Überschwemmung in Shikarpur, Pakistan
AP/Fareed Khan
Weltklimarat

Ohne drastische Schritte eskaliert Klimakrise

Der UNO-Weltklimarat (IPCC) hat in seinem umfangreichen Synthesebericht am Montag eine drastische Prognose abgegeben: Bereits jetzt sind die Auswirkungen der menschengemachten Klimakrise stark zu spüren – mit jedem weiteren Schritt der globalen Erwärmung werden sie weiter eskalieren. Ohne drastische Schritte werde es kaum noch möglich sein, die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten.

Einige künftige Veränderungen seien unvermeidlich oder gar unumkehrbar, aber mit einer schnellen und nachhaltigen globalen Treibhausgasreduzierung könnten sie begrenzt werden, heißt es in der Zusammenfassung der drei Arbeitsgruppenberichte.

Doch fünf Jahre nach der ersten Publikation sei die Herausforderung noch größer, denn die Treibhausgasemissionen (THG) stiegen weiter, und die aktuellen Pläne seien unzureichend, um den Klimawandel zu bekämpfen, warnte der IPCC. Die Klimakrise schreitet schneller voran, und die Folgen sind stärker als zunächst gedacht, heißt es dort weiter. In Zukunft könnte die Klimakrise also eskalieren.

Trockener Boden auf Feld
ORF.at/Viviane Koth
Mit jedem weiteren Schritt der globalen Erwärmung werden die Veränderungen bei den Extremen wie Dürre zunehmen

„Effektive und gerechte Klimamaßnahmen zu etablieren wird nicht nur die Verluste und Schäden für Natur und Menschen verringern, es wird auch weitreichendere Vorteile bringen“, sagte der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee bei der Präsentation des Berichts im schweizerischen Interlaken. Der neue Sachstandsbericht seines Gremiums zeige, dass, „wenn wir jetzt handeln, wir immer noch eine lebenswerte, nachhaltige Zukunft für alle sicherstellen können“.

1,5-Grad-Grenze bereits 2030 bis 2035 erreicht

Doch die Emissionen sollten bereits jetzt zurückgehen und müssen bis 2030 um fast die Hälfte gesenkt werden, wenn die Erwärmung wie vereinbart auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden soll. Aktuell liegt die durchschnittliche Erwärmung bei etwa 1,1 Grad. In seinem Bericht machte der Weltklimarat so deutlich wie nie zuvor, dass ohne weitreichende Klimaschutzmaßnahmen, konkret ohne eine „tiefgreifende, schnelle und anhaltende Verringerung der Emissionen“, die 1,5-Grad-Grenze bereits in den 2030er Jahren überschritten wird.

UNO-Weltklimarat präsentiert Bericht

Der UNO-Weltklimarat (IPCC) hat seinen umfangreichen Synthesebericht präsentiert. Demzufolge werde es ohne drastische Schritte kaum noch möglich sein, die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten.

Doch dafür müssten die weltweiten CO2-Emissionen bis 2030 um 48 Prozent gegenüber 2019 sinken. Kritik wurde zudem an den derzeitigen globalen Finanzströmen für die Anpassungsmaßnahmen geäußert: Diese seien unzureichend und behinderten vor allem Entwicklungsländer in der Umsetzung. Die Folgen von mehr als 1,5 Grad Erwärmung wären verheerend: Fortgesetzte Emissionen würden dazu führen, dass alle wichtigen Komponenten des Klimasystems weiter beeinträchtigt werden. Mit jedem weiteren Schritt der globalen Erwärmung werden die Veränderungen bei den Extremen zunehmen, heißt es in der „Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger“.

Ausgetrockneter Egger Alm See in Kärnten
ORF.at/Christian Körber
Die Klimakrise beeinträchtigt etwa auch die Wasserversorgung

Auswirkungen auf alle Lebensbereiche

Der Klimawandel habe bereits die Ernährungssicherheit verringert und die Wasserversorgung beeinträchtigt. Die bereits weit verbreiteten negativen Auswirkungen und die damit verbundenen Verluste und Schäden (Loss and Damage), die Natur und Menschen verursacht wurden, hätten sich zudem ungleich über Systeme, Regionen und Sektoren verteilt.

Wirtschaftliche Schäden durch die Klimakrise wurden in Sektoren wie Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Energie und Tourismus festgestellt. In städtischen Gebieten wurden nachteilige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, den Lebensunterhalt und wichtige Infrastrukturen festgestellt.

Erwärmung kann rückgängig gemacht werden

Der Weltklimarat wies aber auch darauf hin, dass die Erwärmung im Falle eines Überschreitens eines bestimmten Niveaus, etwa der 1,5-Grad-Grenze, trotzdem schrittweise wieder reduziert werden könne. Nötig wäre dazu aber ein negativer globaler Netto-CO2-Ausstoß, der nicht nur erreicht, sondern auch aufrechterhalten werden müsste.

Der Weltklimarat legte in den vergangenen gut 18 Monaten drei Arbeitsgruppenberichte über den Forschungsstand zur Klimakrise vor. All die genannten Aussagen wurden jeweils mit „hohem Vertrauen“ von den Wissenschaftlern quantifiziert. Die wichtigsten Thesen wurden nun in einer einwöchigen Sitzung Punkt für Punkt von Vertreterinnen und Vertretern der 195 Mitgliedsländer abgesegnet.

Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wurde 1988 von der UNO-Umweltorganisation (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gegründet. Seine Aufgabe ist es, die Politik neutral über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Klimaveränderung und über mögliche Gegenmaßnahmen zu informieren. Dem IPCC gehören 195 Staaten an.