Logo der Deutschen Bank
Reuters/Ralph Orlowski
Politik beruhigt

Turbulenter Börsentag für Banken

Nach dem Schock über das Straucheln der Credit Suisse vor rund einer Woche herrscht an den Börsen bei Banktiteln weiter Verunsicherung. Quer durch Europa gab es am Freitag Abschläge, besonders turbulent wurde es für die Deutsche Bank, deren Aktien zwischendurch fast um 15 Prozent fielen, ehe sie sich wieder leicht erholten. Die in Brüssel auf einem EU-Gipfel versammelte Spitzenpolitik übte sich in Zuversicht und war um Beruhigung bemüht.

Zum Wochenschluss geriet die Deutsche Bank unter enormen Verkaufsdruck. Die Aktien von Deutschlands größtem Geldhaus rutschten um bis zu 14,9 Prozent auf 7,95 Euro ab, so stark wie zuletzt während des Börsencrashs vom März 2020. Für Unruhe sorgte laut Händlern zum Wochenschluss vor allem der rapide Anstieg der CDS des Frankfurter Geldhauses – also der Preise für die Absicherung gegen Zahlungsausfälle bei Anleihen von Banken.

Zwar betonten auch Analysten die Widerstandsfähigkeit der Bank, doch das Vertrauen in die Finanzmärkte ist derzeit gering. Investoren sehen die Rentabilitätsaussichten der Banken aufgrund steigender Finanzierungskosten gefährdet.

Banken in der Krise

Vor zwei Wochen war die auf IT-Unternehmen und Start-ups spezialisierte Silicon Valley Bank in den USA pleite. Eine Woche später wird die schwer angeschlagene Credit Suisse in der Schweiz von Konkurrent UBS übernommen. Nun gerät auch die Deutsche Bank unter Druck, nachdem sie in den vergangenen zwei Wochen 30 Prozent an Börsenwert verlor.

Banktitel durchwegs im roten Bereich

Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks sackte am Freitag zeitweise um fast sechs Prozent ab, zuletzt betrugen die Verluste noch gut 3,5 Prozent. Er war bereits am Montag infolge der Notfallrettung der Schweizer Großbank Credit Suisse durch die größere Konkurrentin UBS deutlich abgerutscht, hatte sich seither aber ein gutes Stück erholt.

Neben der Deutschen Bank verzeichneten auch die Papiere der Commerzbank, der französischen BNP Paribas und Societe Generale, der britischen Barclays und der italienischen Unicredit herbe Verluste.

Zuerst USA, dann die Schweiz

Auslöser der Bankenkrise Anfang März war die Abwicklung des auf die Kryptobranche ausgerichteten US-Finanzkonzerns Silvergate Capital. Ein paar Tage später wurde das auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank unter die Kontrolle der US-Einlagensicherung FDIC gestellt und geschlossen. Weitere kleine Banken gerieten ins Straucheln.

Und schließlich sprang die Verunsicherung auf Europa über, wo die seit Längerem kritisierte Credit Suisse dem Druck nicht mehr standhalten konnte.

EU-Spitzen mit demonstrativer Zuversicht

In Brüssel bemühte sich die EU um eine Beruhigung der Finanzmärkte. „Das Bankensystem ist stabil in Europa“, sagte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Freitag auf dem EU-Gipfel. Die europäische Bankenaufsicht und das Finanzsystem stünden robust und stabil da, die europäischen Banken hätten eine widerstandsfähige Kapitalausstattung. Doch für Aktien europäischer Banken ging es unterdessen erneut deutlich abwärts.

Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte, die Situation der europäischen Banken sei nicht mit der Krisenbank Credit Suisse vergleichbar. „Das Fundament ist gesund.“

Euro-Gruppen-Chef Paschal Donohoe sagte: „Ich bin sehr zuversichtlich, was die Liquidität und die Widerstandsfähigkeit angeht, die unser Bankensystem aufgebaut hat.“ Der Europäische Rat sei „sehr klar“ in den Schlussfolgerungen gewesen. Die europäischen Banken seien demzufolge „resilient“ und „stark“. Die Regulierungsbehörden sowie nationale und europäische Institutionen hätten eine sehr wichtige Rolle dabei gespielt, die Widerstandsfähigkeit des Bankensystems zu stärken.

Auch Lagarde versucht zu beruhigen

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, bekräftigte vor den EU-Spitzen die Widerstandsfähigkeit des europäischen Bankensektors. Lagarde soll EU-Vertretern zufolge dargelegt haben, dass die Geldhäuser im Euro-Raum aufgrund starker Liquiditäts- und Kapitalpositionen widerstandsfähig seien.

Den Staats- und Regierungschefs habe die EZB-Chefin mitgeteilt, dass der Bankensektor stark sei, wozu auch die nach der globalen Finanzkrise eingeleiteten Reformen der Bankenaufsicht beigetragen hätten. Der Instrumentenkasten sei zudem voll ausgestattet, um nötigenfalls den Geldhäusern mit Liquiditätshilfen unter die Arme zu greifen.

Auch Wiener Börse betroffen

Auch die Wiener Börse blieb von den Turbulenzen nicht verschont und ging am Freitag mit deutlichen Verlusten aus dem Handel. Vor allem Abgaben in Bankenwerten wogen schwer auf den heimischen Aktienindex. Der ATX verlor satte 4,37 Prozent, womit ein Wochenminus von mehr als drei Prozent zu Buche stand. In der Vorwoche hatte der ATX mehr als neun Prozent eingebüßt.

Unter den Bankenwerten rasselte die Raiffeisen Bank International (RBI) um 7,9 Prozent hinab. Die RBI bekommt wegen ihres Russland-Geschäfts Insidern zufolge immer mehr Druck von der EZB. Die EZB fordere von der Bank einen Plan, wie das Bankgeschäft dort aufgegeben und die Risiken bewältigt werden können. Die BAWAG rutschte unterdessen um 7,5 Prozent in die Verlustzone, die Erste Group sank in diesem Umfeld um 6,6 Prozent.