Greenpeace: Textilindustrie nach Katastrophe nicht nachhaltig

Große Teile der Textilindustrie wirtschaften laut Greenpeace auch zehn Jahre nach dem verheerenden Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch nicht nachhaltig. Die Modeindustrie beute „weiterhin Menschen aus und zerstört die Umwelt“, so Viola Wohlgemuth von Greenpeace Deutschland heute.

Einer Untersuchung der Organisation zufolge werben Unternehmen zwar immer häufiger mit Nachhaltigkeitslabeln, es handle sich aber meistens um Greenwashing.

Greenpeace hat etwa anhand von Abwasserdaten den Einsatz von umwelt- und gesundheitsgefährdenden Chemikalien und das Lohnniveau von Arbeitern und Arbeiterinnen untersucht. Gut schnitt dabei das Label Green Shape der Marke Vaude ab, Schlusslichter sind hingegen Zara und Primark mit ihren Nachhaltigkeitslabeln Join Life und Primark Cares. Die Arbeitsbedingungen seien weiterhin oft „miserabel“.

Greenpeace: Riesige Müllberge im globalen Süden

Ein grundsätzliches Problem ist laut Greenpeace der steigende Anteil des Produktionsvolumens nicht recyclingfähiger Textilien aus synthetischen Fasern. „Die Überproduktion der Fast-Fashion-Industrie verursacht riesige Müllberge im Globalen Süden, die Umwelt und Lebensräume zerstören“, erklärte die Organisation.

„Mit Nachhaltigkeit auf einem Label zu werben, aber unter katastrophalen Arbeitsbedingungen immer mehr Plastik-Wegwerftextilien zu produzieren ist Greenwashing“, kritisierte Wohlgemuth.

Forderungen nach starkem EU-Lieferkettengesetz

Anlässlich des zehnten Jahrestages des Unglücks von Rana Plaza erneurten die Arbeiterkammer (AK), die SPÖ, die Grüne Wirtschaft und die Menschenrechts-NGO Südwind ihre Forderung nach einem starken Lieferkettengesetz auf EU-Ebene.

„Unternehmen müssen in die Pflicht genommen werden, Arbeits-, Umwelt- und Menschenrechte in ihrer gesamten Wertschöpfungskette einzuhalten“, Kleidung und andere Alltagsgegenstände dürften „keine Menschenleben kosten“, sagte die Sprecherin des SPÖ-Bereichs für globale Entwicklung, Petra Bayr.

Die AK-Expertin Sarah Bruckner schlug in eine ähnliche Kerbe: „Dieses Ereignis darf sich nie wiederholen.“ Die Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft, Sabine Jungwirth, sagte: „Zehn Jahre Verhandlungen seit Rana Plaza sind genug – jetzt ist es Zeit für Ergebnisse.“ Für Südwind reichen weder freiwillige Selbstverpflichtungen noch der aktuelle EU-Gesetzesentwurf aus, um die Missstände zu beseitigen.

Katastrophe vor zehn Jahren

Der Textilfabriklomplex Rana Plaza in Savar westliche von Dhaka war am 24. April 2013 unter dem Gewicht mehrerer illegal aufgestockter Etagen eingestürzt. Mehr als 1.100 Menschen starben, weitere werden bis heute vermisst. 2.000 Menschen wurden verletzt.

Die Katastrophe warf ein Schlaglicht auf die Sicherheitsprobleme in den Textilfabriken des südasiatischen Landes, das nach China weltweit die Nummer zwei der Textilproduzenten ist.