Verschubmitarbeiter auf einem leeren Bahnsteig am Hauptbahnhof in Salzburg
APA/Franz Neumayr
Deutscher Streik

Reisechaos in Österreich ausgeblieben

In Österreich ist das befürchtete Chaos durch den Großstreik im deutschen Nah- und Fernverkehr am Montag bisher ausgeblieben. Unter anderem ist die Zugsverbindung über das deutsche Eck vom Ausstand betroffen. Auch zahlreiche Flüge fielen aus.

Im Innsbrucker Hauptbahnhof ging der Frühverkehr am Montag fast wie gewohnt über die Bühne. Die Abläufe funktionierten reibungslos, und es sei bisher „relativ ruhig“, sagte der ÖBB-Pressesprecher für Tirol und Vorarlberg, Christoph Gasser-Mair, der APA. „Wir fahren seit 7.00 Uhr alle zwei Stunden mit Pendelzügen über Zell am See und jede Stunde mit Bussen über das deutsche Eck“, sagte er. Die damit verbundenen Umstiege würden „gut funktionieren“. Die Fahrgäste mussten sich aber definitiv auf „längere Reisezeiten“ einstellen, und zwar von bis zu drei Stunden.

Im Salzburger Hauptbahnhof ging es Montagfrüh und -vormittag deutlich ruhiger als gewohnt zu. „Die Pendler im Nahverkehr dürften gut vorbereitet gewesen sein, die Schienenersatzvekehre werden gut angenommen“, sagte der Salzburger ÖBB-Sprecher Klaus Baumgartner – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

„Wir gehen auch davon aus, dass die Leute die eine oder andere Reise haben ausfallen lassen“, so Baumgartner. Die ÖBB stellten für Pendlerinnen und Pendler nach Freilassing in Bayern Busse bereit, für Reisende nach Tirol gibt es Ersatzbusse bis nach Wörgl oder eine Umleitung über Zell am See. In Vorarlberg fielen die Auswirkungen des Streiks gering aus. Am ehesten waren sie im Güterverkehr zu spüren – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Gewerkschaft streikt für höhere Löhne

Mit den Warnstreiks wollen die deutschen Gewerkschaften ver.di und Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) den Druck bei den laufenden Lohnverhandlungen erhöhen. Auf der Schiene wird der Fernverkehr in Deutschland komplett und der Regionalverkehr größtenteils eingestellt.

Menschen steigen am Bahnhof Salzburg in einen Bus um
APA/Franz Neumayr
Im Salzburger Hauptbahnhof wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet

Bestreikt werden nahezu sämtliche deutsche Flughäfen, nicht aber der Berliner Airport. Wasserstraßen und Häfen sowie die Autobahngesellschaft sind ebenfalls betroffen. Der Münchner Flughafen wurde bereits am Sonntag bestreikt, alle zwölf Flüge zwischen München und Wien fielen aus.

Keine Passagierabfertigung in Flughafen Frankfurt

Auch in den wichtigsten deutschen Flughäfen wurde der Betrieb lahmgelegt. Im größten Flughafen Frankfurt gab es wie angekündigt keinen regulären Passagierbetrieb. Dort waren ursprünglich etwa 1.170 Starts und Landungen mit insgesamt rund 160.000 Fluggästen geplant gewesen.

Öffentlicher Verkehr: Streik in Deutschland

Der öffentliche Verkehr in Deutschland ist wegen eines Warnstreiks stark eingeschränkt. Auch in Österreich gibt es Auswirkungen.

Keine Abfertigungen gab es auch im Flughafen München sowie in Stuttgart, in Düsseldorf und Köln-Bonn kam es zu starken Beeinträchtigungen. In Hamburg wurden Montagfrüh alle Starts und mehr als die Hälfte aller Landungen abgesagt.

Behinderungen gab es auch im Schiffsverkehr, etwa im Hamburger Hafen und auf wichtigen Kanalschleusen im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen. In Duisburg, Münster und Minden kamen Güterschiffe laut Gewerkschaft ver.di nicht weiter und mussten anlegen.

