Mondfotos: Kontroverse um KI-Einsatz bei Samsung-Telefonen

Im Februar 2020 hat Samsung erstmals ein Mobiltelefon vorgestellt, dessen Kamera über ein 100-faches Zoom verfügen soll. Illustriert wurde das Können des Geräts mit extrem detailreichen Fotos des Mondes, die Produkte der Konkurrenz und sogar professionelle Kameras in den Schatten stellen.

Die Frage, ob die Technologie wirklich hält, was der südkoreanische Konzern verspricht, beschäftigt seither Userinnen und User in Foren und sozialen Netzwerken. Vereinfacht gesagt geht es darum, ob die optischen Komponenten der Kamera für die Qualität der Aufnahmen sorgen oder ob die Bilder digital nachbearbeitet sind.

In Onlineforen wie Reddit wird Samsung vorgeworfen, die Bilder seien „fake“, die Werbung für die hochauflösende Kamera wird als „irreführend“ bezeichnet. Das Unternehmen versichert, keinerlei überlagernde Bilder oder Textureffekte zu benutzen.

KI als Schlüssel

Eingeräumt wird allerdings die Verwendung einer künstlichen Intelligenz (KI) zur Verbesserung von Bildern. Ist beim Aufnehmen eines Fotos mit einem entsprechenden Samsung-Modell die Funktion „Scene Optimizer“ aktiviert, komme eine mit „Hunderttausenden Bildern“ trainierte KI zum Einsatz, teilte Samsung mit.

Hat die Kamera das aufgenommene Objekt – beispielsweise den Mond – als solches identifiziert, werden laut Samsung die Fotodetails verbessert, indem etwa Unschärfen und verschwommene Bereiche reduziert und korrigiert werden.

Die Diskussion, ob die Mondbilder nun „echt“ oder „gefälscht“ seien, ist damit nicht aus der Welt. Der US-Technologieblogger Ray Wong verwies in einem Twitter-Thread darauf, dass das Nachhelfen mit KI bei vielen Geräten bereits Standard ist, ohne für Debatten zu sorgen. Apples FaceTime etwa korrigiere die Blickrichtung bei Anrufen, statt nach unten auf den Screen sieht man sein Gegenüber direkt an.

Für die meisten Menschen sei das Zustandekommen der Fotos auf Smartphones unerheblich, so Wong sinngemäß. HDR-Fotos (High Dynamic Range; Fotos, bei denen unterschiedlich belichtete Teile verschiedener Fotos zusammengefügt werden, Anm.) seien „immer fake“, egal ob auf Android oder iPhone – „und alle haben es akzeptiert“.