Kritik nach Landung einer schwedischen Rakete in Norwegen

Norwegen hat Schweden scharf kritisiert, weil eine seiner Forschungsraketen, die eine Fehlfunktion hatte, in der Folge auf dem Territorium des Nachbarlandes gelandet ist, berichtet die britische BBC. Die Rakete mit der Bezeichnung Texus-58 ist Teil eines europäischen Programms, das von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Auftrag gegeben wurde.

Sie sei am Montag um 7.20 Uhr vom Esrange Space Center gestartet und dann in ein norwegisches Gebirge gestürzt. Die Swedish Space Corporation (SSC), Eigentümerin und Betreiberin des Zentrums, habe sich entschuldigt und eine Untersuchung eingeleitet, schreibt die BBC.

Forschungsrakete Texus-58
Reuters

Norwegischen Beamten zufolge hat Schweden allerdings eine formelle Information verabsäumt. „Das Ministerium hat keine formelle Benachrichtigung erhalten, und wenn sich ein solcher Vorfall jenseits der Grenze ereignet, ist es wichtig, dass die Verantwortlichen die norwegischen Behörden sofort über die richtigen Kanäle informieren“, zitierte BBC die Sprecherin des Außenministeriums, Ragnhild Simenstad.

Landeplatz um 40 Kilometer verfehlt

Nach Angaben der SSC erreichte die Rakete eine Höhe von 250 Kilometern und gelangte in die Schwerelosigkeit, wo sie Experimente zu möglichen kohlenstofffreien Brennstoffen und zur Entwicklung effizienterer Solarzellen durchführte.

Das Vorhaben war erfolgreich, doch dann landete die Rakete etwa 40 Kilometer nordwestlich des geplanten Landeplatzes auf norwegischem Gebiet in den Bergen auf 1.000 Meter Höhe, in einem unbewohnten Gebiet, das zur Kommune Malselv gehört. Das wissenschaftliche Instrument, die „Nutzlast“, wurde nach Angaben des SSC in „gutem Zustand“ geborgen, auch Verletzte oder Sachschäden wurden keine gemeldet.

„Zu früh, um über Ursache zu spekulieren“

Laut SSC-Sprecher Philip Ohlsson sei der Motor der ersten Stufe der Rakete in der Nähe der Esrange-Basis in Schweden gelandet, der Motor der zweiten Stufe und die „Nutzlast“ mit dem Fallschirm seien jedoch auf norwegischem Territorium gelandet. Das sei eine Abweichung, „die wir ernst nehmen“, zitierte BBC Marko Kohberg vom Esrange Space Center. „Es ist noch zu früh, um über die Ursache zu spekulieren, und wir warten auf weitere Informationen aus der laufenden Untersuchung.“

Laut dem Esrange Space Center wurden die norwegischen Streitkräfte und die schwedischen Behörden kurz nach dem Vorfall kontaktiert. Auch die örtlichen Behörden in Malselv wurden laut Angaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks NRK über den Vorfall informiert. Derzeit wird eine Untersuchung eingeleitet, um die technischen Hintergründe zu ermitteln.

Vorfall nicht einmalig

Das norwegische Außenministerium teilte mit, dass es weder über die Landung der Rakete noch über die Bergung ihrer „Nutzlast“ offiziell informiert wurde, obwohl ein Vorfall wie dieser zu „großen Schäden“ führen könnte. „Der Treibstoff könnte verunreinigt sein, und es könnte giftiges Material enthalten sein. Wir wollen einfach davon ausgehen können, dass die richtigen Regeln befolgt werden“, so die Sprecherin des norwegischen Außenministeriums.

Der Vorfall sei ungewöhnlich, aber nicht einmalig, schreibt die öffentlich-rechtliche Fernsehgesellschaft Schwedens, SVT. Das letzte Mal, dass eine Rakete auf der norwegischen Seite der Grenze gelandet ist, sei allerdings im Jahr 2009 gewesen.