Kroatische Schriftstellerin Dubravka Ugresic gestorben

Die kroatische Schriftstellerin und Essayistin Dubravka Ugresic ist im Alter von 73 Jahren in Amsterdam gestorben. Das berichtete die kroatische Nachrichtenagentur HINA unter Berufung auf den Verlag Multimedijalni Institut in Zagreb, der ihre Bücher in Kroatien herausgab. Ugresic trat als scharfsinnige Kritikerin von Nationalismus und Chauvinismus jeder Art hervor.

Dubravka Ugresic
IMAGO

1993 verließ sie ihre zwei Jahre zuvor unabhängig gewordene Heimat. Sie lebte in den USA und zuletzt in den Niederlanden. Für ihre unbestechliche und ablehnende Haltung gegenüber der damals vorherrschenden nationalistischen Politik wurde sie in Kroatien stark angefeindet. Unter dem Präsidenten und Staatsgründer Franjo Tudjman (1922–1999) entfesselten die staatlich gelenkten Medien Verleumdungs- und Hasskampagnen gegen die Schriftstellerin.

Kroatien, eine ehemalige jugoslawische Teilrepublik, hatte sich im Krieg gegen den Angreifer Serbien (1991–1995) behauptet, aber auch selbst Kriegsverbrechen an serbischen Zivilisten begangen.

Viele Bücher von Ugresic wurden ins Deutsche übersetzt. Unter anderem erschienen von ihr die Romane „Das Ministerium der Schmerzen“ (2005) und „Baba Jaga legt ein Ei“ (2008) sowie die Essaybände „Keiner zu Hause“ (2007) und „Karaokekultur“ (2012). 1999 erhielt sie den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur, 2000 den Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste (Berlin) und 2012 den Jean-Amery-Preis für europäische Essayistik. In ihren Arbeiten besteche Ugresic „durch brillante intellektuelle Analysen gegenwärtiger Probleme, die uns alle angehen“, hieß es in der Begründung der Jury für die Zuerkennung des Amery-Preises.

Mayer: „Ihre Stimme wird fehlen“

„Dubravka Ugresic hat in großer Klarheit gegen den Krieg und den wachsenden Nationalismus ihrer Heimat Kroatien angeschrieben. Öffentlicher Ächtung ausgesetzt und gebrandmarkt als Verräterin verließ sie 1993 ihre Heimat. Im Exil schreibt sie mutig, ironisch und mit viel Mitgefühl über ihre verlorengegangene Heimat und berührt uns Leserinnen und Leser zutiefst“, reagierte Österreichs Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) auf die Todesnachricht. „Dubravka Ugresics Stimme wird fehlen, ihre publizistische Kraft gegen Krieg, Gewalt und Nationalismus lebt in ihren Büchern weiter.“