Ärger um Verbot der korsischen Sprache

Autonomiebefürworter der französischen Mittelmeerinsel Korsika haben ein Urteil zum Verbot der korsischen Sprache bei Debatten im Regionalparlament der Insel scharf kritisiert.

„Diese Entscheidung läuft darauf hinaus, den korsischen Abgeordneten das Recht zu nehmen, während der Debatten ihre Sprache zu sprechen“, erklärten der Präsident des Exekutivrats der Insel, Gilles Simeoni, und die Präsidentin des Regionalparlaments, Marie-Antoinette Maupertuis, gestern.

„Undenkbar“ und „beschämend“

„Diese Situation zu akzeptieren, ist für uns undenkbar“, fügten sie hinzu. Die korsische Sprache müsse neben dem Französischen einen offiziellen Status erhalten, damit sie „überleben und sich entwickeln“ könne.

Ein Gericht in der korsischen Stadt Bastia hatte entschieden, dass Französisch als einzige Sprache bei der Ausübung öffentlicher Ämter erlaubt ist. Die Regelung des Regionalparlaments, die korsische Sprache in Debatten zuzulassen, sei verfassungswidrig und daher verboten. Das Urteil folgt einer Klage des Präfekten von Korsika, dem höchsten Vertreter der Zentralregierung auf der Insel.

Die Unabhängigkeitspartei Core in Fronte bezeichnete das Urteil im Onlinedienst Twitter auf Korsisch als „beschämend“. Der Chef der Partei der korsischen Nation, Jean-Christophe Angelini, twitterte, die Entscheidung klinge wie eine „Beleidigung“ und nannte sie eine „Ungerechtigkeit und eine Schande“.

Die korsische Sprache ist dem Italienischen ähnlich und hat etwa 150.000 Muttersprachler. Die UNO-Kulturorganisation UNESCO stuft die Sprache als gefährdet ein.