Gläser mit verschiedenen Honigsorten in einem Regal
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„Zuckerwasser“

Kampfansage an großen Honigschwindel

Nicht immer ist alles, was danach aussieht, auch wirklich Honig. Tatsächlich sollen zuletzt mehr gepanschte Produkte mit allen denkbaren und verbotenen Zutaten im Umlauf gewesen sein, Hauptsache sie machen diesen „Honig“ billiger als den echten. Den europäischen Imkern und Imkerinnen ist das naturgemäß ein Dorn im Auge, mit Hilfe von 20 EU-Mitgliedsländern sagen sie dem Schwindel den Kampf an.

Ende März hatte es auf Basis einer Erhebung der EU geheißen, dass beinahe die Hälfte des nach Österreich importierten Honigs im Verdacht stehe, gestreckt zu sein. Die Prüfung unter Leitung des Europäischen Amts für Betrugsbekämpfung (OLAF) habe „massiven Betrug“ bei den Inhaltsstoffen nachgewiesen.

Den höchsten Anteil an „Fake-Honig“ haben laut dem Sender Euronews Proben aus der Türkei (93 Prozent) und China (74 Prozent). Im Glas landet alles Mögliche, meist Zuckersirup, Wasser und Farbstoffe. Von 320 gezogenen Proben seien 147 offensichtlich gepanscht gewesen.

„Im Prinzip Zuckerwasser“

Laut „Financial Times“ ist der europäische Markt für Honig 2,3 Mrd. Euro wert, verständlich, dass Schwindel und Dumpingpreise bei Importware die Produzenten aufregt. Sie gehen jetzt in die Offensive, laut der Zeitung mit 20 EU-Ländern als Unterstützer und unter Führung Sloweniens. Was oft als Honig importiert wird, sei „im Prinzip Zuckerwasser“, zitierte die „Financial Times“ am Freitag.

Der gestreckte Honig wird zu einem niedrigeren Preis verkauft als der in der EU nach strengen Richtlinien produzierte, was Imkern schade und Konsumenten täusche. Es sei schlicht unfairer Wettbewerb, sagte ein Imker aus Nordfrankreich der britischen Wirtschaftszeitung. „Es ist kein echter Honig und lässt die Preise fallen.“

Genauere Kennzeichnungsrichtlinien gefordert

Die 20 EU-Partner fordern laut dem Zeitungsbericht vom Freitag eine genauere Kennzeichnungspflicht für Honig mitsamt strengeren Kontrollen, um Schwindel auf möglichst breiter Front aufzudecken. Slowenien habe bereits im Jänner einen Vorstoß in diese Richtung unternommen.

Biene bestäubt eine Kirschblüte
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Was als Honig durchgeht, ist genau definiert – bis hin zur Bienenart, die ihn liefert

Dabei lassen die Richtlinien schon jetzt nicht wirklich Spielraum, was als Bienenhonig verkauft werden darf, ist genau reglementiert – in einer eigenen Honigverordnung. In Paragraph zwei heißt es dort etwas technokratisch: „Im Sinne dieser Verordnung ist ‚Honig‘ der natursüße Stoff, der von Bienen der Art Apis mellifera (Honigbiene, Anm.) erzeugt wird, indem die Bienen Nektar von Pflanzen, Absonderungen lebender Pflanzenteile oder auf den lebenden Pflanzenteilen befindliche Sekrete von an Pflanzen saugenden Insekten aufnehmen, diese mit arteigenen Stoffen versetzen, umwandeln, einlagern, dehydratisieren und in den Waben des Bienenstockes speichern und reifen lassen.“

Theorie und Praxis

Theorie und Praxis klaffen hier aber offenbar weit auseinander. Vier von fünf Gläsern aus dem Supermarkt seien zumindest Verschnitte, berichtete die „Financial Times“ weiter, zusammengemischt aus Produkten von inner- und außerhalb der EU. Hier lautet die Forderung auf eine genaue Angabe des bzw. der Herkunftsländer und außerdem mehr Stichproben.

Imker in Kroatien
Reuters/Antonio Bronic
Bienen, Imker, Waben – ohne billige Streckmittel

Die EU-Kommission hatte die erwähnte Erhebung samt Erklärungen zu den Stichproben Ende März unter dem Titel „Wie echt ist Ihr Honig?“ veröffentlicht. Laut dieser erlauben es genaue Testverfahren, die Echtheit von Honig zu prüfen und Schwindel aufzudecken. Laut Kommission hatten sich 16 EU-Staaten plus die Schweiz und Norwegen an den Tests beteiligt, die Proben seien aus 20 Ländern gekommen.

Auf Importe angewiesen

Generell, so die “Financial Times", sei die EU auf Importe angewiesen, um den Bedarf an Honig zu decken. 218.000 Tonnen würden jährlich in der Union produziert, dazu kämen 175.000 Tonnen an Importen von außerhalb, etwa China, der Ukraine, der Türkei und lateinamerikanischen Ländern.

Von den 2021 und 2022 untersuchten Proben in der Untersuchung des Joint Research Centre (JRC) hätten 46 Prozent nicht den EU-Richtlinien entsprochen, wobei es zwischen 2015 und 2017 noch 14 Prozent gewesen seien. Die meisten beanstandeten Lieferanten kamen laut der Zeitung aus China, weniger aus Argentinien, Brasilien, Mexiko und der Türkei.

4.000 Tonnen pro Jahr aus heimischer Produktion

Angesichts der Prüfungsergebnisse schlug Mitte des Monats auch der Dachverband der Erwerbs- und Freizeitimker, Biene Österreich, Alarm. Er sprach in einer Aussendung von einem „erschreckenden Ergebnis“ der EU-Prüfung. Es sei schlicht ärgerlich, dass „im Supermarktregal Fake-Honig neben heimischer Qualitätsware steht“. Wer „nur auf den Preis und nicht auf die Herkunft achtet, hat schnell gefälschte Ware in der Einkaufstasche“, so der Verband, laut dem es in Österreich an die 33.000 Imker gibt. Sie produzierten pro Jahr etwa 4.000 Tonnen Honig.