Ex-Innenminister Gambias in Schweiz angeklagt

Der als Geflüchteter in der Schweiz zunächst untergetauchte ehemalige Innenminister des westafrikanischen Landes Gambia ist wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt worden. Das teilte die Bundesanwaltschaft heute in Bern mit. Ousman Sonko soll in seiner Zeit als Innenminister 2006 bis 2016 an gewaltsamen Repressionen gegen die Zivilbevölkerung beteiligt gewesen sein.

Er war zuvor Kommandant der Nationalgarde und für die Sicherheit von Präsident Yahya Jammeh zuständig, der Kritikerinnen und Kritiker systematisch verfolgte. Sonko soll Folterungen und Hinrichtungen von Regimegegnerinnen und -gegnern befohlen haben. Jammeh floh nach Unruhen 2017 aus dem Land. Ihm wird schwere Korruption vorgeworfen.

Journalisten alarmierten Behörden

Innenminister Sonko war bereits 2016 in die Schweiz geflohen und hatte Asyl beantragt. Er lebte mehrere Wochen unbehelligt in einem Zentrum für Asylsuchende. Medien spürten ihn dort auf und alarmierten die Behörden. Er wurde in Untersuchungshaft genommen. Die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft dauerten mehr als sechs Jahre.

„Dem Angeklagten wird unter anderem vorgeworfen, im Zusammenhang mit fünf Ereignissen zwischen 2000 und 2016 an Tötungen, Folterungen, Vergewaltigungen und illegalen Inhaftierungen beteiligt gewesen zu sein“ und diese angeordnet, ermöglicht und womöglich nicht verhindert zu haben, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Wann es zum Prozess kommt, war zunächst noch offen.