Hauptquartier der Credit Suisse in Zürich
Reuters/Arnd Wiegmann
Mit Milliardenhilfe

UBS übernimmt Credit Suisse

Die Schweizer Großbank UBS wird die tief in die Krise geschlitterte Rivalin Credit Suisse (CS) übernehmen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) werde die Übernahme mit umfangreichen Liquiditätshilfen unterstützen, teilte sie Sonntagabend mit. Die UBS zahlt drei Milliarden Franken (drei Mrd. Euro) für die Credit Suisse. Doch auf den Finanzmärkten herrscht am Montag weiter Unruhe.

Der Kaufpreis werde in eigenen Aktien bezahlt, teilte die UBS mit. Die fusionierte Bank werde ein Vermögen von mehr als 3,4 Billionen Dollar verwalten. „Diese Akquisition ist attraktiv für UBS-Aktionäre, aber klar ist – was die Credit Suisse betrifft, ist dies eine Notrettung“, erklärte Verwaltungsratschef Colm Kelleher. Er wird auch Präsident der neuen Bank, UBS-Chef Ralph Hamers der CEO.

Üblicherweise dauert eine Übernahme mindestens sechs Wochen, hieß es vor Bekannntwerden der Einigung. Doch um schwere Turbulenzen an den Börsen und eine Ausweitung der Bankenkrise zu verhindern, war eine Einigung vor Börsenstart am Montag jedenfalls nötig. Angesichts des andauernden Feilschens stand neben der Übernahme durch die UBS als weitere Variante sogar eine Verstaatlichung im Raum.

Börsenexpertin Rosen zur Bankenkrise

Monika Rosen, Börsenexpertin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft, spricht über die Bankenkrise und die Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch die UBS.

Auf Erleichterung folgt Ernüchterung

Es wird ein Darlehen von insgesamt bis zu 100 Milliarden Franken (101 Mrd. Euro) gewährt. Die Credit Suisse habe das Vertrauen der Finanzmärkte verloren, sagte der Schweizer Bundespräsident Alain Berset auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Die Übernahme durch die UBS sei die beste Lösung, um das Vertrauen wiederherzustellen. Kurz nach Bekanntwerden der Lösung kam Lob von der Europäischen Zentralbank (EZB), der Fed und der Bank of England. Die Notenbanken sowie Brüssel, Washington und London hatten wegen Sorgen vor einer Ausweitung der Bankenkrise Druck auf die Schweiz ausgeübt.

Zusätzlich kündigten die Bank of England, die EZB, die Fed, die Bank of Japan, die Schweizerische Nationalbank und die kanadische Zentralbank Sonntagabend an, die Liquiditätsversorgung über bestehende US-Dollar-Swap-Abkommen anzukurbeln.

Doch von Euphorie auf den Finanzmärkten war am Montag vorerst nichts zu spüren. Die wichtigsten asiatischen Börsen gaben überwiegend nach. Für Banken und Versicherer zeichnete sich erneut ein unruhiger Tag mit Kursverlusten ab. Der europäische Bankenindex rutschte zur Eröffnung bis zu vier Prozent ins Minus.

Die Aktien der Credit Suisse brachen in Zürich um weitere 64 Prozent auf ein Rekordtief von 0,67 Franken ein. Das ist der größte Kurssturz der Firmengeschichte. Die Titel der UBS gaben 13 Prozent nach, so stark wie zuletzt vor drei Jahren. Anleger sorgen sich inzwischen vor allem um das Engagement von Banken und Versicherern in Anleihen der Credit Suisse. Bei nachrangigen Anleihen, AT1-Bonds, kommt es zu einem Zahlungsausfall.

Größte Bankenfusion in Europa seit Finanzkrise

Die Übernahme der CS durch die UBS ist die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren. Vorausgegangen war ein das ganze Wochenende dauernder Verhandlungsmarathon, an dem die Beteiligten der beiden Banken sowie Spitzenvertreter von Politik und Aufsichtsbehörden teilgenommen hatten.

Um Risiken für die UBS zu reduzieren, spreche der Bund der UBS zudem eine Garantie im Umfang von neun Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten aus, hieß es. Mit den Maßnahmen werde sichergestellt, dass die SNB der Credit Suisse im Bedarfsfall umfassend Liquidität zur Verfügung stellen könne.

Die beiden Banken waren von der Politik und den Aufsichtsbehörden zum Zusammenschluss gedrängt worden. Der Schweizerische Bundesrat hatte am Wochenende mehrere Sitzungen zur Situation der CS abgehalten.

