SpaceX-Starship
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Trotz Explosion

SpaceX wertet „Starship“-Start als Erfolg

Der Konzern SpaceX von Elon Musk hat den ersten versuchten Weltraumflug der weltgrößten Rakete trotz einer Explosion wenige Minuten nach dem Start als Erfolg gewertet. Nach dem Abheben des unbemannten „Starship“ am Donnerstag vom Weltraumbahnhof Starbase in Texas brachen Mitarbeiter des US-Unternehmens in Jubel aus. Der Flug endete jedoch keine vier Minuten später abrupt, als sich die zwei Stufen der Rakete nicht trennten. „Wir haben eine Menge gelernt für den nächsten Teststart in einigen Monaten“, schrieb Musk auf Twitter

„Starship“ war, nachdem der Countdown kurz vor dem geplanten Startzeitpunkt noch kurz gestoppt wurde, zunächst mit viel Feuer und Rauch von der Erde abgehoben. Rund drei Minuten nach dem Start geriet die 120 Meter hohe unbemannte Rakete aber ins Schlingern und explodierte schließlich.

Zu diesem Zeitpunkt hätte sich die erste Antriebsstufe von der „Starship“-Raumfähre lösen sollen. Eigentlich hätte der Test noch rund 90 Minuten andauern und mit der Landung beider Stufen beendet werden sollen.

SpaceX: Riesenrakete „Starship“ explodiert

Beim zweiten Versuch ist die unbemannte SpaceX-Rakete „Starship“ mit wenigen Minuten Verspätung zwar gestartet, aber kurz danach explodiert. Das „Starship“-System ist an sich so konstruiert, dass Raumschiff und Rakete nach der Rückkehr auf die Erde wiederverwendet werden können. Bestehend aus dem rund 70 Meter langen Booster „Super Heavy“ und der rund 50 Meter langen ebenfalls „Starship“ genannten oberen Stufe, soll die Riesenrakete bemannte Missionen zu Mond und Mars ermöglichen.

Nächster Start in einigen Monaten

„Als wenn der Flugtest nicht schon aufregend genug gewesen wäre, gab es ein rasches ungeplantes Auseinanderbrechen des ‚Starship‘ vor der Trennung der Stufen“, teilte SpaceX per Twitter unmittelbar nach der Explosion mitgeteilt. „Bei so einem Test hängt der Erfolg davon ab, was wir lernen, und der heutige Test wird uns dabei helfen, die Zuverlässigkeit von ‚Starship‘ zu verbessern“, hieß es weiter. Das Team werde die Daten des Tests nun ausgiebig auswerten und auf einen nächsten Teststart hinarbeiten. Der soll laut Musk und SpaceX in einigen Monaten erfolgen.

Start als Ziel

Die Mitarbeiter des US-Raumfahrtkonzerns sprachen jedenfalls von einem Erfolg, da der Start erstmals erfolgreich war. „Wir wollten es bis zum Ende schaffen, aber wir sind froh, dass wir es so weit geschafft haben.“ Musk selbst, der ebenfalls im Kontrollzentrum gesichtet wurde, gratulierte auf Twitter dem SpaceX-Team zu dem „aufregenden“ Test.

Explosion des SpaceX-Starship
APA/AFP/Patrick T. Fallon
Aus dem Kontrollzentrum war beim Start Jubel zu hören – der auch nach der Explosion nicht verebbte

Das Unternehmen wie auch Musk hatten die Erwartungen, dass der Test vollständig gelingen könnte, auch immer wieder klein gehalten. Musk selbst hatte Ende vergangener Woche von einem „sehr riskanten Flug“ gesprochen: „Wenn wir weit genug von der Startrampe kommen, bevor etwas schiefläuft, dann würde ich das glaube ich als Erfolg ansehen. Sie soll nur nicht an der Startrampe explodieren.“

Explosion offenbar Absicht

Von der BBC ausgewertete Bilder zeigten zudem, dass rund 75 Sekunden nach dem Start nur 27 der 33 Raptortriebwerke funktionierten. Von SpaceX gab es dazu bisher keine Stellungnahme, auch war unklar, ob das mit dem späteren Fehler in Zusammenhang steht.

Triebwerke des SpaceX-Starships
SpaceX
Aufnahmen vom Boden zeigen nur 27 funktionierende Raketentriebwerke

Ebenfalls ungeklärt war, ob die Rakete spontan explodierte oder ob das Flugabbruchsystem aktiviert wurde – eine Sicherheitsvorkehrung, die das Raumschiff zerstört, um zu verhindern, dass es zu weit vom Kurs abweicht. Experten gehen eher davon aus, dass die Explosion absichtlich verursacht wurde.