Verbindungen nach Österreich betroffen

Die Auswirkungen der Flughafenstreiks sind auch in Österreich spürbar. Nach Auskunft des Wiener Flughafens werden am Montag alle Flugverbindungen zwischen Wien und München, Frankfurt, Nürnberg und Stuttgart gestrichen. Weiters gibt es einzelne Ausfälle bei Flugverbindungen von und nach Düsseldorf, Hamburg und Köln – insgesamt sind das 28 Hin- und 27 Rückflüge von und zu diesen Destinationen.

Gestrichen wurden auch die Flüge zwischen Salzburg und Frankfurt sowie Köln, ebenso alle drei Flugverbindungen zwischen Innsbruck und Frankfurt und jeweils zwei Hin- und Rückflüge zwischen Linz und Frankfurt. Allen Reisenden wird empfohlen, sich bei ihrer Airline oder ihrem Reiseveranstalter bezüglich ihrer Flugreise zu erkundigen. Eine Übersicht über aktuelle Ankünfte und Abflüge bieten auch die Homepages der jeweiligen Airlines und der Flughäfen.

Kein Verkehrskollaps auf Autobahnen

In Deutschland blieb unterdessen ein befürchtetes Chaos auf den Autobahnen am Montag aus. In der Früh habe es zwar mehr kleine Staus gegeben, im Verlauf des Vormittags sei die Lage aber sogar ruhiger gewesen als an einem normalen Montag, sagte eine Sprecherin des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC).

Ein Verkehrskollaps sei ausgeblieben. Aus ihrer Sicht haben die frühe Ankündigung und die Berichterstattung womöglich dafür gesorgt, dass viele Menschen sich auf den Warnstreik eingestellt hätten. „Wer kann, ist im Homeoffice geblieben.“

Auswirkungen auch am Dienstag

Auch am Dienstag dürften die Auswirkungen des Warnstreiks noch zu spüren sein. Im Fernverkehr der Deutschen Bahn (DB) etwa werde es dauern, bis die ICE- und IC-Züge wieder dort sind, wo sie gebraucht werden. Es sei daher vor allem zu Beginn des Tages weiter mit Zugsausfällen zu rechnen, teilte die DB mit. Auch in den Flughäfen sind Auswirkungen noch am Dienstag möglich.

Gewerkschaft: Keine Streiks über Ostern

Ob weitere Streiktage kommen werden, ist unklar. Der Ausstand am Montag ist eine länger geplante, aber zunächst einmalige Aktion der beteiligten Gewerkschaften. Die EVG erklärte, über die Osterfeiertage keine weiteren Aktionen zu planen. „Da wir nicht die Reisenden bestreiken wollen, sondern die Arbeitgeber, können wir mitteilen, dass wir über Ostern nicht verhandeln werden und damit auch nicht streiken“, sagte EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch.

Menschen am Bahnhof Salzburg
APA/Franz Neumayr
Zahlreiche Zugsverbindungen in Österreich sind vom deutschen Streik betroffen

Die EVG verteidigte den Streik, ebenso ver.di-Chef Frank Werneke. Der Chef des deutschen Beamtenbunds dbb, Ulrich Silberbach, warnte dagegen vor einer weiteren Arbeitskampfeskalation warnte. Die EVG verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei 50 Bahn- und Busunternehmen, für die sie zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr will. Ver.di verhandelt für die etwa 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen, unter anderem auch für die Beschäftigten des Nahverkehrs und von Flughäfen. Die Gewerkschaft fordert 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro monatlich.

Deutsche Bahn fordert Rückkehr an Verhandlungstisch

Die Deutsche Bahn forderte die EVG indes erneut zu einer raschen Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. „Es ist sehr befremdlich, dass man heute streikt und erst in fünf Wochen bereit ist, wieder mit uns zu verhandeln“, sagte DB-Sprecher Achim Stauß.

Grafik zu Streiktagen im internationalen Vergleich
Grafik: APA/ORF; Quelle: WSI/Eurostat

Unter diesem „überzogenen und übertriebenen Streik leiden Millionen Fahrgäste, die auf Busse und Bahnen angewiesen sind“, sagte Stauß weiter. Nicht jede und jeder könne von zu Hause aus arbeiten. Nachteile hätten zudem Tausende Unternehmen, die ihre Güter auf der Schiene empfangen oder versenden.