China sperrt wegen Raketentrümmergefahr Seegebiet bei Taiwan

Nach einer kurzzeitigen Flugverbotszone hat China für Sonntag auch die Sperrung eines Seegebiets nördlich von Taiwan wegen der Gefahr herabstürzender Raketentrümmer angekündigt. In einer kurzen Erklärung gab die chinesische Seesicherheitsbehörde heute die Koordinaten für die Zone bekannt und erklärte, dass die Durchfahrt für den Schiffsverkehr von 9.00 Uhr (Ortszeit) bis 15.00 Uhr am Sonntag verboten sei.

Zu der Flugverbotszone hat sich China bisher nicht geäußert. Aber Südkorea, das ebenfalls über die Pläne unterrichtet wurde, erklärte, es gehe um ein herabfallendes Objekt, das mit einer Trägerrakete zusammenhänge. Taiwan hatte erklärt, China habe die ursprünglich geplante Dauer der Flugverbotszone vom 16. bis 18. April nach einem Protest der Regierung in Taipeh auf rund eine halbe Stunde am Sonntag verkürzt.

Spannungen in der Region

Die chinesischen Gebietssperrungen fallen in eine Zeit verstärkter Spannungen in der Region. China hatte kürzlich wieder große Militärübungen in der Umgebung von Taiwan abgehalten, das die Führung in Peking als abtrünnige Provinz und Teil der Volksrepublik betrachtet.

Die Manöver waren eine Reaktion auf ein Treffen der taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen mit dem Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, in der vergangenen Woche in den Vereinigten Staaten. Das demokratisch regierte Taiwan pocht auf Unabhängigkeit.

Baerbock betont Einigkeit der EU

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock versuchte unterdessen am Rande ihres China-Besuches, angesichts umstrittener Äußerungen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zum Konflikt um Taiwan den Eindruck europäischer Unstimmigkeit zu zerstreuen.

Macron habe am Vortag „noch einmal unterstrichen, dass die französische China-Politik eins zu eins die europäische China-Politik widerspiegelt“, sagte die Grünen-Politikerin in der Hafenstadt Tianjin. Bei allen Differenzen in der EU sei es eine Stärke, „dass wir bei den zentralen Fragen von unseren Interessen und Werten nicht nur nah beieinander sind, sondern gemeinsame strategische Ansätze verfolgen“.

Macron hatte in Interviews nach seinem China-Besuch in der vergangenen Woche Europa zu einem eigenständigeren Kurs in der Taiwan-Frage aufgerufen und betont, Europa solle gleichermaßen Distanz zu China und zu den USA halten.