Zwei Männer vor dem Eingang der Silicon Valley Bank in Kalifornien
Reuters/Nathan Frandino
Pleite der Silicon Valley Bank

US-Regierung verkündet Einlagenschutz

Nach der Pleite des US-Start-up-Finanzierers Silicon Valley Bank (SVB) ist die US-Regierung eingeschritten und hat eine Absicherung aller Einlagen bei dem Geldhaus angekündigt. Alle Einlegerinnen und Einleger würden vollständig geschützt und könnten ab Montag auf ihr gesamtes Geld zugreifen, teilten Finanzministerin Janet Yellen, Notenbankchef Jerome Powell und die US-Einlagensicherung (FDIC) Sonntagabend mit.

Eine ähnliche Regelung gelte für die Signature Bank in New York, die am Sonntag von ihrer staatlichen Zulassungsbehörde geschlossen worden sei. US-Präsident Joe Biden sagte, die Menschen brauchten sich um ihre Einlagen nicht zu sorgen. Er kündigte außerdem Konsequenzen für jene an, die die Turbulenzen ausgelöst hätten.

Am Freitag war die auf Start-up-Finanzierung spezialisierte Silicon Valley Bank nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Das hatte weltweit für Unruhe gesorgt.

SVB-Aktien vom Handel ausgesetzt

Bei der 1983 gegründeten SVB war es in den vergangenen Tagen im Zuge von Liquiditätssorgen zu immensen Mittelabzügen gekommen. Die Aktien von SVB waren am Freitag nach einem Kursrutsch aufgrund der akuten Notlage vom Handel ausgesetzt worden.

Vor dem Kollaps der Bank, laut „Los Angeles Times“ dem zweitgrößten seit dem von Washington Mutual (WaMu) 2008, war es zu einem „Bank Run“ gekommen. Risikokapitalgesellschaften und Fonds hätten ihr Geld abgezogen – insgesamt 42 Mrd. Dollar (rund 40,5 Mrd. Euro). Auch andere Banken gerieten an der Börse unter Druck. Die Furcht vor Kreditausfällen im Bankensektor verstärkte sich wieder. Die Probleme der US-Banken sorgten auch an den europäischen Börsen für Verunsicherung.

Regierung: Hilfe für Einleger, nicht Bank selbst

Das US-Finanzministerium, die Notenbank Federal Reserve und die Einlagensicherung FDIC bemühten sich nun, der allgemeinen Nervosität entgegenzuwirken. Das US-Bankensystem sei nach wie vor widerstandsfähig und stehe auf soliden Füßen, hieß es.

Hinweis auf geschlossener Filiale der SVB
Reuters/Krystal Hu
Regierung, Notenbank und US-Einlagensicherung greifen den SVB-Kundinnen und -Kunden unter die Arme

Bei den nun beschlossenen Schritten handle es sich um wichtige Maßnahmen zum Schutz der US-Wirtschaft, indem das öffentliche Vertrauen in das amerikanische Bankensystem gestärkt werde. Steuerzahlende würden „keine Verluste im Zusammenhang mit der Abwicklung der Silicon Valley Bank tragen müssen“, hieß es weiter. Das gelte auch für die Signature Bank.

Eine hochrangige Mitarbeiterin des Finanzministeriums betonte, es gehe bei den Vorkehrungen um Hilfe für die Einlegerinnen und Einleger, nicht um eine Rettung der Banken selbst. Diese seien Risiken eingegangen und müssten die Verluste selbst tragen. Es handle sich nicht um eine Situation wie in der Finanzkrise von 2008.

Yellen schloss staatliche Bankenrettung aus

Yellen hatte zuvor eine staatliche Rettung der Silicon Valley Bank ausgeschlossen. In der Finanzkrise vor einigen Jahren sei die Regierung zwar auf diese Weise eingeschritten, sagte Yellen auf eine entsprechende Frage in einem Interview des Senders CBS. Sie betonte aber: „Das machen wir nicht noch einmal.“

Biden sagte, es gehe bei der nun gefundenen Lösung darum, amerikanische Arbeitnehmenden und kleine Unternehmen zu schützen und das Finanzsystem zu sichern: „Die amerikanische Bevölkerung und amerikanische Unternehmen können darauf vertrauen, dass ihre Bankeinlagen da sind, wenn sie sie brauchen.“

Am Montag werde er sich zum weiteren Vorgehen äußern, um ein widerstandsfähiges Bankensystem aufrechtzuerhalten und die wirtschaftliche Erholung zu schützen, kündigte Biden an. „Ich bin fest entschlossen, die Verantwortlichen für dieses Schlamassel zur Rechenschaft zu ziehen und unsere Bemühungen zur Stärkung der Aufsicht und Regulierung größerer Banken fortzusetzen.“

HSBC übernimmt britische SVB-Tochter

Die britische Tochter der SVB wird unterdessen von der Großbank HSBC übernommen. Die Transaktion erfolgte um die symbolische Summe von einem Pfund. „Diese Übernahme ist für unser Geschäft in Großbritannien strategisch sinnvoll“, sagte HSBC-Chef Noel Quinn. Die britische Notenbank unterstütze die Transaktion und versichere den Kundinnen und Kunden der britischen SVB-Tochter, dass sie Zugang zu ihren Einlagen und zu den üblichen Bankdienstleistungen haben.

Die Transaktion schütze die Einlagen ohne Unterstützung der Steuerzahlenden, sagte der britische Finanzminister Jeremy Hunt. „Der britische Technologiesektor ist weltweit führend und von enormer Bedeutung für die britische Wirtschaft, da er Hunderttausende von Arbeitsplätzen unterstützt“, begründete Hunt den Schritt.

Krisensitzungen in USA und Europa

Die Pleite der SVB schürte weltweit die Sorge vor weiteren Zusammenbrüchen. Der größte Kollaps eines Geldhauses seit der globalen Finanzkrise 2008 sorgte am Wochenende vor allem in den USA und Großbritannien für Krisensitzungen von Politik und Regulierungsbehörden. Fachleute machen die starken Zinserhöhungen in den USA mitverantwortlich für die Probleme der SVB.