„Kurier“-Verlag: Sparmaßnahmen und Personalabbau

Die wirtschaftlich angespannte Lage in der Medienbranche führt zu Sparmaßnahmen und Personalabbau beim „Kurier“-Verlag. Die Belegschaft wurde heute über entsprechende Pläne informiert. Man werde in den nächsten Tagen Gespräche mit rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für einvernehmliche Auflösungen aufnehmen, ein Sozialplan sei in Verhandlung, berichtete „Kurier“-Geschäftsführer Thomas Kralinger der APA.

Weiters seien eine Reihe von Nichtnachbesetzungen von natürlichen Abgängen und Pensionierungen sowie Kostenreduktionen durch Altersteilzeiten geplant. „Es gibt eine gesamtwirtschaftlich toxische Situation, die am Ende des Tages dazu führt, dass wir in allen Medienunternehmen einen extremen Kostendruck haben, den wir nur durch signifikante Veränderungen des Produkts oder Reduktion der redaktionellen Kosten bewältigen können“, so Kralinger. Die inflationsbedingten Kostenerhöhungen könnten weder auf dem Werbemarkt noch auf dem Lesermarkt kompensiert werden.

„Kollektivvertragserhöhung“ wieder „einsparen“

Der „Kurier“ hat rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein konkretes Volumen nannte Kralinger nicht, die geplanten Einsparungen dürften aber über zehn Prozent liegen, reduziert würden Personal- und Sachkosten. „Die Kollektivvertragserhöhung macht bei uns einen siebenstelligen Betrag aus, und ich muss auf jeden Fall diesen Betrag einsparen, weil wir ihn nicht durch Erlöse kompensieren können. So leid es mir tut. Der Abschluss ist aufgrund der Preisentwicklung verständlich, aber schwer zu verkraften“, sagte Kralinger.

Kritik übte Kralinger, der auch Vizepräsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) ist, an den Regierungsplänen zum ORF-Gesetz. Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen dürfe die Schieflage auf dem österreichischen Medienmarkt nicht weiter verstärkt werden. „Der ORF hat einen klaren Wettbewerbsvorteil. Ich kenne keinen anderen Markt, wo es eine derartige Dominanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gibt.“

Kralinger: Digitalaboverkauf durch ORF.at „erschwert“

Vor allem das Textangebot von ORF.at ist ihm ein Dorn im Auge. „Solange dieses professionelle und gut gemachte Angebot kostenlos und frei verfügbar ist, wird es uns Qualitätsmedien erschwert, Digitalabos zu verkaufen.“ Der Verleger fordert deshalb eine „sehr starke Beschränkung des Textangebots. Der ORF soll sich auf Bewegtbild und Radio konzentrieren und sich aus dem Textangebot radikal zurückziehen. Das kann noch eine Minimalerklärung zu Bewegtbildern sein, aber kein zeitungsähnliches Angebot, keine Nachrichtenseite.“

Nahezu alle heimischen Printmedien haben bei der jüngsten Auflagenkontrolle rückläufige Auflagenzahlen ausgewiesen. So ging etwa der Aboverkauf inklusive E-Paper-Ausgaben der zehn größten Tageszeitungen 2022 um fünf Prozent zurück.

Reaktion von RedakteurInnenausschuss

Der RedakteurInnenausschuss des „Kurier“ hielt die Personalmaßnahmen in einer Stellungnahme für „überzogen“, wenngleich eine „gesunde wirtschaftliche Basis des Unternehmens für die Unabhängigkeit der Berichterstattung“ notwendig sei.

Aber: „Jeder Stellenabbau schwächt die Redaktion und damit die journalistische Qualität. Es ist nicht einzusehen, dass die Redaktion allein für strukturelle Versäumnisse und wirtschaftliche Fehleinschätzungen seitens des Managements bezahlen muss“, heißt es im Statement. Gefordert wurde in Richtung Eigentümer, „gemeinsam mit der Redaktion eine mittel- und langfristige Strategie und Neuausrichtung des Medienhauses zu erarbeiten“.