Filmszene aus „Scream 6“ mit Jenna Ortega und Melissa Barrera
IMAGO/Everett Collection
„Scream 6“

Kulthorror mit Rekordstart

Während alle auf die Oscars geschaut haben, ist in den US-Kinos und auch hierzulande der sechste Teil der Horrorreihe „Scream“ angelaufen – und das mit einem unerwartet großen Erfolg. Keiner der fünf vorigen Teile der Genreparodie lockte in den USA so viele Leute zum Auftakt ins Kino. „Scream 6“ mit Jenna Ortega und Melissa Barrera übertraf damit alle Erwartungen.

44,5 Millionen US-Dollar (41,5 Mio. Euro) spielte die neueste Ausgabe laut Studioschätzungen am Startwochenende allein in den USA ein. Die Koproduktion von Paramount Pictures und Spyglass Media Group spielte damit deutlich mehr ein als der bisher beste Kinostart der Serie. Den hielt bisher „Scream 2“ von 1997 mit 32 Mio. Dollar. Das starke Premierenwochenende zeigte einmal mehr, dass das Horrorgenre zu einer der wenigen fixen Banken für Studios für finanziellen Erfolg geworden ist.

Das nunmehrige Revival erfolgte nach mehr als einem Jahrzehnt. Insgesamt ist die Horrorfilmreihe mehr als ein Vierteljahrhundert alt. Bald acht Jahre ist Wes Craven tot, als Regisseur verantwortlich für die „Scream“-Teile eins bis vier. Beliebt ist die Reihe bis heute, der 5. „Scream“ bekam 2022 gute Kritiken.

Filmszene aus „Scream 6“
picturedesk.com/Everett Collection/©Paramount
Ghostface in Aktion

Lustvolles Spiel mit Referenzen

„Scream 6“ führt das selbstreferenzielle Spiel der früheren Teile freudig fort – gleich zu Beginn muss eine Filmprofessorin in einer famos inszenierten Sequenz ihr Leben lassen, nachdem ihr zuvor am Telefon (man kennt das) unter anderem die Frage gestellt wurde, was denn ihr Lieblingsgruselstreifen sei.

Hier zeigen die Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett (die auch für den Vorgänger von 2022 verantwortlich sind) mit ganz einfachen und doch höchst wirkungsvollen Mitteln (Klassiker: die dunkle Gasse), was sie können. Es ist eine gelungene Mischung aus Gruseln und Spaß.

Viele Versatzstücke

Der erste „Scream“ war eine kuriose und faszinierende Mischung aus Gruselfilm, Kriminalstück und Komödie, ein schlaues Spiel mit all jenen Versatzstücken, die den US-Horrorstreifen so genial wie gleichzeitig vorhersehbar machen. Aber, und das gilt auch für die nun lancierte Fortsetzung: Genießen kann man „Scream“ auch, wenn man weder Hitchcocks „Psycho“ noch Cravens „A Nightmare on Elm Street“ gesehen hat, wenn einem John Carpenters „Halloween“ ebenso wenig sagt wie Brian De Palmas „Carrie“.

Wechsel nach New York

Im sechsten Teil des Horrorfranchise jedenfalls lassen die vier Überlebenden der jüngsten Mordserie des berüchtigten Ghostface-Killers ihre Heimatstadt Woodsboro hinter sich, um in New York ein neues Kapitel aufzuschlagen. Sie teilen sich eine WG mit weiteren Mitbewohnern – lange freilich währt es nicht, das studentische Hochgefühl (inklusive exzessiver Partys). Der Ghostface-Mörder (oder sind es mehrere?) treibt auch im „Big Apple“ sein lustvolles Angstspiel.

Und das in einer Stadt, in der sowieso gerade alle mit Horrormasken unterwegs sind, ob auf der Straße oder in der Metro: New York feiert Halloween; in der berühmtesten Großstadt der Welt tummeln sich lauter vermeintliche Killer … Bei allen Schwächen zeigt auch diese Fortsetzung, warum es sich beim Horrorfilm um ein faszinierendes und bei allen Klischees schlichtweg nicht totzukriegendes Genre handelt.