Sturm auf Kongress in Brasilien: 130 Verdächtige freigelassen

Nach dem Sturm aufgebrachter Anhängerinnen und Anhänger des früheren brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro auf das Regierungsviertel in Brasilia sind 130 Verdächtige vorläufig freigelassen worden. Es bestehe keine Gefahr für die Allgemeinheit mehr, teilte der Oberste Gerichtshof heute mit.

Die Verdächtigen seien bereits angeklagt worden und könnten ihre Prozesse in Freiheit verfolgen. Sie werden demnach mit einer elektronischen Fußfessel überwacht und müssen sich an Auflagen halten. Sie sollen zum Beispiel unter nächtlichem Hausarrest stehen und dürfen keine sozialen Netzwerke nutzen.

Mehr als 1.000 Personen wieder freigelassen

Insgesamt wurden von 1.406 Festgenommenen bisher mehr als 1.000 Personen wieder freigelassen. 392 Menschen befinden sich nach Angaben des Obersten Gerichtshofs weiterhin in Haft, darunter 310 Männer und 82 Frauen. Die Generalstaatsanwaltschaft hat bereits Anklage gegen 919 Verdächtige erhoben, unter anderem wegen Anstiftung zu Straftaten und der Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Kurz nach dem Amtsantritt von Präsident Luiz Inacio Lula da Silva hatten radikale Anhänger des vorherigen Staatschefs Bolsonaro am 8. Jänner den Kongress, den Regierungssitz und den Obersten Gerichtshof in der Hauptstadt Brasilia gestürmt und große Schäden angerichtet.

Bolsonaro hatte seine Wahlniederlage nie ausdrücklich anerkannt und Zweifel am Wahlsystem gestreut. Seine Anhänger blockierten immer wieder Landstraßen, kampierten vor Kasernen und forderten eine Militärintervention zugunsten des abgewählten Präsidenten.