Tief stehende Sone über Salzburg
ORF.at/Georg Hummer
Zeitumstellung

Kurzer Ärger für längere Tage

Auch wenn die Wetterprognose für die kommenden Tage wieder eher winterlich anmutet: Offiziell gilt wieder die Sommerzeit. Wie immer am letzten Sonntag im März wurden die Uhren umgestellt. Das bedeutet: Eine Stunde früher aufstehen, am Abend ist es länger hell. Die halbjährliche Debatte über die Sinnhaftigkeit ist zwar mittlerweile Folklore, Bestrebungen zur Abschaffung der Sommerzeit sind aber wieder im Sand verlaufen.

Unzählige Studien beschäftigen sich mit den Auswirkungen der geborgten Stunde, die zwischen 2.00 und 3.00 Uhr in der Früh abgezwackt und am letzten Sonntag im Oktober – bei der Rückkehr zur Normalzeit – zurückgegeben wird. Ob die Folgen des Minijetlags für die Gesundheit von Menschen und Tieren tatsächlich nachhaltig schädlich sind, lässt sich damit aber weder stichhaltig be- noch widerlegen. Selbstverständlich ist die Dramatik der verschobenen Zeit individuell, etwa für Eltern von Kleinkindern können auch kleine Rhythmusverschiebungen länger spürbar sein.

Ähnlich marginal ist laut Studien auch der Nutzen der Zeitumstellung in Bezug auf die zugrundeliegende Idee, den Lebensrhythmus der Menschen im Sommer an die Tageslichtzeit anzugleichen und damit vor allem den Energieverbrauch durch Beleuchtung zu reduzieren. Weil es zumindest in gemäßigten Breiten ohnehin deutlich vor der Tagwache der meisten Menschen heller wird, entsteht nur kurz vor und nach der Zeitumstellung ein zusätzlicher Beleuchtungsbedarf in der Früh, so die Theorie. Die tatsächlich eingesparte Energie sei damit kaum den Aufwand wert, hieß es bisher.

Neuer Aspekt: Klimakrise?

In Zeiten der Klimakrise könnte sich das allerdings ändern, legt eine neue Schweizer Studie nahe. Laut der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) sind der Grund dafür aber nicht die Lampen, sondern der deutlich gestiegene Einsatz von Klimaanlagen. Durch die Zeitumstellung im Sommer verlassen Angestellte das Büro am Nachmittag eine Stunde früher. Da der größte Teil der Kühlleistung am späteren Nachmittag anfällt, kann dadurch Energie gespart werden, wie die Empa berichtete.

Technisch einfach

Rein technisch ist der Zeitwechsel kaum mehr der Rede wert: Handyuhren und Zeitanzeigen von smarten Haushaltsgeräten überspringen die Stunde im Normalfall automatisch. Eine größere Herausforderung ist für viele Menschen die Umstellung der Digitalanzeige in älteren Autos und noch schwieriger die der inneren Uhr.

In der Untersuchung basierend auf Daten von verschiedenen Bürogebäuden in 15 US-amerikanischen Städten konnte mit der Umstellung auf die Sommerzeit die Kühlenergie eines Bürogebäudes um bis zu knapp sechs Prozent verringert werden. Aufgrund des früheren Arbeitsbeginns in der Früh wurde hingegen um bis zu 4,4 Prozent mehr Heizenergie verbraucht. Da im Sommer aber viel mehr Kühl- als Heizenergie verbraucht wird, hat die Zeitumstellung insgesamt gesehen einen positiven Einfluss auf die Energiebilanz eines Gebäudes.

Abschaffungsbestrebungen im Sand verlaufen

Sowohl in Nordamerika, wo die Uhren schon vor zwei Wochen auf Sommerzeit gedreht wurden, als auch in der EU gab es in den vergangenen Jahren Bestrebungen, die Zeitumstellung abzuschaffen. In den USA versandeten Versuche, per „Sunshine Protection Act“ („Sonnenschein-Schutz-Gesetz“) dauerhaft bei der Sommerzeit zu bleiben, bereits mehrfach im Kongress.

Und auch in Europa ist die Debatte zur Abschaffung der Zeitumstellung eingeschlafen. Nachdem sich vor fünf Jahren 84 Prozent der rund 4,6 Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer offiziellen EU-weiten Onlineabstimmung für ein Aus der Zeitumstellung ausgesprochen hatten, wurde das Thema zum Politikum.

Sonnenaufgang
ORF.at/Günther Rosenberger
Die Sonne geht nun wieder eine Stunde später auf – und eine Stunde später unter

Das Europaparlament stimmte daraufhin im März 2019 mit großer Mehrheit für die Abschaffung der Zeitumstellung per 2021 – oder ein Jahr später, wenn es Schwierigkeiten für den Binnenmarkt geben sollte. Der Ball liegt seitdem beim EU-Ministerrat, der darüber das letzte Mal im Juni 2019 beraten hat. Zuständig sind die Verkehrsministerinnen und -minister – das offizielle Österreich bevorzugt eine ständige Sommerzeit als Standardzeit, eine Umfrage 2018 kam zum selben Ergebnis in der Bevölkerung.

Regelung in Österreich seit über 40 Jahren

Österreich beschloss die Einführung erst 1979 wegen verwaltungstechnischer Probleme und weil man eine verkehrstechnische Harmonisierung mit der Schweiz und Deutschland wünschte. Diese beiden Länder führten die Sommerzeit erst 1980 ein. Allerdings gab es in Österreich bereits im Ersten Weltkrieg schon einmal die Sommerzeit. Im Jahr 1916 galt sie für die Monarchie von 1. Mai bis 30. September, wurde dann aber wieder eingestellt. Ein zweiter – auf Dauer erfolgloser – Versuch wurde in den Jahren 1940 bis 1948 unternommen.