Zweiter Anlauf für Waffenruhe im Sudan gescheitert

Im Sudan ist auch der zweite Anlauf für eine Waffenruhe gescheitert. Augenzeugen berichteten von anhaltenden Gefechten in der Hauptstadt Khartum bis in die Nacht auf heute, obwohl sich beide Konfliktparteien zu einer 24-stündigen „umfassenden Waffenruhe“ ab gestern um 18.00 Uhr bereiterklärt hatten. Tausende Menschen flohen angesichts der seit dem Wochenende anhaltenden Gefechte aus der Stadt.

„In Khartum zu leben ist unmöglich, wenn dieser Krieg nicht aufhört“, sagte die 33-jährige Alawaja al-Tajeb beim Verlassen der Stadt, die fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohner zählt. Sie habe versucht, ihren Kindern den Anblick der Leichen auf den Straßen zu ersparen – doch ihre Kleinsten seien bereits traumatisiert.

In dem nordostafrikanischen Land liefern sich Einheiten der Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz seit Samstag erbitterte Kämpfe. Zuvor war eine Einigung zur Eingliederung der RSF in die Armee gescheitert.

Kein Strom und Wasser

Zehntausende Menschen können seit Tagen ihre Häuser in der Hauptstadt nicht verlassen. Ihre Lage wird immer aussichtsloser: Die Nahrungsmittelvorräte schwinden, der Strom fällt aus, Trinkwasser fehlt. Bereits am Dienstag war die Aussicht auf eine Evakuierung zerstört worden, nachdem eine humanitäre Feuerpause nur Minuten nach ihrem Inkrafttreten wieder gebrochen worden war.

Die US-Botschaft forderte in einer Erklärung, die von 14 weiteren diplomatischen Vertretungen im Sudan unterzeichnet wurde, die Konfliktparteien müssten es „unterlassen, unrechtmäßig die Menschen aus ihren Häusern zu vertreiben“. Die Kämpfe brächten „die sudanesische Bevölkerung, Diplomaten und humanitäre Helfer rücksichtslos in Gefahr“.

Berichte über sexuelle Gewalt

Bei der UNO gingen Berichte über sexuelle Gewalt gegen humanitäre Helfer ein, Diplomaten wurden angegriffen. Die Bundeswehr musste laut „Spiegel“ eine erste Evakuierungsaktion wegen der anhaltenden Kämpfe in Khartum abbrechen.

Nach Angaben der sudanesischen Armee wurde die Zentralbank des verarmten Landes geplündert. „Hohe Geldsummen“ seien von der RSF-Miliz gestohlen worden, erklärte die Armee. Die Miliz warf den Soldaten vor, „Häuser von Familien anzugreifen“.