Integrationsstudie: Geschlechterrollen oft differenzierter

Laut einer Untersuchung im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds haben Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich differenziertere Ansichten zum Thema Familie und Rollenverteilung als mitunter angenommen. Befragt wurden dafür mehr als 1.000 Zuwanderer und Zuwanderinnen der ersten und zweiten Generation aus der Türkei, Bosnien, Kroatien, Serbien, Syrien und Afghanistan.

Ein Drittel der Befragten sagte, dass der Mann die Aufgabe hat, Geld zu verdienen, während Frauen sich um Haushalt und Kinder kümmern sollen – ähnlich der Meinung in der österreichischen Gesamtbevölkerung. Oft bleibt auch in den Gruppen der Zuwanderer die Haushalts- und Betreuungsarbeit an den Frauen hängen, wobei syrische Haushalte in schulischen Belangen eher gleichberechtigt sind. Zudem werden Kinder öfter in Aufgaben eingebunden.

Je religiöser, desto weniger progressiv

Bei Befragten aus Afghanistan waren nur 14 Prozent für diese „klassische“ Rollenverteilung, diese Gruppe war öfter progressiv und liberal. Je religiöser die Befragten waren, desto weniger progressiv waren sie. Türkische Zuwanderer und Zuwanderinnen sprachen sich verstärkt für die familiäre Betreuung von Kleinkindern aus, syrische Männer lehnten am ehesten die unabhängige Lebensführung von Frauen ab. Allerdings können syrische und afghanische Zuwanderer auch kaum auf die Unterstützung durch Eltern bzw. Großeltern zurückgreifen.

In der Stichprobe waren afghanische Befragte am stärksten vertreten, gefolgt von Menschen aus Syrien. Beide Gruppen waren häufiger arbeitslos und hatten daher auch ein vergleichsweise geringeres Haushaltseinkommen. Die geringste formale Bildung hatten Menschen aus Afghanistan und der Türkei, afghanische Befragte gaben im Schnitt weniger oft an, religiös zu sein, heißt es in der Studie.

Die Autoren selbst schreiben, dass die Stichprobe bezüglich soziografischer Merkmale der Befragten sowie der Zuwanderergeneration sehr ähnlich der Gesamtbevölkerung in Österreich, in der Größe aber nur bedingt für die gesamte Zuwanderergruppe repräsentativ sei.