Verkauf der Borealis-Düngersparte ohne Auflagen genehmigt

Die Europäische Kommission hat die Übernahme des Stickstoffgeschäfts der heimischen OMV-Chemietochter Borealis durch den tschechischen Agrofert-Konzern des tschechischen Milliardärs und Ex-Premiers Andrej Babis ohne Auflagen genehmigt. Man sei zu dem Schluss gelangt, dass die Übernahme keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken im Europäischen Wirtschaftsraum aufwerfe, teilte die EU-Kommission heute Nachmittag in einer Aussendung mit.

Borealis hatte den Verkauf des Geschäftsbereichs, der Düngemittel, Melamin und technischen Stickstoff umfasst, im vergangenen Juni angekündigt. Der heimische Chemiekonzern und Agrofert sind im Agrar- und Chemiesektor Wettbewerber im Hinblick auf die Herstellung und den Verkauf von Stickstoffdüngern, AdBlue und anderen technischen Stickstoffprodukten.

Ursprünglich war das Closing des 810 Mio. Euro schweren Deals bereits für November 2022 erwartet worden. Die OMV-Chemietochter wollte ihr Düngemittelgeschäft ursprünglich um 455 Mio. Euro an die russische EuroChem verkaufen, die Transaktion platzte aber wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland. Wenige Monate später fand man mit dem Agrofert-Konzern einen neuen Käufer.

Widerstand aus Österreichs Landwirtschaft

Gegen den Verkauf an die Tschechen gab es in Österreich bis zuletzt seitens der Landwirtschaft heftigen Widerstand. Der niederösterreichische ÖVP-Bauernbund nahm am Montag den Entscheid zum Borealis-Deal „zur Kenntnis“ und forderte strenge Schutzmaßnahmen.

„Ein schwerer Schlag für die heimische Wirtschaft, Landwirtschaft und vor allem für die Versorgungssicherheit und damit für ganz Österreich“, so NÖ-Bauernbund-Obmann Stephan Pernkopf und NÖ-Bauernbund-Direktor Paul Nemecek in einer Aussendung. Aus Sicht des Bauernbundes entstehe durch den Zusammenschluss eine monopolähnliche Stellung des Agrofert-Konzerns auf dem heimischen Düngemittelmarkt.

Borealis gehört zu 75 Prozent der OMV, 25 Prozent hält der Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi. Das Unternehmen hat vor zwei Jahren ein Sanierungsprogramm für sein Düngemittelgeschäft abgeschlossen. Agrofert hat Produktionsstätten in Deutschland, der Slowakei und Tschechien.