere Schiff gebracht werden. Dieses von der UNO gekaufte Schiff soll nächsten Monat auf den Weg ins Rote Meer geschickt werden, um das Öl aus der „Safer“ aufzunehmen, sagte Achim Steiner, Chef der UNO-Entwicklungsorganisation (UNDP), am Donnerstag in New York.

Seit 2015 nicht mehr gewartet

Der Tanker ist über eine Pipeline an ein Ölfeld gekoppelt, von dem Terminal aus wurde Rohöl zum Export auf andere Schiffe vor der Küste gepumpt, bis 2015 die Huthi-Rebellen das Gebiet und die Kontrolle über die Region und das Schiff übernahmen. Es wurde seither nicht mehr gewartet. Die Kosten für die Beseitigung der Folgen einer möglichen Katastrophe bezifferte die UNO bereits im Vorjahr auf bis zu 20 Milliarden Dollar (fast 19 Mrd. Euro). Der Schaden für das sensible Ökosystem des Roten Meeres lässt sich wohl kaum beziffern.

„Die Auswirkungen eines Lecks wären katastrophal“, warnte die UNO, die zur Finanzierung einer Rettungsaktion im Vorjahr eine Geberkonferenz abhielt.

UNO kauft Schiff für maroden Tanker „Safer“

Zur Rettung des alternden Öltankers „Safer" vor der Küste des Jemen haben die Vereinten Nationen ein Schiff zum Transfer von rund einer Million Barrel Rohöl gekauft. Es soll laut Achim Steiner, dem Chef der UNO-Entwicklungsorganisation UNDP, im nächsten Monat auf den Weg ins Rote Meer geschickt werden, um das Öl aus der „Safer" aufzunehmen.

Seit 1988 vor Küste des Jemen

Die „Safer“ wurde in Japan gebaut, der Stapellauf war 1976, und unter dem Namen „Esso Japan“ für eine Tochter des US-Erdölkonzerns Exxon in Dienst gestellt. Als „Esso Japan“ fuhr sie unter liberianischer Flagge. 1986 wurde das Schiff an den Jemen verkauft, ein Jahr später in Südkorea zu einem Offshore-Terminal („FSO“ bzw. „FPSO“ für „Floating Production Storage and Offloading Unit“, schwimmende Produktions- und Lagereinheit) umgebaut und liegt seit 1988 vor der Küste des Jemen.

Seit 2004 und dem Aufstand der schiitischen Huthis gegen die Zentralregierung in Sanaa tobt dort ein Konflikt, seit 2014 ein Bürgerkrieg, 2015 übernahmen die Huthi-Rebellen die Macht im Jemen. Damit befindet sich auch die „Safer“ unter ihrer Kontrolle. 2015 wurde das Schiff von ihnen besetzt.

Huthi Rebellen in Sanaa
APA/AFP/Mohammed Huwais
Die humanitäre Situation im Jemen ist durch den Bürgerkrieg seit Jahren verheerend

Streit um Fracht – und niemand fühlt sich zuständig

Seither gab es praktisch keine Wartung mehr, ein Leck wurde notdürftig geflickt, das Schiff rostet vor sich hin. Das Risiko, dass es etwa durch entzündliche Gase zu einer Explosion an Bord komme oder das Schiff überhaupt sinke, werde größer, hieß es immer wieder.

Der Grund, dass so lange nichts passierte: Die Huthis und die von Saudi-Arabien unterstützte Regierung des Jemen streiten um die Fracht und fühlten sich gleichzeitig für das Schiff nicht verantwortlich. 2019 gab es erste Berichte über auslaufendes Öl. Die Fracht ist Dutzende Millionen Euro wert.

In einem Bericht vom Dezember warnte Greenpeace vor ebensolchen Szenarien. Öl könnte durch Korrosion aus dem Tanker ausfließen, Gase, die sich aus der Ladung bilden, könnten sich entzünden, schließlich: Die „FSO Safer“ könnte, ob unabsichtlich oder absichtlich, bei Kampfhandlungen zwischen den vom Iran unterstützten Rebellen und Truppen der gestürzten Regierung beschossen werden und in Flammen aufgehen.

Unterschiedliche Katastrophenszenarien

Die Folgen wären jedenfalls – davor warnen nicht nur die UNO und Greenpeace – verheerend. Mit über 140.000 Tonnen hat die „FSO Safer“ mehr als viermal so viel Öl an Bord, wie nach der Havarie der „Exxon Valdez“ 1989 vor der Küste Alaskas (nach Schätzungen von Exxon an die 258.000 Barrel) ins Meer geflossen waren. Die Ölpest war eine der bisher schlimmsten in der Geschichte.

In einem Greenpeace-Bericht hieß es, die „Safer“ könnte das sensible ökologische Gleichgewicht des Roten Meeres in der Region zerstören, die Auswirkungen könnten bis Dschibuti, Eritrea und Saudi-Arabien reichen. Das Rote Meer beheimatet in der betreffenden Region Populationen von seltenen Korallen, von Walen und Delfinen.

Außerdem würde eine Havarie des Tankers die humanitäre Krise durch den Bürgerkrieg in der Region verschärfen und durch den Ausfall von Häfen die Nahrungsmittelversorgung und durch den Stopp von Entsalzungsanlagen an der Küste die Trinkwasserversorgung für über acht Millionen Menschen in der Region gefährden.