Waldbrand bei Villanueva de Viver, Spanien
AP/Lorena Sopena
Waldbrände in Spanien

Vom saisonalen zum „dauerhaften Problem“

Nach Temperaturen bis zu 30 Grad vor zwei Wochen hat in Spanien genauso unüblich früh bereits die Waldbrandsaison begonnen: Mehr als 4.000 Hektar Wald wurden seit Donnerstag in den Regionen Aragonien und Valencia zerstört. Durch die extreme Trockenheit habe sich die Brandgefahr von einem früher saisonalen Problem zu einem dauerhaften entwickelt, warnte der Regionalregierungschef von Valencia, Ximo Puig, am Freitag.

Betroffen waren bis Freitagmittag schon mehr als zehn Ortschaften der Provinzen Castellon und Teruel. Dort seien am Donnerstag und Freitag rund 1.500 Menschen aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht worden, berichtete der öffentlich-rechtliche Fernsehsender RTVE unter Berufung auf die Behörden. Es gab zahlreiche Stromausfälle, mehrere Landstraßen waren am Freitag gesperrt.

Die Bekämpfung der Flammen wurde laut dem Wetterdienst AEMET von starkem Wind, geringer Luftfeuchtigkeit und den relativ hohen Temperaturen von mehr als 20 Grad erschwert. Laut amtlichen Angaben waren rund 20 Hubschrauber und Löschflugzeuge sowie Dutzende Bodeneinheiten der Feuerwehr, der Militärischen Nothilfeeinheit (UME), des Zivilschutzes und des Notfalldienstes SAMU im Einsatz.

Erster großer Waldbrand des Jahres in Spanien

Der erste größere Waldbrand des Jahres in Spanien hat im Osten des Landes bereits rund 3.000 Hektar zerstört. Im betroffenen Gebiet an der Grenze der Regionen Aragonien und Valencia mussten rund 1.500 Menschen ihre Häuser verlassen.

Wälder durch Dürre stark gefährdet

Die Flammen seien von Anfang an „sehr gefräßig“ gewesen, sagte Puig laut „El Pais“. Er verwies darauf, dass durch die anhaltende Dürre große Mengen an brennbarem Material in den Wäldern seien. Man müsse die Waldbrände nun als dauerhaftes, ganzjähriges Problem sehen, nicht mehr nur als Gefahr in den Sommermonaten.

Rauchwolke bei bei San Agustin, Aragon (Spainien)
APA/AFP/Lorena Sopena
Der Brand ist weithin sichtbar

„Wir verfolgen die Entwicklung der Brände mit Besorgnis“, schrieb auch Teresa Ribera, die spanische Ministerin für ökologischen Wandel, auf Twitter – „und es ist erst März“. Beunruhigt zeigte sie sich vor allem über die Geschwindigkeit, mit der sich der Brand ausbreiten konnte.

Wasserknappheit schon jetzt alarmierend

Da in Teilen Spaniens auch im Herbst und Winter die Niederschläge viel zu niedrig ausfielen, spitzt sich neben der Dürre auch der Wassermangel zu. Die Stauseen sind zurzeit durchschnittlich nur zu etwas mehr als 40 Prozent gefüllt. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre waren es zu dieser Jahreszeit noch 58 Prozent. Auch die Gefahr heftiger Waldbrände bleibt hoch.

Zerstörung nach Waldbrand nahe Barcelona
IMAGO/Kena Images
Die Brände hinterlassen eine Spur der Verwüstung

Dramatisch ist die Lage in Andalusien und Katalonien. Dort sind die Stauseen nur noch zu rund einem Viertel gefüllt. In Katalonien im Nordosten des Landes mit der Metropole Barcelona ist deshalb bereits der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft und der Industrie eingeschränkt. In Parks und Gärten dürfen nur noch Bäume gegossen werden. Sollte der Regen weiter ausbleiben, rechnet der Leiter der regionalen Wasserbehörde, Samuel Reyes, ab Herbst mit Einschränkungen des privaten Trinkwasserverbrauchs, wie er „El Pais“ sagte.

2022 als Rekordjahr bei Hitze und Bränden

Generell wird das Klima in Spanien und auch in anderen Teilen Europas seit Jahren heißer und trockener, was auf die Klimakrise zurückzuführen ist. Hitze und mangelnder Regen hatten Teilen des Kontinents schon im vergangenen Jahr schwer zugesetzt. Mit Spitzentemperaturen von teils mehr als 40 Grad war es eines der heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Spanien.

Niedriger Wasserstand in spanischem Speicher
AP/Marc Sanye
Der Wassermangel wird an den niedrigen Pegelständen der spanischen Stauseen deutlich

2022 war für Spanien auch das verheerendste Waldbrandjahr seit Beginn der Erfassung durch das Europäische Waldbrandinformationssystem (EFFIS). Nach Messungen des EU-Erdbeobachtungssystems Copernicus wurde im vorigen Jahr bei 493 größeren Bränden eine Fläche von gut 306.000 Hektar zerstört. Das sind über 3.000 Quadratkilometer. Zum Vergleich: Vorarlberg hat eine Fläche von knapp 2.600 Quadratkilometern.

Löschflugzeug bei San Agustin, Aragon (Spainien)
APA/AFP/Lorena Sopena
Ein Löschflugzeug bei San Agustin in Aragon

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.