Polizeiblockade auf Straße
AP/Michelle R. Smith
US-Leaks

Mutmaßlicher „Maulwurf“ festgenommen

Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung brisanter US-Geheimdienstinformationen im Internet hat die Bundespolizei FBI im Bundesstaat Massachusetts einen Verdächtigen festgenommen. Das berichteten die „New York Times“ und der US-Sender CNN am Donnerstag übereinstimmend. US-Justizminister Merrick Garland bestätigte indes, dass es sich um einen 21-Jährigen Nationalgardisten handelt, den Medien zuvor identifiziert hatten.

Auch das FBI bestätigte die Identität des Festgenommenen. Er sei in North Dighton, Massachusetts, „wegen seiner angeblichen Beteiligung an der Weitergabe von geheimen Dokumenten der US-Regierung und des Militärs“ festgenommen worden.

Dem Mann droht nun eine Anklage nach dem Spionagegesetz. Dieses verbietet die unbefugte Entnahme, Aufbewahrung und Übermittlung streng gehüteter Dokumente im Zusammenhang mit der nationalen Verteidigung, die dazu verwendet werden könnten, den Vereinigten Staaten zu schaden oder einem ausländischen Gegner zu helfen.

Laut „New York Times“ könnte jedes einzelne Dokument eine eigene Anklage darstellen, Bei einer Verurteilung würden eine Strafe von bis zu zehn Jahren Gefängnis pro Anklagepunkt drohen.

Festnahme nach US-Datenleak

Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung brisanter US-Geheimdienstinformationen im Internet hat die Bundespolizei FBI im Bundesstaat Massachusetts einen Verdächtigen festgenommen. Das berichteten die „New York Times“ und der US-Sender CNN am Donnerstag übereinstimmend.

Von „New York Times“ identifiziert

Die „New York Times“ hatte über die Identität des Mannes als erstes Medium berichtet. Der 21-Jährige sei Mitglied der Geheimdienstabteilung der Air National Guard in Massachusetts. Er soll der Anführer einer privaten Onlinegruppe namens „Thug Shaker Central“ sein, in der sich etwa 20 bis 30 Personen, meist junge Männer und Teenager, wegen ihrer gemeinsamen Vorliebe für Waffen und Videospiele trafen. In der Gruppe teilte er die Dokumente, ehe sie später über ein anderes Gruppenmitglied an die Öffentlichkeit kamen.

Die Zeitung identifizierte den Mann über digitale Hinweise wie sein Online-Gaming-Profil. Zudem seien am Rand einiger Fotos der durchgesickerten Geheimdokumente Möbel zu sehen, die auch auf privaten Postings aus dem Elternhaus des Mannes zu erkennen seien.

Unklarer Zugang zu Dokumenten

Unklar ist laut der „New York Times“ noch, wie er in seiner Position Zugang zu solch hochsensiblen Briefings gehabt haben konnte. Die „Washington Post“ hatte zuvor berichtet, die Person habe sich in den Chats „OG“ genannt und behauptet, die Dokumente von einer Militärbasis nach Hause gebracht zu haben. Mitte März habe „OG“ aufgehört, Dokumente mit der Gruppe, die sich 2020 während der Coronavirus-Pandemie gegründet habe, zu teilen. Laut „New York Times“ soll es sich bei „OG“ eben um Jack Teixeira handeln.

Von anderem Gruppenmitglied veröffentlicht

Allerdings war es ein anderes Gruppenmitglied, das die Dokumente dann in ein öffentliches Onlineforum stellte: „Dieser Typ war Christ, Kriegsgegner und wollte nur einige seiner Freunde darüber informieren, was vor sich geht“, sagte ein 17-jähriges Mitglied der Gruppe der „New York Times“. Als Whistleblower habe er aber nicht agieren wollen.

Von dem Onlineforum aus wurden sie von russischsprachigen Telegram-Kanälen aufgegriffen. Im Zuge dieses Prozesses dürften auch einige Dokumente manipuliert worden sein, möglicherweise wurden weitere, nicht authentische hinzugefügt.

Brisante Enthüllungen

Ein Großteil der Dokumente bezieht sich auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums hatte das Durchsickern der Dokumente als „sehr große Bedrohung“ für die nationale Sicherheit eingestuft.

Die Veröffentlichung der Dokumente hat erhebliche Sorgen in den westlichen Staaten ausgelöst. Die inzwischen zum großen Teil nicht mehr im Internet verfügbaren Dokumente sollen unter anderem brisante Informationen über den Kampf der Ukraine gegen die russischen Invasionstruppen enthalten.

Oberst Reisner zu US-Datenleak

Oberst Markus Reisner spricht im Interview unter anderem über die an die Öffentlichkeit gelangten Daten über den Ukraine-Krieg sowie über neue Waffenlieferungen.

So sollen einem der Dokumente zufolge die US-Geheimdienste Zweifel am Erfolg einer möglichen Gegenoffensive der ukrainischen Armee hegen, berichtete die „Washington Post“. Es gebe „fortdauernde ukrainische Rückstände“ bei der Ausbildung der Soldaten und bei der Munitionsversorgung.

Weißes Haus appelliert an Onlinenetzwerke

Die Schriftstücke sollen auch Informationen darüber enthalten, dass die US-Geheimdienste verbündete Regierungen ausgespäht haben. Die US-Regierung hat die Echtheit der veröffentlichten Dokumente bisher nicht bestätigt.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, rief die Betreiber von Onlinenetzwerken wie Discord dazu auf, nicht zur Verbreitung derartiger Informationen beizutragen. Die Unternehmen stünden aus Sicht der US-Regierung „in der Verantwortung gegenüber ihren Nutzern und dem Land“. Discord erklärte, das Unternehmen arbeite in der Angelegenheit mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen.