„Integrated Resorts sind eine notwendige Initiative, um unser Land als Tourismusnation zu fördern. Sie werden Besucher aus Japan und dem Ausland anziehen und den Charme Japans in die Welt hinaustragen“, sagte Premierminister Fumio Kishida am Freitag. Neben dem Casino soll das Resort mit Hotels, einem Einkaufszentrum, einem Museum und einem Fährterminal ausgestattet werden. Kostenpunkt: 13,5 Milliarden US-Dollar (12,2 Mrd. Euro).
Die künstlich aufgeschüttete Insel Yumeshima, die in der Bucht von Osaka liegt, soll zum neuen Tourismusmagneten werden. Bis zu 20 Millionen Besucher und Besucherinnen sollen ab 2029 jährlich das Resort nutzen. Sie sollen aus dem Inland und Ausland kommen, so die japanische Regierung. Zudem wird erwartet, dass das Vorhaben 15.000 neue Arbeitsplätze schaffen wird.
Weg aus der „Japan-Krise“
Dass Japan ein Casino bauen wird, galt vor wenigen Jahren noch als Träumerei der Casinoindustrie. Denn die Glücksspielhallen waren auf dem Inselstaat lange Zeit verboten. Ein Gesetz untersagte alle Formen des Glücksspiels mit Ausnahme unter anderem von Wetten bei Auto-, Boots- und Pferderennen sowie anderen Spielen.
Extrem populär sind deshalb Pachinko-Hallen. Die werden nämlich nicht als Glücksspiel geführt und sind somit legal, auch wenn sie sehr an Glücksspielautomaten erinnern. Bei dem Spiel werden Metallkugeln in Automaten geschüttet, in der Hoffnung, dass sie ein Trefferloch finden. Sachpreise können dank gesetzlicher Schlupflöcher in Bares getauscht werden.

Seit 2000 wurde das Thema Glücksspiel in unregelmäßigen Abständen auf die politische Agenda gehoben. Im Hintergrund spielte stets die schwächelnde Konjunktur in Japan eine Rolle. Um etwa die Folgen der langen „Japan-Krise“ der 90er Jahre abzufedern, hatte der damalige Gouverneur der Präfektur Tokio, Shintaro Ishihara, 2003 gefordert, Casinos zu legalisieren. Dafür ließ er eine Etage im Rathaus für zwei Tage in ein kleines Attrappencasino samt Roulettetischen verwandeln.
Im Laufe der Zeit hatten sich immer mehr Verantwortliche zu Wort gemeldet – insbesondere die Liberaldemokratische Partei, der Ishihara und Premier Kishida angehören. So wollte man etwa mit Casinos die Kosten für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele im Jahr 2020 in Tokio abfedern.
Über die Jahre hinweg erhöhte aber auch die globale Casinoindustrie ihren Druck. Der Inselstaat gilt aufgrund seiner wohlhabenden Volkswirtschaft und der Nähe zu Ländern, in denen die Bevölkerung viel Geld für das Glücksspiel ausgibt, als wertvoller Markt. 2013 folgte ein erster Gesetzesentwurf zur Legalisierung der Casinos, drei Jahre später wurde der Weg für die Branche geöffnet.
Nagasaki wartet auf Genehmigung
So richtig möglich ist der Casinobetrieb aber erst seit 2018. Trotz Protests und Sorgen beschloss Japan ein Gesetz, das den Bau von Integrated Resorts erlaubt, in denen die Casinos ihre neue und vor allem legale Heimat finden. Maßgeblich dahinter war Japans damaliger Premier Shinzo Abe, der das Land seit 2012 regiert hatte – bevor er 2022 bei einem Attentat ums Leben kam.

Die Legalisierung war Teil von Abes Wirtschaftspolitik („Abenomics“): lockere Geldpolitik, hohe öffentliche Investitionen und eine stärkere Deregulierung. Sogar der frühere US-Präsident Donald Trump soll Abe in Sachen Casinos angesprochen haben. 2018 hatte sich Japan entschlossen, insgesamt drei Lizenzen für den Bau von Integrated Resorts zu vergeben, also indirekt für Casinos.
Doch noch während der Suche nach geeigneten Standorten sorgte ein Bestechungsskandal für Furore. Japanische Politiker sollen Geld von einem chinesischen Glücksspielkonzern angenommen haben. Der Konzern wollte an eine der Lizenzen kommen bzw. forderte, die Zahl der Lizenzen zu erhöhen. Ein Mitglied der Liberaldemokratische Partei wurde schließlich zu vier Jahren Haft verurteilt.
Es blieb bei den drei Lizenzen, für die die Großstädte Wakayama, Osaka und Nagasaki Interesse zeigten. Wakayama sprang noch vor der Bewerbungsfrist 2022 ab. Während sich Osaka mit den Betreibergesellschaften MGM Resorts International und Orix Corp nun auf den Bau des Resorts vorbereiten kann, muss Nagasaki noch auf die behördliche Genehmigung warten.
Die Pläne müssten noch begutachtet werden, hieß es am Freitag. Geleitet wird das Megaprojekt in Nagasaki, das neben dem bereits bestehenden Themenpark „Huis Ten Bosch“ entstehen soll, von den Casinos Austria International, einer Tochter der teilstaatlichen Casinos Austria AG.
Sorge um Spielsucht
Der Bau von Casinos gilt allerdings seit jeher als umstritten – Gegner fürchten eine Verschärfung von Spielsucht, die in Japan ohnehin ein großes Problem ist. Nach einer Untersuchung der Regierung waren 2021 in dem Land 2,8 Millionen Menschen spielsüchtig, das entspricht 2,2 Prozent der Bevölkerung. Vereine, die Spielsüchtige betreuen, verwiesen in einem offenen Brief auf die steigende Zahl von jungen Menschen, die vom Onlineglücksspiel abhängig geworden sind.
Nach dem Gesetzesbeschluss 2018 sprachen sich landesweit fast zwei Drittel der Befragten gegen die Glücksspielhäuser aus. Eine aktuelle Umfrage ergab, dass 45 Prozent der Einwohner und Einwohnerinnen von Osaka für die Errichtung des Resorts auf Yumeshima sind, 38 Prozent waren dagegen – darunter fanden sich viele Frauen und ältere Personen. Laut einer Umfrage der „Asahi Shimbun“ ist die Mehrheit der Bevölkerung weiterhin gegen das Projekt.
Erdbebensicheres Casino
Der Gouverneur der Präfektur Osaka, Hirofumi Yoshimura, versuchte Ende März, die Kritiker zu beruhigen. Lediglich drei Prozent des Resorts seien für das Casino bestimmt. Zudem werde es eine strikte Kontrolle am Eingang geben. Für japanische Spieler werde es eine Obergrenze für die Anzahl der Besuche pro Woche geben.
Zudem müssen sie eine Eintrittsgebühr in Höhe von 6.000 Yen (rund 40 Euro) zahlen – ein Teil dieser Gebühr sei für Maßnahmen gegen Spielsucht vorgesehen. Personen, die etwa unter Spielsucht leiden, könnten auf Wunsch von Familien überhaupt ausgeschlossen werden.
Auch ein anderes Problem hatte der Bevölkerung in der Vergangenheit Sorgen bereitet: Erdbeben. Ein Gutachten hatte festgestellt, dass der Boden der künstlichen Insel, auf der das Resort stehen wird, einem Erdbeben nicht standhalten werde. Die Verwaltung in Osaka sah sich daraufhin gezwungen, einige Milliarden zur Bodenverstärkung zu investieren.