Marie NDiaye erhält Staatspreis für Europäische Literatur

Die französische Autorin Marie NDiaye erhält heuer den seit 1965 vom Kulturministerium vergebenen Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur.

Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert und wird der 54-Jährigen im Rahmen eines Festaktes während der Salzburger Festspiele offiziell verliehen. Das gab Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer heute bekannt. NDiaye folgt damit der Schottin Ali Smith nach, die die Ehrung 2022 erhielt.

Die französische Autorin Marie NDiaye 2017

„Wer denkt, es sei alles in bester Ordnung in unserer liberalen Wohlstandsgesellschaft, der irrt. Man muss nur einen Roman von Marie NDiaye aufschlagen und weiß, dass vieles im Argen liegt“, zollte Mayer der Literatin Respekt: „NDiayes Bücher sind komplex komponierte, in glasklarer Sprache geführte Gegenwartsanalysen, die aktuelle Fragen zu Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe und sozialer Klasse aufgreifen und bis in die feinsten Verästelungen des Zwischenmenschlichen hinein verfolgen.“

„Sie hat Europa wörtlich genommen“

Auch die Jury hob in ihrer Begründung die Breitenwirkung der Autorin hervor: „Sie hat Europa – wörtlich genommen – erfahren, lebte mit ihrer Familie auch viele Jahre in Spanien, Italien, den Niederlanden und Deutschland.“ Die daraus gewonnenen Einflüsse seien heute unübersehbar: „Sie gehört längst schon zu den Besten unserer Zeit. Diese Autorin ist stilistisch brillant, eine Meisterin der Figurenzeichnung.“

NDiaye wurde als Prosaautorin bekannt und gewann dabei mit Werken wie „Die lieben Verwandten“ (1993), „Alle meine Freunde“ (2006), „Mein Herz in der Enge“ (2008) und zuletzt „Die Rache ist mein“ (2021) auch eine deutschsprachige Leserschaft. Sie feierte jedoch ebenso am Theater Erfolge mit Stücken wie „Hilda“ und „Die Schlangen“.