UNO: Ohne humanitäre Hilfe droht Afghanistan große Armut

Afghanistan droht laut einem Bericht der UNO ohne die Fortsetzung humanitärer Hilfe ein großer Anstieg an Armut. Der UNO-Spendenaufruf für das von den militant-islamistischen Taliban regierte Land im Umfang von 4,6 Milliarden US-Dollar (4,19 Mrd. Euro) für dieses Jahr war bis heute nur zu fünf Prozent gedeckt.

„Wenn die Auslandshilfe in diesem Jahr gekürzt wird, könnte Afghanistan von der Klippe in den Abgrund stürzen“, sagte heute Abdallah Al Dardarim, Vertreter des UNO-Entwicklungsprogramms (UNDP) in Afghanistan.

Die UNO hatte eigenen Angaben zufolge im Vorjahr gut 26 Millionen Afghaninnen und Afghanen mit Hilfe erreicht. Das Land mit geschätzt 37 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern erhielt 2022 insgesamt 3,7 Milliarden US-Dollar (3,4 Mrd. Euro) Hilfe, hieß es vom UNDP. Der Löwenanteil davon kam von der UNO.

Sollte dieser Betrag in diesem Jahr um 30 Prozent sinken, dürfte das Land an das untere Ende der weltweiten Armutsskala katapultiert werden, warnte das UNDP.

Wirtschaft stark geschrumpft

Seit der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 ist die Wirtschaft des Landes laut UNDP um mehr als 20 Prozent geschrumpft. Die Zahl der Bedürftigen sei gleichzeitig von 19 auf 34 Millionen Menschen gewachsen. Zu der desolaten Wirtschaftslage nach dem überstürzten Abzug der internationalen Truppen kamen die Folgen der Pandemie und eine besonders schwere Dürre.

Die Beschränkung der Freiheit von Mädchen mache eine Verbesserung der Lage praktisch unmöglich, heißt es in dem Bericht. Mädchen dürfen keine weiterführenden Schulen mehr besuchen, und Frauen dürften kaum noch das Haus verlassen und unter anderem nicht mehr für die UNO arbeiten.