Gratulation von NASA und ESA

Der Chef der US-Raumfahrtbehörde (NASA), Bill Nelson, gratulierte jedenfalls. „Jede große Errungenschaft der Geschichte hat ein gewisses kalkuliertes Risiko gebraucht, denn mit großem Risiko kommen große Belohnungen. Wir freuen uns auf all das, was SpaceX lernt, zum nächsten Startversuch – und darüber hinaus.“

Auch von der anderen Seite des Atlantiks kam Lob: „Glückwunsch“, schrieb Josef Aschbacher, Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), auf Twitter. „Ein beeindruckender Schritt.“

Wiederverwendbarkeit als großer Vorteil

Das Raketensystem „Starship“ – bestehend aus dem rund 70 Meter langen Booster „Super Heavy“ und der rund 50 Meter langen, ebenfalls „Starship“ genannten oberen Stufe – soll in Zukunft bemannte Missionen zu Mond und Mars ermöglichen. Das „Starship“-System ist an sich so konstruiert, dass Raumschiff und Rakete nach der Rückkehr auf die Erde wiederverwendet werden können.

Abseits der Größe und der damit verbundenen Möglichkeit, auch große Lasten zu transportieren, ist diese Wiederverwendbarkeit aller Raketenbestandteile ein weiteres zentrales Element des „Starship“-Programms. Erklärtes Ziel ist eine deutliche Reduktion der Kosten für den Betrieb von Raumfahrzeugen. Wie hoch der Schaden durch die Explosion nun ist, wurde von SpaceX nicht verlautbart.

Die NASA hat „Starship“ ausgewählt, um Ende 2025 bei der Mission „Artemis 3“ erstmals seit mehr als 50 Jahren wieder Menschen zum Mond zu fliegen. Selbst Flüge zum Mars sollen mit der Rakete möglich sein.

SpaceX-Rakete explodiert
AP/Eric Gay
Kurz nach dem Start schien der Flug noch vielversprechend

Erster Versuch kurzfristig gestoppt

Der Start der 120 Meter hohen Rakete vom SpaceX-Weltraumbahnhof Starbase in Boca Chica war am Montag weniger als zehn Minuten vor der geplanten Zündung gestoppt worden. Als eine Art Generalprobe lief der Countdown aber noch bis zehn Sekunden vor der ursprünglich geplanten Startzeit weiter.

Als Grund für den Abbruch wurde ein technisches Problem beim Druckausgleich an der leistungsstärksten jemals gebauten Weltraumrakete genannt. Musk schrieb auf Twitter, anscheinend sei ein Ventil eingefroren. Durch den Startversuch habe SpaceX aber „viel gelernt“.

Erst im Februar waren bei einem Test in Boca Chica erstmals fast alle Triebwerke der ersten Stufe der Rakete erfolgreich gezündet worden. Musk erklärte daraufhin, die in dem Test 31 gezündeten Triebwerke seien „genug, um die Umlaufbahn zu erreichen“.

Starship-Rakete beim Fliegen
SpaceX
Einmal im Betrieb, soll das „Starship“ zunächst Menschen zum Mond und dann zum Mars bringen

Explosion nach erster Landung

SpaceX meldete im Mai 2021 die erstmals gelungene Landung eines Prototyps. Kurz darauf sorgte die Explosion der Rakete für Schlagzeilen. Es handelte sich um die dritte Explosion innerhalb weniger Monate – dennoch zeigte sich Musk weiter überzeugt, dass die „Starship“-Rakete schon bald „sicher genug“ für den Transport von Menschen sein werde.

Private Mondumrundung mit Milliardär und Künstlern

Seit dem vergangenen Jahr versucht SpaceX nun sein Raumschiff erstmals in die Umlaufbahn zu bringen. Musk hatte Anfang des Jahres zunächst einen Start im Februar bzw. März in den Raum gestellt – machte das aber gleichzeitig vom weiteren Testverlauf abhängig. Der Zeitplan wird zumindest um einige Wochen verfehlt.

Noch für heuer ist auch eine erste private Weltraummission geplant. Der japanische Milliardär Yusaku Maezawa erklärte unlängst, zusammen mit acht Künstlern mit einem „Starship“ den Mond umrunden zu wollen. Der Mond ist dann auch Ziel einer gemeinsam mit der NASA verfolgten Mission.

Zentrale Rolle für NASA-Mondprogramm

Die NASA plant derzeit, „Starship“ frühestens 2025 als Landemodul im Rahmen ihres „Artemis“-Programms einzusetzen. Die Rakete ist deutlich größer und stärker als die NASA-Rakete SLS, mit der die Raumfahrtbehörde ab 2024 Astronauten in die Umlaufbahn des Mondes bringen will.

Die Orion bei der Landung
AP/NASA/Kim Shiflett
Nach mehreren Wochen im All kehrte im Dezember die unbemannte „Orion“-Kapsel der NASA-Mondmission „Artemis 1“ auf die Erde zurück

Der „Starship“-Einsatz ist den NASA-Plänen zufolge vom Verlauf der „Artemis 2“-Mission abhängig. Nach der im Dezember mit der Rückkehr einer noch unbemannten „Orion“-Raumkapsel zur Erde beendeten „Artemis 1“-Mission steht nun eine bemannte Mondumrundung an. Beim nächsten Schritt geht es darum, mit dem „Starship“ wieder Astronauten auf den Mond zu bringen.

Die bisher letzten Menschen hatte die NASA 1972 mit der „Apollo 17“-Mission auf den Mond gebracht. Insgesamt brachten die USA als bisher einziges Land mit den „Apollo“-Missionen zwischen 1969 und 1972 zwölf Astronauten auf den Mond.