UBS übernimmt Credit Suisse

Die Schweizer Großbank UBS wird die tief in die Krise geschlitterte Rivalin Credit Suisse übernehmen. Die Schweizerische Nationalbank werde die Übernahme mit umfangreichen Liquiditätshilfen unterstützen, teilte sie Sonntagabend mit. Üblicherweise dauert eine Übernahme mindestens sechs Wochen, hieß es vor Bekanntwerden der Einigung. Doch um schwere Turbulenzen an den Börsen und eine Ausweitung der Bankenkrise zu verhindern, war eine Einigung vor Börsenstart am Montag jedenfalls nötig. Angesichts des andauernden Feilschens stand neben der Übernahme durch die UBS auch eine weitere Variante im Raum: die Verstaatlichung.

Bern stark unter Druck

Die Schweizer Regierung in Bern stand unter erheblichem Druck, die Lage zu stabilisieren und die Credit Suisse zu stützen. Denn das Geldhaus ist einer der weltweit größten Vermögensverwalter und gehört zu den 30 global systemrelevanten Banken, deren Ausfall das internationale Finanzsystem erschüttern würde. In die Gespräche zur Notübernahme waren nach Medienberichten unter anderem auch die US-Behörden einbezogen. Dort sind beide Banken sehr aktiv.

Regierung: „Beste Lösung“

Bundespräsident Alain Berset sagte, Credit Suisse habe Vertrauen der Kunden verloren, Liquidität habe gewährleistet werden müssen. Deshalb habe die SNB einen Kredit zur Verfügung gestellt. Die Übernahme werde vom Bundesrat unterstützt, hieß es. Dieser stelle die nötigen Rahmenbedingungen. Die Transaktion sei wichtig für die Stabilität des schweizerischen Finanzplatz. Eine rasche stabilisierende Lösung sei unabdingbar gewesen: „Der Bundesrat ist überzeugt, dass die Übernahme die beste Lösung ist, um das Vertrauen wiederherzustellen.“

Finanzministerin Karin Keller-Suter sagte, der Bund habe die Garantie von neun Milliarden Franken gegeben, um Risiken der Credit Suisse abzufangen. SNB-Präsident Thomas Jordan betonte, die Reputation sei für die Volkswirtschaft der Schweiz zentral. UBS-Chef Kelleher sagte: „Das ist eine Riesenchance für uns.“ Die Kombination beider Banken stärke die Position der UBS.

UBS braucht künftig mehr Reserven

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) begrüßte die Übernahmelösung sowie die vom Bund und SNB ergriffenen Maßnahmen. Die Übernahme führe zu einer größeren Bank. Dafür sehe die bestehende Regulierung höhere Kapitalpolster vor. Die FINMA werde für deren Aufbau angemessene Übergangsfristen gewähren, hieß es in einer Mitteilung.

Bei der Credit Suisse habe die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit bestanden, auch wenn die Bank weiterhin solvent gewesen sei, hieß es weiter. „Die Behörden mussten Maßnahmen ergreifen, um schweren Schaden für den Schweizer und internationalen Finanzmarkt abzuwenden“, so die Finma.

Vertrauen der Anleger verloren

Die schlingernde Großbank Credit Suisse hatte zuletzt unter erheblichem Vertrauensverlust der Anleger gelitten. Der Aktienkurs war auf ein Rekordtief gefallen, nachdem der größte Investor der Bank die Bereitstellung von weiterem Kapital ausgeschlossen hatte und das Institut weiter mit Geldabflüssen zu kämpfen hatte.

Die SNB stellte dann dem Institut zunächst Kredite bis zu 50 Milliarden Franken (knapp 51 Mrd Euro) zur Verfügung. Für die Notenbank, Finanzaufsicht und Regierung ging es auch darum, eine allgemeine Bankenkrise zu verhindern.

123 Mrd. an Vermögen abgezogen

Im gesamten vergangenen Geschäftsjahr hatten Kunden der Credit Suisse Vermögen von rund 123 Milliarden Franken abgezogen. Der Börsenwert der 1856 gegründeten Traditionsbank sackte in den vergangenen zwölf Monaten um rund zwei Drittel ab. Zu Glanzzeiten Mitte der 2000er Jahre war die Bank mehr als 110 Milliarden Franken wert.

Credit Suisse war an der Börse zuletzt zum Handelsschluss am Freitag nur noch umgerechnet 7,46 Milliarden Euro wert, die UBS dagegen umgerechnet etwa 60,8 Milliarden Euro.

Die Bilanzsumme der UBS mit mehr als 72.000 Beschäftigten belief sich 2022 auf umgerechnet 1.030 Milliarden Euro, die der Credit Suisse mit gut 50.000 Beschäftigten auf umgerechnet 535,44 Milliarden Euro. Die UBS hatte 2022 einen Gewinn von 7,6 Milliarden Dollar (aktuell 7,07 Mrd Euro) erwirtschaftet. Credit Suisse wies dagegen einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken (7,4 Mrd Euro) aus.