Die Regionalmächte Saudi-Arabien und Iran rivalisieren seit Jahren um Einfluss im Nahen Osten. Einer der wichtigsten Schauplätze dieses Ringens ist der Bürgerkrieg im Jemen, in dem die schiitischen Huthi-Rebellen mit iranischer Rückendeckung gegen Truppen des ins Exil geflüchteten sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi kämpfen. Riad wiederum führt eine Militärkoalition mit den Vereinigten Arabischen Emiraten an, welche die Regierung im Jemen stützt.
In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa traf nun eine saudi-arabische Delegation ein, „um über Fortschritte bei der Schaffung von Frieden im Jemen zu sprechen“, wie ein jemenitischer Diplomat sagte. Auch aus dem Oman reiste eine Delegation an.
Annäherung im Jemen
Nach fast zehn Krieg im Jemen, stellvertretend für den Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, treiben die beiden Staaten nun die Normalisierung ihrer Beziehungen voran. Eine Delegation aus Riad führte am Wochenende dazu Gespräche über die Wiedereröffnung der saudischen Botschaft in Teheran – und auch im Jemen macht die Annäherung Waffenstillstandsgespräche möglich.
Huthi-Rebellen offen für Waffenstillstand
Nach einem Treffen mit den Delegationen zeigten sich die Huthi-Rebellen offen für ein Ende des Bürgerkriegs. Der Vorsitzende des Hohen Politischen Rats, Mahdi al-Maschat, habe sich für einen „gerechten und ehrenwerten Frieden“ ausgesprochen, berichtete die von den Rebellen kontrollierte Nachrichtenagentur SABA am Sonntag.

Im vergangenen Jahr hatten sich die Konfliktparteien im Jemen auf einen sechsmonatigen Waffenstillstand geeinigt. Die Vereinbarung lief aber Anfang Oktober aus und wurde nicht verlängert. Dennoch wird sie weitestgehend eingehalten.
China als Vermittler zwischen Regionalmächten
Der Iran und Saudi-Arabien ringen um Einfluss nicht nur im Jemen, sondern auch in Syrien, im Libanon und im Irak. Vor knapp einem Monat schlossen die beiden Regionalmächte dann aber zusammen mit China ein Abkommen, das auf die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Teheran und Riad abzielt.
Diese Beziehungen waren sieben Jahre lang ausgesetzt, nachdem Demonstranten im Iran diplomatische Vertretungen Saudi-Arabiens nach der Hinrichtung eines schiitischen Klerikers in Riad angegriffen hatten. Das dann am 10. März durch Vermittlung Chinas zustande gekommene Abkommen sieht neben der Wiederaufnahme der Beziehungen auch vor, dass beide Länder ihre wirtschaftlichen Verbindungen wiederbeleben.
Delegation aus Riad in Teheran
Am Donnerstag führten die Außenminister beider Länder Gespräche in Peking. Am Samstag traf dann nach Angaben der saudi-arabischen Nachrichtenagentur SPA eine „technische Delegation“ des Königreichs zu einem mehrtägigen Besuch im Iran ein. In Teheran habe die Delegation mit dem Protokollchef des iranischen Außenministeriums gesprochen. Dabei sei es um die Wiedereröffnung der Botschaft und von Konsulaten gegangen. Der Protokollchef habe der Delegation jegliche Unterstützung zugesagt.
Bis Freitag werden nach Angaben des iranischen Außenministeriums zwei Delegationen nach Saudi-Arabien reisen, eine davon in die Hauptstadt Riad und die andere nach Dschidda. Dabei solle die Wiedereröffnung diplomatischer Vertretungen in dem Königreich vorbereitet werden.
Diplomatischer Erfolg für Xi
Die Annäherung zwischen dem mehrheitlich sunnitisch-muslimischen Saudi-Arabien, dem größten Ölexporteur der Welt, und dem mehrheitlich schiitischen Iran, der wegen seines Atomprogramms vom Westen sanktioniert wird, hat das Potenzial, die Kräfteverhältnisse in einer seit Jahrzehnten von Gewalt und Unruhen geprägten Region umzugestalten.

Das Abkommen war auch ein diplomatischer Erfolg für den chinesischen Präsidenten Xi Jinping, der eine stärkere globale politische Rolle seines Landes anstrebt. Die Vereinbarung stieß international auf weitgehend positive Reaktionen. Chinas Erfolg bei der Vermittlung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien stellt allerdings die Rolle der USA als traditioneller Vermittler im Nahen Osten infrage.