Kern gesteht Mitschuld an derzeitiger SPÖ-Misere ein

Der frühere SPÖ-Vorsitzende und Bundeskanzler Christian Kern gesteht eine Mitschuld an den derzeitigen Problemen der Partei ein. Auf die Frage, ob er nach seinem überhasteten Rücktritt schuld an dem jetzigen Schlamassel sei, antwortete Kern im aktuellen „profil“: „Ja, das bin ich.“ Und weiter: „Mir ist mein Anteil am jetzigen Schlamassel absolut bewusst. Und ich verstehe alle, die nachtragend sind. Es tut mir leid, dass ich ihnen nicht einmal widersprechen kann.“

Die Mitgliederbefragung nennt Kern im Interview mit dem Nachrichtenmagazin laut Vorabmeldung einen „verrückten Prozess“, auch deshalb kandidiere er nicht. Man sei hineingestolpert, ohne klare Regeln vorzugeben. „Ein Teil will die Mitgliederbefragung, ein anderer Teil setzt alles daran, das Verfahren lächerlich zu machen.“

Er hofft auf ein reinigendes Gewitter, aber: „Natürlich gibt es in der SPÖ ein Führungsvakuum. Es gibt keine Autoritäten mehr, denen alle gerne folgen. Wenn die verschiedenen Lager nicht zueinander finden, dann wird die SPÖ länger keine Rolle spielen.“

Doskozil: Man sollte sich überraschen lassen

Dass Kern im Team von Hans Peter Doskozil mitmischen könnte, deutete der burgenländische Landeshauptmann unterdessen in der „Presse“ (Sonntag-Ausgabe) an. „Da sollte man sich überraschen lassen“, bleibt Doskozil zunächst noch vage, um dann doch ein Lob für den früheren Parteichef anzufügen: „Er ist der Beste, den wir im Bereich Wirtschafts- und Energiepolitik in der Partei haben.“

Doskozil bestätigt in dem Interview auch, dass der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig in einer der letzten Gremiensitzungen wegen seiner Stimmprobleme gestichelt habe. „Es war unangebracht und nicht angenehm. Aber ich bin nicht nachtragend.“ In der Gratiszeitung „Heute“ gesteht Doskozil, dass ihn das enttäuscht habe, aber: „In der Politik muss man auch einstecken können.“

Frist für Unterstützungserklärungen abgelaufen

Die Frist für die Einreichung der Unterstützungserklärungen der Kandidatinnen und Kandidaten für den SPÖ-Vorsitz ist abgelaufen. Wer außer SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, Burgenlands Landeshauptmann Doskozil und dem Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler zur Wahl stehen wird, wird erst kommende Woche feststehen. Das Favoritentrio setzte mit den eingereichten Erklärungen aber bereits auf Symbolwirkung.

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Kern schließt Antritt auf Parteitag aus

Theoretisch wäre ein Antreten Kerns am Parteitag noch möglich. „Mich haben viele Nachrichten erreicht. Das hat mich persönlich sehr gefreut. Aber die SPÖ hat jetzt eine gute Auswahl. Man wird sehen, wer am Ende wirklich auf dem Stimmzettel steht. Und aus diesen Kandidaten ist die Auswahl zu treffen“, sagte Kern dazu in der „Wien heute“-Interviewserie „Bei Budgen“.

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