Transportflugzeug der japanischen Luftstreitkräfte
AP/Yomiuri Shimbun/Koji Ito
Kämpfe im Sudan

Internationale Rückholaktionen angelaufen

Angesichts der gefährlichen Lage im Sudan arbeiten ausländische Regierungen mit Hochdruck daran, Diplomaten und Staatsangehörige außer Landes zu bringen. Die USA, Großbritannien und mehrere EU-Staaten meldeten am Sonntag entsprechende Einsätze, teils als internationale Kooperationen angelegt. Die US-Botschaft sei bereits geräumt, hieß es aus dem Weißen Haus.

Österreich hat keine eigene Botschaft im Sudan. Für das nordostafrikanische Land ist die Vertretung in Ägypten zuständig. Rund 45 Österreicherinnen und Österreicher befinden sich laut Informationen des österreichischen Außenministeriums derzeit im Sudan, die meisten davon sind Auslandsösterreicher und deren Angehörige.

Die deutsche Bundeswehr flog am Sonntag erste Menschen aus der umkämpften sudanesischen Hauptstadt Khartum aus. Eine Militärmaschine landete Montagfrüh in Berlin. An Bord waren 101 Deutsche, ihre Familien und Angehörige weiterer Partnerstaaten, teilte das Auswärtige Amt auf Twitter mit. Die Menschen wurden zunächst mit Militärtransportern vom Typ Airbus A400M nach Jordanien ausgeflogen, um dann von dort nach Deutschland zurückzukehren. Insgesamt brachte die Bundeswehr seit Sonntag mehr als 300 Menschen in Sicherheit.

US-Botschaft in Khartum geräumt

US-Präsident Joe Biden und Außenminister Antony Blinken hatten bereits Sonntagfrüh die Evakuierung der US-Botschaft bestätigt. Washington habe die Arbeit der US-Botschaft vorübergehend ausgesetzt, da die Kämpfe im Sudan weiter andauerten, erklärte der Präsident. Blinken forderte die Konfliktparteien erneut auf, die Feindseligkeiten dauerhaft einzustellen.

Botschaften verlassen den Sudan

Aufgrund der schweren Kämpfe im Sudan haben die USA ihre Botschaft auf unbestimmte Zeit geschlossen und die Diplomaten nach Hause geflogen. Immer mehr Länder holen ihre Diplomaten aus dem Land heraus.

Auch einige Diplomaten aus anderen Ländern seien mit an Bord gewesen, teilten Vertreter der US-Regierung mit. Insgesamt habe es sich um weniger als hundert Menschen gehandelt. Eine beträchtliche Anzahl lokaler Arbeitskräfte sei im Sudan geblieben. Man sei ohne Zwischenfälle in den Sudan hinein- und wieder herausgeflogen, sagte ein US-Militär.

Berlin: Rückholflug aus Sudan gelandet

Die deutsche Bundeswehr hat erste Menschen aus der umkämpften sudanesischen Hauptstadt Khartum ausgeflogen. Ein Flugzeug der Luftwaffe landete Montagfrüh in Berlin. An Bord waren 101 Deutsche, ihre Familien und Angehörige weiterer Partnerstaaten, teilte das Auswärtige Amt auf Twitter mit. Insgesamt soll die Bundeswehr schon mehr als 300 Menschen in Sicherheit gebracht haben.

Britische Botschaft geräumt

Auch andere westliche Staaten drücken deshalb bei der Evakuierung ihrer Landsleute aufs Tempo. Die britische Regierung gab am Sonntag bekannt, diplomatisches Personal und Familienangehörige in Sicherheit gebracht zu haben.

„Ich zolle dem Engagement unserer Diplomaten und der Tapferkeit des Militärpersonals Anerkennung, die diese schwierige Operation durchgeführt haben“, schrieb Premierminister Rishi Sunak auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. „Wir verfolgen weiterhin alle Möglichkeiten, um das Blutvergießen im Sudan zu beenden und die Sicherheit der im Land verbleibenden britischen Staatsangehörigen zu gewährleisten.“

Frankreich habe laut Medienberichten bereits 388 Menschen aus dem Sudan geholt. Ein erstes Flugzeug war am Sonntagabend aus der Hauptstadt Khartum auf dem Weg nach Dschibuti, ein zweites Flugzeug sollte ebenfalls am Abend starten, wie die französischen Fernsehsender Franceinfo und BFMTV unter Hinweis auf das Außenministerium berichteten. An Bord seien nicht nur Franzosen, sondern auch Menschen anderer Nationalitäten.

Soldaten beladen ein französisches Transportflugzeug
AP/French Armed Forces
Auch Frankreich beteiligte sich an der internationalen Kooperation zur Rückholung von Diplomaten

Niederländer und Norweger in Sicherheit gebracht

Eine erste Gruppe Niederländer wurde am Sonntag mit einem französischen Flugzeug ausgeflogen, teilte der niederländische Außenminister Wopke Hoekstra mit, wie die Nachrichtenagentur ANP berichtete. Hoekstra hoffe, dass sich im Laufe des Abends noch mehr Niederländer auf den Weg nach Jordanien machen könnten und dass dabei auch niederländische Flugzeuge zum Einsatz kommen könnten. Der Minister sprach von einer „sehr komplexen Operation“.

