IAEA wegen Sicherheit in AKW Saporischschja alarmiert

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) warnt weiterhin vor einer gefährlichen Lage im von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine.

„Die nukleare Sicherheit im Atomkraftwerk Saporischschja bleibt in einem prekären Zustand“, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi gestern laut Mitteilung seiner Organisation. „Ich fordere erneut ein Engagement aller Seiten, um die nukleare Sicherheit und den Schutz des Kraftwerks zu gewährleisten.“

Stromversorgung permanent kritisch

Seit drei Wochen werde das AKW nur noch über eine verbliebene externe Hauptstromleitung mit Strom versorgt, sagte Grossi. Wenn sie beschädigt werde, führe das zu einem Totalausfall der externen Stromversorgung.

Die seit dem 1. März beschädigte letzte verbliebene Notstromleitung im Kernkraftwerk bleibe abgeschaltet und werde derzeit repariert. „Das zeigt erneut, wie gefährdet die nukleare Sicherheit in Europas größtem Kernkraftwerk ist“, sagte Grossi.

Bereits am 9. März war die Anlage elf Stunden ohne externe Stromversorgung, als die Hauptstromleitung unterbrochen wurde. Damit war sie für die Reaktorkühlung und andere wichtige Funktionen der nuklearen Sicherheit auf ihre mit Diesel betriebenen Notstromaggregate angewiesen, wie die IAEA mitteilte.

Nach Angaben des ukrainischen Betreibers war das AKW infolge eines großflächigen russischen Raketenangriffs von der regulären Stromversorgung abgeschnitten worden.

Stress als zusätzlicher Risikofaktor

Grossi warnte außerdem vor dem Druck, dem das AKW-Personal ausgesetzt sei. Die reduzierte Personalstärke in Verbindung mit dem
psychischen Stress durch den anhaltenden militärischen Konflikt wirke sich auf die nukleare Sicherheit und den Schutz des Kraftwerks aus.

Das mit sechs Blöcken und einer Leistung von 6.000 Megawatt (MW) größte Atomkraftwerk Europas steht nach dem russischen Einmarsch seit gut einem Jahr unter russischer Kontrolle. Alle Reaktoren sind inzwischen abgestellt und werden nur noch gekühlt und überwacht. Vorfälle mit Artilleriebeschuss hatten international die Sorge vor einer Atomkatastrophe genährt.