Joe Biden
AP/Andrew Harnik
US-Wahl 2024

Biden tritt wieder an

US-Präsident Joe Biden bewirbt sich um eine zweite Amtszeit. Er wolle bei der Präsidentschaftswahl im November 2024 erneut als Kandidat für die Demokratische Partei antreten, teilte der 80-Jährige heute mit. Er gab damit den offiziellen Startschuss für seine Wiederwahlkampagne.

Biden gab seine Entscheidung am Dienstag auf Twitter bekannt. Jede Generation habe einen Moment, in dem sie für die Demokratie und die Freiheit einstehen müsse. „Ich glaube, das ist unserer“, schrieb Biden. „Deshalb kandidiere ich für die Wiederwahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten.“ Dazu veröffentlichte Biden einen dreiminütigen Videoclip und sagte: „Lasst uns die Arbeit zu Ende bringen!“

Spekulationen über einen neuerlichen Antritt gab es schon lange. So signalisierte Biden schon nach den für die Demokraten erfolgreichen Kongress-Zwischenwahlen im November, dass er eine zweite Amtszeit anstreben will – eine offizielle Bestätigung sparte er aber bis zuletzt aus. Diese kommt nun genau vier Jahre, nachdem Biden 2019 in das Präsidentschaftsrennen gegen den damaligen Präsidenten Donald Trump eingestiegen war.

In den USA hat es Tradition, dass sich Präsidenten um eine zweite Amtszeit bewerben. Ernsthafte innerparteiliche Herausforderer für die Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidatur dürfte es bei Biden nicht geben. Bisher haben nur zwei klare Außenseiter – der Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. und die Selbsthilfebuchautorin Marianne Williamson – erklärt, sich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bewerben zu wollen.

Auch Trump wieder im Rennen

Bei den oppositionellen Republikanern haben bis jetzt unter anderen Trump und die frühere US-Botschafterin bei der UNO, Nikki Haley, ihre Präsidentschaftsbewerbungen offiziell gemacht. Erwartet wird außerdem, dass der erzkonservative Gouverneur des Bundesstaates Florida, Ron DeSantis, in das Rennen einstiegen wird.

Langpaul zur Biden-Kandidatur

Hat Joe Biden gute Chancen auf eine zweite Amtszeit, ist sein hohes Alter da kein Hindernis? ZIB-Korrespondent Thomas Langpaul berichtet über die aktuelle Stimmung in den USA.

Die Vorwahlen starten Anfang nächsten Jahres, die Präsidentschaftswahl findet im November 2024 statt. Jüngste Umfragen sagen derzeit sowohl bei einem Duell Biden – Trump als auch bei einem Duell Biden – DeSantis ein sehr enges Rennen voraus.

In einer ersten Reaktion erklärten die Republikaner, Biden sei inzwischen offensichtlich „abgekoppelt“ von der Realität. Nachdem er in seiner bisherigen Amtszeit „Krise um Krise erzeugt hat“, glaube er tatsächlich, „dass er weitere vier Jahre verdient hat“, erklärte die Parteiführung. Sollten die Wählerinnen und Wähler ihn „die Arbeit zu Ende bringen“ lassen, so werde das unter anderem zur Folge haben, dass Inflations- und Kriminalitätsrate steigen würden.

Politisches Urgestein

Der siebenfache Großvater Biden ist seit Jahrzehnten im politischen Geschäft. Mehr als 35 Jahre lang saß er im Senat. Von 2009 bis 2017 war er Stellvertreter des damaligen US-Präsidenten Barack Obama, bevor er vier Jahre später selbst in das höchste Amt in den Vereinigten Staaten aufrückte.

Angelobung von US-Präsident Joe Biden
Reuters/Kevin Lamarque
Biden wurde am 20. Jänner 2021 als 46. US-Präsident angelobt

Sein Einzug ins Weiße Haus war damals überschattet von schweren politischen Verwerfungen rund um die Wahl 2020. Trump weigert sich bis heute, seine Niederlage gegen Biden einzugestehen. Er behauptet, durch schweren Wahlbetrug um den Sieg gebracht worden zu sein, hat dafür aber nie Beweise vorgelegt. Trumps Feldzug gegen den Wahlausgang gipfelte damals in einem beispiellosen Gewaltausbruch, als Anhänger des Republikaners am 6. Jänner 2021 den Sitz des US-Kongresses stürmten.

Bereits jetzt ältester Präsident der US-Geschichte

Biden ist bereits jetzt der älteste Präsident der US-Geschichte – und wäre zum Ende einer möglichen zweiten Amtszeit 86 Jahre alt. Viele Wählerinnen und Wähler sehen eine erneute Kandidatur des Präsidenten auch deswegen kritisch.

Laut einer am Sonntag vom US-Sender NBC veröffentlichten Umfrage sind 70 Prozent der Befragten der Auffassung, dass Biden nicht erneut antreten sollte. Bei den Anhängern seiner Demokraten sind es 51 Prozent. Von den Wählerinnen und Wählern, die sich gegen eine erneute Kandidatur aussprechen, gibt fast jeder zweite Bidens hohes Alter als wichtigen Grund für seine Meinung an. Der Präsident hat seit langer Zeit Zustimmungswerte von nur etwas über 40 Prozent.

Grafik zu Umfragewerten von US-Präsident Joe Biden
Grafik: APA/ORF; Quelle: realclearpolitics

Wegen Bidens Alters und auch der teils ernüchternden Umfragewerte hatte es in den vergangenen Monaten auch innerhalb der Demokratischen Partei Diskussionen gegeben, ob Biden der geeignete Kandidat für ein weiteres Präsidentschaftsrennen ist. Bidens Regierung und seine Partei konnten danach jedoch einige politische Erfolge verbuchen und schnitten bei den Kongresswahlen im November überraschend gut ab – das stärkte Bidens Position nach innen wie nach außen.