OeNB-Chef Holzmann: Keine Gefahr für Krise wie 2008

Der Chef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, versucht nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA und den Turbulenzen der angeschlagenen Schweizer Großbank Credit Suisse zu beruhigen. Er sehe keine Gefahr für eine Bankenkrise wie 2008, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) heute in der ORF-Reihe „Journal zu Gast“. Niemand bei einer österreichischen oder europäischen Bank müsse sich Sorgen um seine Anlagen machen.

„Wird nicht mehr stattfinden können“

„Das, was 2008 passiert ist, wird jetzt nicht mehr stattfinden können. Damals gab es keine Bankenaufsicht“, so Holzmann. Sowohl die SVB als auch die Credit Suisse seien Spezialprobleme, die man nicht verallgemeinern könne. Das Geschäftsmodell der SVB hätte keiner Risikoprüfung europäischer Natur standgehalten, sagte der OeNB-Chef. Die Credit Suisse wiederum habe ein schon länger anhaltendes Umstrukturierungsproblem.

Die Pleite der SVB hatte zum Wochenstart Schockwellen auf den Finanzmärkten ausgelöst und auch in Europa und Österreich den Bankensektor mit nach unten gezogen. Nach einer Talfahrt am Montag beruhigten sich die Märkte aber wieder, da die Hoffnung zunahm, dass eine größere Finanzkrise abgewendet werden kann.

„Flucht schafft immer Instabilität“

Sorge bereitet Holzmann aber die Flucht von Investoren von mittleren zu großen Banken. „Flucht schafft immer Instabilität“, sagte der Notenbankchef. Heutzutage seien Überweisungen schnell und einfach zu machen, was regionale Banken unter Druck bringen könne – Stichwort Bankrun. „Das macht ein bisschen Angst und bedarf entsprechender Antworten“, sagte Holzmann, ohne jedoch konkreter zu werden.

Holzmann, der auch an den zinspolitischen Entscheidungen der EZB beteiligt ist, erwartet noch weitere Zinsschritte und geht davon aus, dass sich die Zinsen auf etwa vier Prozent einpendeln werden. Im Kampf gegen die Inflation hatte die EZB am Donnerstag die Zinsen erneut kräftig angehoben. Es war bereits die sechste Zinserhöhung in Folge seit der Zinswende im Juli 2022.

RBI und Russland „heikles Thema“

Zurückhaltend äußerte sich Holzmann zur umstrittenen Verflechtung der Raiffeisen Bank International (RBI) mit Russland. „Wir haben es hier mit einem sehr heiklen Thema zu tun“, sagte er. Es gebe auf der einen Seite Eigentümerinteressen, auf der anderen Seite moralische Bedenken, mit Russland Geschäfte zu machen. Eine Lösung sei, bei allen Punkten sehr transparent zu verhandeln. Holzmann räumte ein, dass die RBI überall ein großes Thema sei. „Aufgrund der besonderen Beziehung (zu Russland, Anm.) stellt sie Diskussionsstoff dar.“