Dieselgenerator auf Feld
ORF.at/Viviane Koth
„Erdüberlastungstag“

Österreichs Ressourcen für heuer verbraucht

Mit Donnerstag hat Österreich heuer jene natürlichen Ressourcen verbraucht, die die Erde im gesamten Jahr regenerieren kann. Daran erinnert der „Earth Overshoot Day“ oder Erdüberlastungstag am 6. April. „Bereits nach nur drei Monaten sind die jährlichen Ressourcen Österreichs aufgebraucht“, so die Sprecherin der Umweltorganisation Greenpeace, Lisa Panhuber.

Panhuber von Greenpeace fordert daher, man müsse endlich die Empfehlungen des Klimarats umsetzen. Konkret besagt das Datum: Wäre weltweit der Ressourcenverbrauch so hoch wie in Österreich, wäre an berechnetem Tag die jährliche Biokapazität der Erde verbraucht. Den jährlichen „Earth Overshoot Day“ eines jeden Landes berechnen Expertinnen und Experten des „Global Footprint Networks“ in einem komplizierten Verfahren.

Dabei wird die Biokapazität – alle natürlichen Ressourcen, die die Erde in dem Jahr schafft – durch den ökologischen Fußabdruck (den menschlichen Ressourcenverbrauch) dividiert und mit 365 multipliziert. Österreich liegt mit dem 6. April dabei im vordersten Feld. Zum Vergleich: In Deutschland und Frankreich wird der Tag erst am 4. bzw. 5. Mai erreicht, in Luxemburg dagegen war er bereits am 14. Februar.

Österreich hat seine Biokapazität für heuer erschöpft

Leben „auf Kosten unserer Zukunft“

„Kein Industriebetrieb, kein Gasthaus oder Bauernhof kann erfolgreich sein, wenn er schon Anfang April sein gesamtes Jahresbudget ausgegeben hat. Aber genau das macht Österreich und lebt damit auf Kosten unserer Zukunft“, sagte Panhuber. „Statt immer nur über Kosten und Hürden für Klimaschutz zu reden, müssen Politiker:innen, Unternehmer:innen und Medien endlich anfangen, die Notwendigkeit und die Chancen in den Mittelpunkt zu stellen. Die Bundesregierung muss jetzt damit anfangen – zum Beispiel, indem sie die 93 Empfehlungen des Klimarats umsetzt“, hieß es von der Umweltschutzorganisation weiter.

Den frühesten „Earth Overshoot Day“ hatte auch heuer wieder das arabische Emirat Katar am 10. Februar, der späteste Erderschöpfungstag ist im westafrikanischen Staat Benin.

Nicht alle Länder haben einen Erdüberlastungstag. Alle Länder, deren ökologischer Fußabdruck pro Person niedriger ist als die weltweit berechnete Biokapazität pro Person, scheinen gar nicht in der Liste auf.

Grafik zeigt Daten des „Earth Overshoot Day“ 2023
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: overshootday.org

Zeichen für „absurde Ungleichheit“

„Der Überlastungstag zeigt auch die absurde Ungleichheit. Denn weltweit überlasten 56 der reichsten Industrieländer – einschließlich ganz Europa – die Erde. Dorthin fließt der Hauptteil der Profite des linearen Wirtschaftssystems. Die Kosten wie Ausbeutung, Ressourcenverschwendung und Müllberge tragen aber hauptsächlich Länder des Globalen Südens“, kritisierte Panhuber.

Laut der Umweltschutzorganisation Global 2000 ist der „Overshoot Earth Day“ ein Zeichen, dass „auch Österreich von globalen Ressourcen abhängig sei“. „Die Bundesregierung muss sich darum bei den aktuellen Verhandlungen zum EU-Lieferkettengesetz für eine Einhaltung von Umweltschutz-, Klima- und Menschenrechtsgesetzen starkmachen“, sagte Sprecherin Anna Leitner.

Die Experten ermitteln jedes Jahr auch einen globalen Ressourcenerschöpfungstag. Dieser fiel zuletzt auf den 28. Juli. Heuer wird der internationale „Earth Overshoot Day“ laut Greenpeace bereits einen Tag früher sein.