AKW Saporischschja
IMAGO/TASS/Sergei Malgavko
IAEA

Lage in AKW Saporischschja „prekär“

Die Lage im von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Ansicht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) „prekär“. Probleme bereite vor allem die Stromversorgung des Kraftwerks von außen, wie IAEA-Direktor Rafael Grossi nun sagte: „Ich rufe erneut alle Seiten auf, die nukleare Sicherheit und den Schutz des Kraftwerks zu sichern“, so Grossi am Mittwoch.

Saporischschja, das größte AKW Europas, liegt in der von Russland im Zuge des Angriffskrieges gegen die Ukraine für annektiert erklärten Region Saporischschja nicht weit von der Front entfernt. Seit Monaten beschuldigen einander Moskau und Kiew, für Angriffe um und auf das Atomkraftwerk verantwortlich zu sein.

Seit drei Wochen werde das AKW nur noch über eine verbliebene externe Hauptstromleitung mit Strom versorgt, sagte Grossi weiter. Wenn sie beschädigt werde, führe das zu einem Totalausfall der externen Stromversorgung. Die seit dem 1. März beschädigte letzte verbliebene Notstromleitung im Kernkraftwerk bleibe abgeschaltet und werde derzeit repariert. „Das zeigt erneut, wie gefährdet die nukleare Sicherheit in Europas größtem Kernkraftwerk ist“, sagte Grossi.

AKW Saporischschja
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Reaktor 2 des besetzten AKW Saporischschja

Reaktorkühlung von Strom abhängig

Bereits am 9. März war die Anlage elf Stunden ohne externe Stromversorgung gewesen, als die Hauptstromleitung unterbrochen war. Damit war sie für die Reaktorkühlung und andere wichtige Funktionen der nuklearen Sicherheit auf ihre mit Diesel betriebenen Notstromaggregate angewiesen, wie die IAEA mitteilte. Nach Angaben des ukrainischen Betreibers war das AKW infolge eines großflächigen russischen Raketenangriffs von der regulären Stromversorgung abgeschnitten worden.

Grossi warnte außerdem vor dem Druck, dem das AKW-Personal ausgesetzt sei. Die reduzierte Personalstärke in Verbindung mit dem psychischen Stress durch den anhaltenden militärischen Konflikt wirke sich auf die nukleare Sicherheit und den Schutz des Kraftwerks aus.

Das mit sechs Blöcken und einer Leistung von 6.000 Megawattstunden (MW) ausgestattete AKW steht nach dem russischen Einmarsch seit gut einem Jahr unter russischer Kontrolle. Alle Reaktoren sind inzwischen abgestellt und werden nur noch gekühlt und überwacht. Vorfälle mit Artilleriebeschuss hatten international die Sorge vor einer Atomkatastrophe genährt.

IAEA warnt vor Gefahr in Saporischschja

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) warnt weiter vor einer gefährlichen Lage im von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine. IAEA-Chef Rafael Grossi erläuterte in New York während eines Interviews die Bemühungen der Behörde, den Schutz des Kraftwerks zu gewährleisten. Die Anlage, die im Krieg zwischen Russland und der Ukraine immer wieder unter Beschuss gerät, wird seit drei Wochen nur noch über eine verbliebene externe Hauptstromleitung mit Strom versorgt. Wenn sie beschädigt wird, führt das zu einem Totalausfall der externen Stromversorgung.

Stoltenberg: Putin plant für mehr Krieg

Unterdessen schwor NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg den Westen darauf ein, die Ukraine noch lange mit Waffen für den Kampf gegen die russische Invasion zu versorgen. Der russische Präsident Wladimir Putin habe keine unmittelbaren Pläne für einen Frieden in der Ukraine, sagte er der britischen Zeitung „Guardian“ (Donnerstag). „Präsident Putin plant nicht für den Frieden, er plant für mehr Krieg.“

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg
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NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg schwört den Westen erneut auf Hilf für die Ukraine ein

Deshalb müsse sich der Westen darauf einstellen, Kiew noch lange Zeit mit Waffen zu beliefern. Russland steigere für seinen „Zermürbungskrieg“ die militärische Industrieproduktion und reiche „autoritären Regimen wie dem Iran und Nordkorea“ die Hand, um mehr Waffen zu bekommen, sagte Stoltenberg. Die heftigen Kämpfe um Bachmut in der Ostukraine zeigten, dass Russland bereit sei, „Tausende und Abertausende von Soldaten einzusetzen und für minimale Gewinne viele Opfer in Kauf zu nehmen“.

„Es geht um industrielle Kapazitäten“

Infolgedessen müssten die USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und andere westliche Staaten darauf vorbereitet sein, die Ukraine über einen langen Zeitraum mit Waffen, Munition und Ersatzteilen zu unterstützen. „Der Bedarf wird weiterhin bestehen, denn das ist ein Zermürbungskrieg; es geht um die industrielle Kapazität, um die Unterstützung aufrechtzuerhalten.“

Stoltenberg sagte, mit der vom Westen bereitgestellten Ausrüstung würden die Ukrainer in die Lage versetzt, „Territorium zurückzuerobern und mehr und mehr Land zu befreien“, das Russland nach der Invasion im Februar 2022 erobert hatte. Ziel sei es, „die Ukrainer in die Lage zu versetzen, eine Offensive zu starten und Territorium zurückzuerobern“.