Probebohrung in Alaska
AP/ConocoPhillips
„Willow“ in Alaska

Grünes Licht für umstrittenes Ölprojekt

Die US-Regierung unter Präsident Joe Biden hat das Ölbohrprojekt „Willow“ in Alaska genehmigt. Laut einem am Montag veröffentlichten Dokument wird das umstrittene Vorhaben in einer abgespeckten Version umgesetzt. Die Freigabe für das Projekt ist unter US-Präsident Donald Trump erteilt worden, bis ein Gericht die Pläne stoppte. Umweltschutzorganisationen liefen bis zuletzt Sturm dagegen.

Der Energiekonzerns ConocoPhillips hatte den Bau von bis zu fünf Bohrstellen, Dutzenden von Kilometern an Straßen, sieben Brücken und Pipelines beantragt. Der Alaska District Court hob 2021 die erteilte Freigabe des sieben Milliarden Dollar (rund 6,5 Milliarden Euro) schweren Vorhabens aufgrund einer Analyse zu den Auswirkungen auf die Umwelt auf und schickte sie der Verwaltung erneut zur Prüfung.

Das US-Innenministerium genehmigte nun laut einem Bericht der „New York Times“ („NYT“) drei Bohrstellen mit insgesamt 199 Bohrungen im bundeseigenen National Petroleum Reserve Alaska (NPRA). Zwei andere Bohrstellen wurden abgelehnt. Darunter offenbar auch eine, die in der Nähe eines Sees liegt. Zudem werde die Genehmigung für den Bau einer Straße verweigert, die zum vierten Bohrplatz geführt hätte.

Innenministerin war als Abgeordnete gegen Projekt

Die Genehmigung wurde Medienberichten zufolge allerdings nicht von Innenministerin Deb Haaland unterzeichnet, sondern von ihrem Stellvertreter Tommy Beaudreau. Er ist in Alaska aufgewachsen und pflege enge Beziehungen zu den Gesetzgebern des Bundesstaates, hieß es in den Berichten. Haaland hingegen äußerte sich nicht zu dem Projekt. Dieses hatte sie bereits als Kongressabgeordnete abgelehnt.

ConocoPhillips dürfte jedenfalls mit der Entscheidung zufrieden sein. Denn nach eigenen Angaben hätte man mindestens drei Bohrstellen benötigt, damit das Projekt finanziell tragfähig sei. Es sei „die richtige Entscheidung für Alaska und unser Land“, wie der Vorstandsvorsitzende des Energieriesen, Ryan Lance, sagte. ConocoPhillips soll mit den neuen Bohrungen bis zu 180.000 Barrel Öl pro Tag produzieren.

„CO2-Bombe“ in Alaska

US-Präsident Biden hatte während des Wahlkampfs zur Präsidentschaftswahl 2020 gelobt, während seiner zweiten Amtszeit keine neuen Öl- und Gasförderungen auf bundeseigenem Land zuzulassen. Abgeordnete aus Alaska und andere Befürworter des „Willow“-Projekts hatten jedoch auf eine Genehmigung der Regierung gedrängt. Das Milliardenprojekt bringe Tausende Jobs und trage zur Energieunabhängigkeit der USA bei, hieß es. Conoco-Phillips rechnet in der Bauphase mit 2.500 und langfristig mit 300 Arbeitsplätzen.

US-Präsident Joe Biden
Reuters/Jonathan Ernst
Biden hatte in seinem Wahlkampf 2020 mehr Klimaschutz versprochen

Umweltschutzorganisationen führten jedoch an, dass die neuen Bohrungen dem Kampf gegen die Klimakrise widersprechen. „Wenn es genehmigt wird, wäre das ‚Willow‘-Projekt das größte Ölförderungsprojekt auf Bundesland in den USA“, betonte etwa Greenpeace und bezeichnete das Vorhaben als „CO2-Bombe“. Abigail Dillen von der Umweltschutzorganisation Earth Justice kritisierte, das neue Projekt „unterminiert direkt die neue saubere Wirtschaft, welche die Biden-Regierung versprochen hat voranzubringen“.

In den letzten 60 Jahren hat sich Alaska mehr als doppelt so schnell erwärmt wie der Rest der Vereinigten Staaten. Die arktischen Ökosysteme sind in Aufruhr, das Meereis verschwindet, der Meeresspiegel steigt, und der Boden taut auf. Biden versprach, die Emissionen der USA bis 2030 etwa zu halbieren, fossile Brennstoffe durch Solar-, Wind- und andere erneuerbare Energien zu ersetzen und den Schutz für öffentliches Land und Gewässer zu verbessern.

Öl- und Gasbohrungen eingeschränkt

Die Genehmigung des „Willow“-Projekts folgte einen Tag, nachdem die US-Regierung Öl- und Gasbohrungen im Arktischen Ozean eingeschränkt und Erschließungen von 5,26 Millionen Hektar Land im NPRA-Gebiet verboten hatte. Der Schritt wird als Ausgleich für die Genehmigung des „Willow“-Projekts gesehen und schützt ein Gebiet, das eine Heimat für Grizzly- und Eisbären sowie Karibus und Hunderttausende Zugvögel bietet.