Tunesien: Fußballprofi stirbt nach Selbstanzündung aus Protest

Nach seiner Selbstanzündung aus Protest gegen den „Polizeistaat“ in Tunesien ist ein dort bekannter Fußballprofi an den Folgen seiner schweren Verbrennungen gestorben. Nisar Issaui habe Anfang der Woche im Dorf Haffus in der zentralen Region Kairuan Verbrennungen dritten Grades erlitten, sagte sein Bruder Riad heute der Nachrichtenagentur AFP. Gestern sei der 35-Jährige in einem auf Verbrennungen spezialisierten Krankenhaus in Tunis gestorben.

Die Nachricht von Issauis Tod löste gestern Abend laut Medienberichten Proteste in den Straßen von Haffus aus. Junge Demonstrierende bewarfen die Polizei mit Steinen, die Beamten setzten Tränengas ein. Issauis Fall weckt Erinnerungen an die Selbstverbrennung eines jungen Tunesiers 2010, die den Auftakt für den „arabischen Frühling“ markierte.

Terrorismusvorwurf wegen Kritik an teuren Bananen

Issaui war zum Zeitpunkt seines Todes an keinen Verein gebunden, hatte aber früher in der ersten Liga gespielt. In einem Facebook-Post kurz vor seiner Tat erklärte der Fußballer, er habe sich selbst zum „Tod durch Feuer“ verurteilt. „Ich habe keine Energie mehr. Lasst den Polizeistaat wissen, dass das Urteil heute vollstreckt werden wird“, schrieb er.

Tunesischen Medien zufolge entschloss sich Issaui zu seinem extremen Schritt, nachdem ihm Beamte wegen einer Beschwerde über zu teure Bananen „Terrorismus“ vorgeworfen hatten.

Tunesien steckt derzeit in einer tiefen Wirtschaftskrise. Die Inflation liegt nach offiziellen Angaben bei 10,4 Prozent. Zudem geht Präsident Kais Saied zunehmend autoritär gegen Gegner und Gegnerinnen vor. In den vergangenen Wochen wurden nach landesweiten Protesten mehr als 20 Oppositionelle, Journalisten, Arbeiterführer und Aktivisten in dem nordafrikanischen Land verhaftet, das als einzige Demokratie aus den Aufständen des „arabischen Frühlings“ hervorging.