Ungarns Präsidentin blockiert homophobes Gesetz

Die ungarische Staatspräsidentin Katalin Novak hat überraschend ein neues Gesetz abgelehnt, das Rechte von homosexuellen und transsexuellen Menschen einschränkt. Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass Bürger gleichgeschlechtliche Paare, die gemeinsam Kinder aufziehen, anonym anzeigen können.

Der entsprechende Gesetzestext stehe nicht im Einklang mit EU-Rechtsnormen, die Whistleblower (Hinweisgeber, Anm.) in Institutionen und Unternehmen schützen sollen, schrieb Novak in einem Brief ans Parlament. Novak kommt – ebenso wie ihre Vorgänger seit 2010 – aus der FIDESZ-Partei von Ministerpräsident Viktor Orban.

Anzeige aus ideologischen Gründen möglich

Das beanstandete Gesetz hatte die FIDESZ-Mehrheit im Parlament in diesem Monat gebilligt. Neben – Kritikern zufolge eher schwachen – Bestimmungen zum Schutz von Bürgern und Bürgerinnen, die auf Missstände und Gesetzesverstöße in Institutionen und Unternehmen hinweisen wollen, enthält es auch einen Abschnitt, der es ermöglicht, dass Menschen ihre Mitbürger und Mitbürgerinnen aus ideologischen Gründen anzeigen können.

Das kann etwa erfolgen, wenn jemand die in der Verfassung festgeschriebenen traditionellen Geschlechterrollen und Familienideale oder das Recht eines Kindes auf seine „Identität gemäß dem bei der Geburt empfangenen Geschlecht“ in Zweifel zieht. Insbesondere sollen dem Gesetz zufolge gleichgeschlechtliche Paare anonym angezeigt werden können, die gemeinsam Kinder aufziehen.

Unter Orban hat das Parlament auch schon früher Gesetze beschlossen, die die Rechte von homosexuellen und transsexuellen Menschen einschränken. In einem Verfassungszusatz ließ Orban das Diktum festschreiben: „Der Vater ist ein Mann, die Mutter eine Frau.“

Das Veto der Präsidentin bedeutet, dass das Parlament das Gesetz neu verhandeln muss. Grundsätzlich kann es dieses aber auch in unveränderter Fassung neu beschließen, wogegen die Präsidentin dann keine Handhabe mehr hätte.