Ministerrat fixiert neue Pflegelehre

Der Ministerrat hat heute die Pflegelehre beschlossen. Mit dieser wird man ab Herbst eine Ausbildung zur Pflegeassistenz bzw. Pflegefachassistenz machen können. Erstere dauert drei Jahre, zweitere vier Jahre. Im Vollausbau soll es bis zu 1.000 Lehrlinge geben, berichtete ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher im Pressefoyer.

Formal handelt es sich um einen Ausbildungsversuch, der nach spätestens sieben Jahren extern evaluiert wird. Die Jugendlichen werden insofern geschützt, als sie erst mit 17 direkte Pflegetätigkeiten an Patienten und Patientinnen machen dürfen.

Das sei ein altersgerechter Einstieg, meinte Sozialminister Johannes Rauch (Grüne). Die Jugendlichen würden sukzessive herangeführt. Am Anfang werde vor allem der sozial-kommunikative Bereich forciert, etwa die Mitgestaltung der Tagesstruktur.

Angegangen wird die neue Lehre eher langsam. Im ersten Jahr werden nur drei Berufsschulklassen starten – das als Pilotversuch in drei Bundesländern, nämlich in Nieder- und Oberösterreich sowie in Vorarlberg. Der Plan ist, dass es künftig Klassen in allen Bundesländern geben soll. Ausbildungsstätten werden etwa Krankenhäuser und Pflegeheime sein, sagte Kocher.

Lob und Kritik

Der Fachverband der Gesundheitsbetriebe begrüßt die Einführung der Pflegelehre. Diese sei eine von mehreren Maßnahmen, um langfristig den Bedarf an heimischen Pflegekräften zu sichern, hieß es in einer Aussendung. Der Start der Lehre im September könne die Betriebe allerdings vor große Herausforderungen stellen, da eine Rechtsgrundlage derzeit noch ausstehe. Daher drängt der Fachverband auf eine rasche rechtliche Implementierung.

NEOS-Gesundheitssprecherin Fiona Fiedler erneuerte hingegen ihre Ablehnung der Pflegelehre. Dass ÖVP und Grüne die harsche Kritik der Fachleute ignoriert hätten, sei „völlig unverständlich“. Die Pflegelehre verlängere nur die Ausbildungszeit und schaffe damit mehr Billigarbeitskräfte, für die es nicht einmal genügend Ausbildnerinnen und Ausbildner gebe.