Eine Frau mit Einkaufskorb im Supermarkt
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Heuer bis zu 7,5 Prozent

WIFO und IHS erhöhen Inflationsprognose

Die Teuerungsrate bleibt auch im laufenden Jahr auf hohem Niveau. Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) und Institut für Höhere Studien (IHS) rechnen mit bis zu 7,5 Prozent – deutlich mehr als noch vor vier Monaten. Das Wirtschaftswachstum wird – zumindest im ersten Halbjahr – sehr niedrig ausfallen. Besser sieht es insgesamt erst ab Sommer bzw. dem nächsten Jahr aus.

WIFO und IHS korrigierten in ihren am Donnerstag veröffentlichten Frühjahrsprognosen zur Konjunktur die für das laufende Jahr erwartete Inflationsrate deutlich nach oben. Sie rechnen nunmehr mit einer Steigerung des Verbraucherpreisindex (VPI) um 7,1 bzw. 7,5 Prozent. Im Dezember waren die Einschätzungen noch bis zu ein Prozent niedriger bei 6,5 bzw. 6,7 Prozent gelegen. Im Vorjahr belief sich die Teurungsrate auf 8,6 Prozent.

Der Hauptgrund für die aktuelle Korrektur: Die hohen Energiepreise werden laut WIFO schneller und stärker auf andere Güter und Dienstleistungen überwälzt als in der letzten Konjunkturprognose angenommen. Erst im kommenden Jahr erwarten beide Institute eine Halbierung der Inflationsrate auf 3,5 Prozent (IHS) bzw. 3,8 Prozent (WIFO).

Kaum reales Wirtschaftswachstum

Die Prognose für die Wirtschaftsentwicklung beließen beide Institute im Vergleich zu Dezember nahezu unverändert. Das Konjunkturplus in Österreich wird heuer unter anderem von der hohen Inflation und der schwachen internationalen Nachfrage stark gebremst und soll laut WIFO und IHS bei real 0,3 bzw. 0,5 Prozent liegen.

Grafik zur WIFO/IHS-Konjunkturprognose
Grafik: APA/ORF; Quelle: WIFO/IHS

In der zweiten Hälfte des laufenden Jahres rechnet das WIFO mit „einer Konjunkturbelebung“ und das IHS mit einer Rückkehr auf „einen stabilen Wachstumspfad“. Im kommenden Jahr erwarten die Expertinnen und Experten ein Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent (IHS) bzw. 1,8 Prozent (WIFO).

Entspannung „mit Verzögerung“

„Durch die deutliche Entspannung auf den Energiemärkten hat sich die Stimmung der Unternehmen und privaten Haushalte etwas aufgehellt. Die heimischen Tarife für Haushaltsenergie und damit die Inflation werden jedoch erst mit einiger Verzögerung nachgeben“, hieß es am Donnerstag in einer Presseaussendung des WIFO.

Inflationsprognose nach oben korrigiert

WIFO und IHS korrigierten in ihren am Donnerstag veröffentlichten Frühjahrsprognosen zur Konjunktur die für das laufende Jahr erwartete Inflationsrate deutlich nach oben.

Vor dem Hintergrund der hohen Teuerungsrate und großer Belastungen für den Staatshaushalt (Stichwort: Beihilfen) brauche es künftig „dringend“ eine restriktive Fiskalpolitik und eine Stabilisierung der Konjunktur über Steuern und Staatsausgaben.

Auf und Ab in den letzten Jahren

Österreichs Wirtschaft hatte in den vergangenen Jahren eine Achterbahnfahrt erlebt: Nach dem durch die Coronavirus-Pandemie bedingten Einbruch des realen Wachstums im Jahr 2020 von 6,5 Prozent ging es 2021 mit plus 4,6 Prozent und 2022 mit plus 5,0 Prozent wieder steil nach oben. Im zweiten Halbjahr 2022 setzte ein internationaler Konjunktureinbruch ein, der auch Österreichs Volkswirtschaft erfasste.

Eine gute Nachricht: Die Stagnation der Wirtschaft im laufenden Jahr dürfte kaum Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. Das WIFO geht von einem Anstieg der nationalen Arbeitslosenrate von nur 0,1 Prozentpunkten auf 6,4 Prozent aus, das IHS rechnet mit einer Seitwärtsbewegung. Für 2024 gehen beide von einem Rückgang der Arbeitslosenquote auf 6,1 bzw. 6,2 Prozent aus.

Für den Staatshaushalt ist die Entwicklung trotz allem nicht nur negativ: Inflationsbedingt steigen die Steuereinnahmen deutlich stärker als die Ausgaben der öffentlichen Hand, und das nominelle Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll im laufenden Jahr um 7,4 Prozent auf 480,6 Mrd. Euro steigen. Das WIFO rechnet für heuer mit einem Budgetdefizit von 1,8 Prozent, das IHS mit einem Budgetdefizit von 2,9 Prozent.

Brunner sieht keine „Schreckensszenarien“ dämmern

„Die aktuellen Prognosen des IHS und des WIFO zeigen, dass die Schreckensszenarien von einem starken Wirtschaftseinbruch und einem substanziellen Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht eingetreten sind, so Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) in einer Aussendung.

Das liege einerseits daran, „dass der Staat intensiv geholfen und die Kaufkraft im Land gestärkt und die Betriebe unterstützt hat“. Gleichzeitig zeige sich allerdings auch, dass die Inflation weiterhin hoch bleibe. Das bedeute für politische Entscheidungsträger, „dass bei allen wirtschaftspolitischen Maßnahmen und gesamtstaatlichen Preisanpassungen die Wirkung auf die Inflation noch stärker als bereits jetzt berücksichtigt werden muss“, um ein Festsetzen der hohen Inflation zu verhindern.

Und schließlich: "Die prognostizierten Budgetzahlen des WIFO sind aus Sicht des Finanzministeriums nicht nachvollziehbar und weichen sehr stark vom IHS ab. Die umfangreichen Hilfsprogramme hinterlassen sehr wohl tiefe Spuren im Budget. Das Finanzministerium geht für das Jahr 2022 weiterhin davon aus, dass das Defizit – wie budgetiert – über 3 Prozent liegen wird. Das Defizit wird aufgrund der massiven staatlichen Unterstützungen wohl auch 2023 in einer ähnlichen Größenordnung ausfallen.“