Norwegen brachte seine diplomatischen Vertreter ebenfalls in Sicherheit. Die drei norwegischen Diplomaten befänden sich jetzt in Sicherheit, darunter auch Botschafter Endre Stiansen, teilte das Außenministerium am Sonntagabend in Oslo mit. Die Lage an Ort und Stelle sei so kritisch, dass das notwendig gewesen sei. Die norwegische Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum bleibe nun vorübergehend geschlossen. Man arbeite daran, die rund 80 registrierten norwegischen Staatsbürger in dem umkämpften Land in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern bei der Ausreise zu unterstützen.

Italiener „in Sicherheit“

„Alle Italiener, die darum gebeten hatten, den Sudan zu verlassen, sind in Sicherheit und im Flugzeug auf dem Weg nach Dschibuti“, schrieb Italiens Außenminister Antonio Tajani am späten Sonntagabend auf Twitter. „Ich bin stolz auf die Teamarbeit, die zum Erfolg dieser heiklen und komplexen Evakuierungsaktion geführt hat.“ Von Dschibuti aus sollen sie nach Italien geflogen werden.

Tajani hatte zuvor die Rückholung von insgesamt rund 200 Zivilisten und Botschaftsmitarbeitern angekündigt. Etwa 140 davon seien Menschen mit italienischer Staatsangehörigkeit, einige Schweizer, Mitarbeiter der apostolischen Nuntiatur – also vatikanischen Botschaft – sowie rund 20 weitere europäische Bürger.

Auch Griechenland versetzte Sondereinheiten seines Militärs und Flugzeuge nach Ägypten für einen Evakuierungseinsatz im umkämpften Sudan. Das teilte am Sonntag der griechische Außenminister Nikos Dendias im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mit. Ägypten habe der Aktion zugestimmt. Dieser Einsatz solle mit anderen Ländern und internationalen Organisationen genau abgestimmt werden, hieß es weiter.

Türkei bringt Staatsbürger über Landweg aus Sudan

Aus der östlichen Stadt Port Sudan war am Samstag bereits eine saudi-arabische Gruppe in Sicherheit gebracht worden. Auch eine jordanische Delegation sollte aus Port Sudan ausgeflogen werden. Zwischen Khartum und Port Sudan liegen knapp 850 Straßenkilometer. Das türkische Außenministerium erklärte, türkische Staatsbürger sollten auf dem Landweg über einen Drittstaat in Sicherheit gebracht werden.

Nach Angaben des saudischen Fernsehsenders al-Arabija brachten zudem fünf saudische Schiffe mehr als 150 Menschen aus dem Sudan nach Saudi-Arabien. Laut dem saudischen Außenministerium waren Diplomaten und Bürger aus Saudi-Arabien, Bulgarien, Kanada, Katar, Kuwait, Ägypten, Tunesien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Indien, Pakistan, Burkina Faso und den Philippinen an Bord der Schiffe.

Saudi-Arabien teilte mit, man habe Saudis und Menschen anderer Nationalitäten über den Hafen Port Sudan außer Landes gebracht. Jordanien teilte mit, es habe mit der Evakuierung begonnen. Der japanische Sender TBS meldete, dass Mitarbeiter der Vereinten Nationen, darunter auch Japaner, bereits am Sonntag aus dem Sudan in Sicherheit gebracht werden sollten.

EU-Botschafter soll im Sudan bleiben

Der EU-Botschafter im Sudan soll anders als zahlreiche andere Diplomaten trotz der Kämpfe weiter in dem Land bleiben. Das Personal der Vertretung in der von schweren Gefechten getroffenen Hauptstadt werde evakuiert, schrieb der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Sonntagabend auf Twitter. EU-Botschafter Aidan O’Hara, der kurz nach Ausbruch der Kämpfe vor mehr als einer Woche selbst angegriffen worden war, werde weiterhin aus dem Sudan arbeiten. „Der Kapitän ist der Letzte, der das Schiff verlässt. Er ist im Sudan, aber nicht mehr in Khartum“, sagte Borrell Montagvormittag vor einem Treffen mit den EU-Außenministern.

Borrell schrieb weiter, er sei „erleichtert“, dass die Evakuierung mit der Hilfe des französischen diplomatischen Dienstes, der französischen Armee und des Nachbarstaats Dschibuti ermöglicht worden sei. „Wir sind weiterhin entschlossen, die Waffen zum Schweigen zu bringen und allen Zivilisten zu helfen, die zurückgeblieben sind.“

Tausende Sudanesen auf der Flucht

Auch Sudanesen versuchen, den Kämpfen zu entfliehen. Nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind in vergangenen Tagen bereits bis zu 20.000 Menschen in den benachbarten Tschad geflohen. Tausende weitere Menschen seien innerhalb des Landes aus stark umkämpften Gebieten vertrieben worden.

Vor gut einer Woche waren im Sudan Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Beide hatten das Land mit rund 46 Millionen Einwohnern seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021 geführt. Nun kämpft De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätte Daglos Gruppe der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen.

Die Zahl der getöteten Zivilisten steige täglich, so das nationale Ärztekomitee. Eine vollständige Übersicht über das Ausmaß gebe es noch nicht. Zahlreiche Verletzte hätten keinen Zugang zu Versorgung. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben seit Beginn der Kämpfe mindestens 413 Menschen, über 3.500 wurden verletzt. Die tatsächliche Opferzahl ist vermutlich weit höher.