Doch kein Sensationsfund: Seltener Hai wohl nur Plastikspielzeug

Es hätte eine kleine meeresbiologische Sensation sein können: Vergangenes Jahr meldete ein Wissenschaftsteam in der Fachzeitschrift „Mediterranean Marine Science“ die Entdeckung eines Koboldhais, der an einem griechischen Strand angeschwemmt worden sei. Wie sich inzwischen herausstellte, dürfte in dem Fall der Wunsch die Wirklichkeit überholt haben.

Koboldhaie erinnern mit ihrem langen Schädelvorsatz an Kreaturen aus einem Horrorfilm. Bekannt ist über die Tiere aber ansonsten nur sehr wenig. Sichtungen sind äußerst selten. Im Mittelmeer wurde überhaupt noch nie ein Exemplar nachgewiesen. Umso beeindruckender schien der Fund eines griechischen Hobbywissenschaftlers im Jahr 2020. Laut dem Artikel in der Fachzeitschrift fand der Mann den Hai am Strand und fotografierte ihn. Das Foto gelangte zu den Wissenschaftlern, die es zwei Jahre später in einem Fachbeitrag veröffentlichten.

Skepsis in der Fachwelt

Doch die Veröffentlichung rief unter Expertinnen und Experte schnell Skepsis hervor. Einer von ihnen war David Ebert, Direktor des Pacific Shark Research Center an der San Jose State University. „Er sah nicht richtig aus“, zitierte die „New York Times“ den Wissenschaftler. Laut Elbert ist das Tier auf dem Foto zu klein, die Kiemen passen nicht, und es „sieht überhaupt nicht natürlich aus“.

Im November veröffentlichte eine Gruppe um den deutschen Laienforscher Jürgen Pollerspöck einen Kommentar, in dem die Echtheit des Fundes angezweifelt wurde. Neben der zu geringen Größe verwiesen sie auf das Fehlen von Zähnen, zu runde Flossen und eine zu geringe Anzahl der Kiemenschlitze.

In einer Antwort auf diese Anmerkungen argumentieren die Autoren des ursprünglichen Berichts, dass es sich bei dem Exemplar um ein Jungtier bzw. sogar einen Embryo handeln könnte.

Entlarvendes Foto

Die Diskussion wurde auch in sozialen Netzwerken und Foren geführt. Und von dort kam schließlich der entscheidende Hinweis. Mitte März teilte der Haiforscher David Shiffman ein Foto, das ihm auf Facebook zugespielt wurde. Es zeigt einen Plastikhai der italienischen Spielzeugfirma DeAgostini. Das Spielzeug weist dabei frappierende Ähnlichkeit mit dem Tier auf dem Foto aus 2020 auf.

Vergangene Woche zogen die Autoren schließlich ihren Beitrag in der Fachzeitschrift sowie ihre Antwort auf den Kommentar von Pollerspöck zurück. Auf Nachfrage der „NYT“ wollten sie die Entscheidung nicht weiter kommentieren. Die über Monate gehende Debatte scheint damit beendet. Als Frage bleibt, ob die betroffene Fachzeitschrift ihre Kontrollmechanismen nachschärfen sollte.