Ein Bahnarbeiter auf den Gleisen in Deutschland
APA/AFP/Ina Fassbender
Deutschland

Streik mit großen Folgen für Österreich

In ganz Deutschland stehen seit Mitternacht Züge, Busse und Flugzeuge still. Der 24-stündige Warnstreik führt auch in Österreich zu starken Beeinträchtigungen im Bahn- und Flugverkehr. Betroffen sind unter anderem alle Zugsverbindungen über das deutsche Eck. Züge werden kurzgeführt oder fallen aus. Auch der Flugverkehr von und nach Österreich ist betroffen.

Der Warnstreik wird so gut wie den gesamten öffentlichen Verkehr in Deutschland lahmlegen. Die Gewerkschaft ver.di und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) wollen dadurch höhere Löhne erstreiten. Sie riefen im Zusammenhang mit ihren jeweiligen Kollektivvertragskonflikten zu Arbeitsniederlegungen im Eisenbahnsektor, auf Flughäfen, auf Flüssen und in kommunalen Häfen sowie im öffentlichen Nahverkehr auf.

Betroffen sind die sieben deutschen Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen. In zehn anderen Bundesländern wurde am Sonntag das Lkw-Fahrverbot gelockert oder aufgehoben. So konnten manche Transporte um einen Tag vorgezogen werden.

Münchner Flughafen schon am Sonntag bestreikt

Auf dem Münchner Flughafen wurde der reguläre Flugbetrieb bereits am Sonntag eingestellt. Ver.di hatte dort zu Warnstreiks in der Gepäckabfertigung und bei den Sicherheitsdiensten bis Montag aufgerufen. Wegen einer Computerpanne mussten schon am Samstagabend rund 40 Flüge gestrichen werden. Die tatsächlichen Warnstreiks am Montag betreffen nahezu sämtliche deutsche Flughäfen, nicht aber den Hauptstadtflughafen BER.

Nach Informationen des Wiener Flughafens wurden am Sonntag bereits alle zwölf Flüge zwischen München und Wien gecancelt. Am Montag sind auf dem Flughafen in Schwechat zumindest 66 Flüge betroffen – mehr dazu in noe.ORF.at. Der Grazer Flughafen streicht 16 Flüge – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Flüge von und nach Deutschland, die von den Streiks betroffen sein können, gibt es außerdem in Salzburg, Innsbruck, Linz und Klagenfurt. Der Salzburg Airport dürfte zum Ausweichflughafen werden, manche Charter- und Linienflüge sollen über Salzburg umgeleitet werden – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Allen Reisenden wurde empfohlen, sich bei ihrer Airline oder ihrem Reiseveranstalter bezüglich ihrer Flugreise zu erkundigen. Da die Passagiere von den Fluglinien großteils bereits vorinformiert worden seien, erwarte man auf dem Flughafen Wien für beide Tage keine besonderen Auswirkungen im Terminalbetrieb, erklärte ein Flughafen-Sprecher.

Pendelverkehr über deutsches Eck

Auswirkungen werden auch im heimischen Bahnverkehr erwartet. So sind alle Zugsverbindungen über das deutsche Eck betroffen. Ein Pendelverkehr im Zweistundentakt wird eingerichtet. Fahrten können bis zu drei Stunden länger dauern. Züge von und nach Deutschland werden kurzgeführt oder fallen aus.

Alle RJ- und RJX-Verbindungen, die planmäßig über das deutsche Eck fahren, enden und beginnen in Salzburg Hauptbahnhof bzw. Kufstein. Den Pendelverkehr gibt es zwischen Wörgl und Salzburg – mehr dazu in salzburg.ORF. at. Die ÖBB empfahlen, Reisen von, nach und über Deutschland zu verschieben.

Leere Flughafenhalle in Deutschland
AP/Matthias Schrader
Zahlreiche Flugverbindungen fallen aus

Tickets, die für eine Deutschlandreise während des Streiks gebucht wurden, können bei Nichtantritt der Reise kostenlos storniert und rückerstattet werden. Die Zugsbindung für Sparschiene-Tickets, die im Streikzeitraum gültig sind und bis zum 23.3. gekauft wurden, gilt als aufgehoben. Einzelne Nachtzugsverbindungen waren bereits in der Nacht auf Sonntag betroffen. Die Einschränkungen im Nachtzugsverkehr werden teilweise auch länger andauern. Bei allen Nachtzügen, die von Ausfällen oder Teilausfällen aufgrund des Streiks betroffen sind, können die Tickets ebenfalls kostenlos storniert und rückerstattet werden.

Scharfe Kritik an „Geiselhaft“

Warnstreiks in diesem Umfang hat es in Deutschland noch nie gegeben. Die beiden Gewerkschaften wollen damit den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöhen. Ver.di und der Beamtenbund DBB treffen einander am Montag zur dritten Verhandlungsrunde für rund 2,5 Millionen Beschäftigte des öffentlichen Diensts mit Vertretern von Bund und Kommunen. Beide Seiten sind mit ihren Vorstellungen noch weit voneinander entfernt, eine Einigung in den darauffolgenden Tagen ist aber nicht ausgeschlossen.

Streik wird Verkehr behindern

In Deutschland stehen am Montag öffentliche Busse, Züge, Flugzeuge und Schiffe still. Mit den 24 Stunden dauernden Warnstreiks wollen die Gewerkschaften Druck für die Lohnverhandlungen machen. Die Auswirkungen werden auch in Österreich stark merkbar sein.

Zuvor gab es am Sonntag aber noch einmal scharfe Kritik von Arbeitgebern, aus den Kommunen und von der Union an den Gewerkschaften. Die Bahn nannte den Streik der EVG „völlig überzogen, grundlos und unnötig“. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) warf den Gewerkschaften vor, „jede Glaubwürdigkeit“ zu verspielen. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im deutschen Bundestag, Julia Klöckner (CDU) erklärte, es müsse „ernsthaft verhandelt, aber nicht mit einem Megastreik alle Bürger in Geiselhaft genommen werden.“

Ver.di-Chef Frank Werneke verteidigte in der „BamS“ den Streik. Dieser wirke nur, „wenn er ein unmissverständliches Signal“ aussende. „Lieber ein Tag, an dem sich in Deutschland nichts bewegt, und dann ein für die Beschäftigten akzeptables Tarifergebnis als ein Scheitern und in der Folge wochenlange Auseinandersetzungen, von denen die Bevölkerung am Ende viel stärker betroffen ist.“